Aus Tegucigalpa: Ein kleiner Vorweihnachtssplitter steht wieder mal an… (44)

Julieta Castellanos

Julieta Castellanos

Die Polizei – dein Freund und Helfer

Hohe Wellen schlägt derzeit hier in Honduras die Ermordung zweier junger Männer – einer davon der Sohn der hiesigen Uni-Rektorin (Universidad Nacional Autonoma de Honduras) Julieta Castellanos. Sie ist auch Mitglied der sog. Wahrheitskommission, die die Vorgänge rund um den Putsch vor zwei Jahren klären soll.

Am Tag nach dem Mord stellte sich schnell heraus, dass die Tat nicht irgendwelche Banden oder Räuber begangen hatten, sondern eine Polizeistreife mit 4 Mann. Trotzdem ließ man die vier am darauffolgenden Wochenende in Urlaub gehen – seitdem wurden sie nicht mehr gesehen.

Nach massiven Protesten und Demonstrationen in der Bevölkerung sah sich die politische Führung genötigt, Aufräumarbeit zumindestens vorzutäuschen. Auch das Ausland und alle Menschenrechtsorganisationen protestierten. Die Rektorin sprach von mindestens der Hälfte der Polizeikräfte, die korrupt wären. Die Antwort der Politiker: Umbesetzung aller leitenden Kräfte in andere Regionen, vorübergehender Einsatz des Militärs für Polizeiaufgaben, Sonderdrill der vorhandenen Kräfte (die Einsatzkräf­te durften vor der Presse ein paar Run­­den in Marsch­formation drehen). Und der Polizeichef bekam einen Nachfolger, der schon vor Jahren in Korruptionsskandale verstrickt war. Kosmetik also. Honduras.

Vielleicht erklärt die „intensive Polizeiarbeit“ aber auch den Sprung von Honduras an die Weltspitze der Mord­statistik mit 86 Tötungsdelikten pro 100.000 EinwohnerInnen – und einer Aufklärungsrate von 2 bis 3 Prozent. Tegucigalpa, wo ich lebe, ist bei diesen Delikten auf Platz 5 im Städtevergleich vorgerückt – mit 142 Morden.

Zum Vergleich: Im Landkreis Weilheim-Schongau mit seinen 130.000 EinwohnerInnen würde jeden zweiten Tag jemand umgebracht …

Und auch mal was Positives: Windmühlen

Letzten Monat ist hier in der Nähe der Hauptstadt der größte Windpark von ganz Zentralamerika in Betrieb gegangen: 51 Windräder mit einer Gesamtleistung von 100 Megawatt drehen sich nun am »Cerro de Hula«, zirka 20 Kilometer südlich von Tegus.

Zusammen mit meinen KollegInnen besuchte ich die Anlage, die beeindruckend an der Ausfahrt zum Süden, dem Pazifik, steht (siehe Fotos unten). Von dort kommt auch der Wind, der bis auf 1-2 Monate in der Trockenzeit beständig weht: die zirka 1200 Meter Meereshöhe verstärken dies auch noch.

Die rund 100 Megawatt sorgen dafür, dass zumindest in den nächsten 20 Jahren ein Teil der Stromerzeugung sauber erfolgt. Derzeit können damit 6 bis 8 Prozent der gesamten honduranischen Stromnachfrage abgedeckt werden.

Hauptsächlich spanische Investoren haben die Windräder aus den USA bezogen – das Hauptproblem waren allerdings die Nutzungsrechte an den Grundstücken, wie uns der leitende Ingenieur erzählte. Gefördert hat auch die Interamerikanische Entwicklungsbank – und auch einige Entwicklungshilfegelder aus Deutschland stecken mit drin.

Insgesamt eine beeindruckende Erfahrung – High-tech lohnt sich auch in diesem Land: Ökologie ist wirtschaftlich – man muss bloß wollen!

 

Nahe bei Tegucigalpa: Der größte Windpark in Zentralamerika mit einer Gesamtleistung von 100 Megawatt

 

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