Autoverkehr: Darf es ein bisschen weniger sein?

So soll es sein: ein CarSharing-Auto ersetzt 10 private Autos

Wohnen Sie in einer Stadt oder in einem Dorf? Halten Sie doch einmal inne und nehmen Sie wahr, welche Geräusche Sie deutlich hören und welches Hintergrundrauschen Sie üblicherweise ausblenden. Bestimmt merken Sie bald, dass ein ständiges Brummen und Rauschen von den nahen und fernen Straßen herkommt.

Längst haben wir uns an den vielen Autoverkehr gewöhnt. Der Lärm und Schmutz wird als unabdingbar angesehen, der zunehmende Flächenverbrauch schleicht unbemerkt voran. Der Platz ist im öffentlichen Raum großenteils für den Kraftverkehr reserviert. Gerne weichen wir als Fußgänger vor den Autos in die schmalen uns zugewiesenen Bahnen zurück, das Auto ist schließlich größer, stärker und stabiler als wir Menschen.

Unser eigenes Auto vor der Tür oder in der Garage mag den Gedanken aufkommen lassen, dass wir ein bisschen mitverantwortlich sind für diese Situation. Gerne bestätigen wir uns selbst die Notwendigkeit eines stets präsenten Mobilitätsangebots und lassen uns von der Propaganda für den Elektroantrieb und vom Gemurmel moderner Schadstoffvermeidungstechnik das Gewissen grün waschen.

Doch wenn man ernsthaft darüber nachdenkt wird klar: die einzige umweltfreundliche Autofahrt ist die, die nicht stattfindet. Und um aus dieser Erkenntnis eine Handlung werden zu lassen gibt es nur eine Anweisung: das eigene Auto abschaffen; denn solange das Auto vor der Tür steht, wird es auch benutzt. Ohne Auto bewegt man sich wieder mehr mit den Füßen und dem Fahrrad, nutzt die Öffis. Schließlich sollen sich die Verkehrsflächen für Menschen wieder vergrößern, das Angebot gemeinsamer Mobilität mit Bus und Bahn soll sich verbessern.

Bleiben wir realistisch: so ein Auto ist auch manchmal sinnvoll und nötig. Sei es für den Getränkeeinkauf, eine Fahrt zum Wertstoffhof, Familienbesuch bei der Oma auf dem Land oder auch eine Urlaubsfahrt. Und genau für diese vereinzelten Zwecke bietet sich an, ein Auto gemeinsam mit anderen Gleichgesinnten zu nutzen, sozusagen ein geteiltes Auto.

Damit der zeitliche und finanzielle Aufwand an Anschaffung, Pflege, Fixkosten und natürlich auch der Kostenabrechnung für dieses teilAuto nicht bei einem alleine hängen bleibt, haben sich schon vor Jahrzehnten kleine Gruppen gebildet und das CarSharing erfunden.

Der Verein Ökomobil Pfaffenwinkel betreibt das CarSharing-Projekt schon seit 17 Jahren erfolgreich in Weilheim mit inzwischen 10 Autos. In vielen weiteren Gemeinden haben sich Standorte etabliert: in Schongau, Peiting und Peißenberg gibt es 6 Autos an 4 Standorten, in Bernried, Penzberg, Benediktbeuern und Murnau werden weitere 9 Autos angeboten. Dabei legt der Verein Wert auf ein breites Angebot unterschiedlicher Fahrzeugtypen: kleine 4-Sitzer, Mittelklassewagen und große 7-Sitzer, die auch für Transporte geeignet sind, stehen bereit. Wer sich als Teilnehmer registriert, kann die Autos spontan oder lange im Voraus online reservieren. Das ist ein Angebot, mit dem auf einen eigenen PKW verzichtet werden kann: weniger Auto – mehr Mobilität.

Martin Heinz, ÖkoMobil Pfaffenwinkel e. V.
www.carsharing-pfaffenwinkel.de

 

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