Biomasseheizkraftwerk in Penzberg

Biomasseheizkraftwerk in Augsburg

Biomasseheizkraftwerk in Augsburg

Man reibt sich verwundert die Augen. Diejenigen, die vor gar nicht langer Zeit mit Tränen in den Augen das Waldsterben beklagt haben, machen sich nun in ihrem Bio-Wahn zum Anwalt für die Totengräber des Waldes. Es sind doch Märchenerzähler, die den Penzbergern einreden wollen, dass man die benötigte Biomasse (Waldfrische Hölzer aus der Waldpflege- und Ernte, Sägewerksresthölzer, Rinden, Späne, Hackschnitzel, Kappholz, Landschaftspflege- und Straßenbegleitgrün, Gebrauchthölzer) von jährlich 70.000 Tonnen (in Worten: siebzigtausend) im Umkreis von 150 km beschaffen kann. Das haben auch die Wiener geglaubt, wo Europas größtes Biomasseheizkraftwerk steht; und jetzt holen sie sich die Biomasse schon aus bis zu 450 km Entfernung, auch aus Deutschland (siehe Wikipedia). Wenn sogar der Vorsitzende des österreichischen Biomasseverbandes, Horst Jauschnegg, öffentlich erklärt „Wir sagen: Hände weg von Biomassekraftwerken für Strom“ und es für „nicht rentabel hält, Holz für die Gewinnung von Strom zu verbrennen“ (siehe Die Presse vom 15.5.2012), dann muss es doch bei allen Kommunalpolitikern klingeln. Das Biomassekraftwerk Malsch bei Karlsruhe startete am 29.10.2008 den Probebetrieb, und am 15.4.2009 stellte der Betreiber schon Antrag auf ein Insolvenzverfahren, weil ihm die Kosten davonliefen. Die Preise für Holz und Holzabfälle sind in den letzten Jahren dramatisch gestiegen. Der Hackschnitzel-Preis stieg von Juli 2004 bis Juli 2009 um 80% (siehe Wikipedia). Und wegen des zunehmenden Verbrauchs von Pellets und Biomasse für Kraftwerke werden die Preise weiter dramatisch steigen. Und wo sollen denn die gigantischen Mengen Biomasse, die in den schon bestehenden und in den geplanten Biomasseheizkraftwerken gebraucht werden, überhaupt herkommen? Soviel Biomasse gibt es gar nicht. Da werden dann schon mal kontaminierte Bauhölzer verbrannt, was in etlichen Biomasseheizkraftwerken sogar erlaubt ist. Etliche der Biomasseheizkraftwerke sind mangels Biomasse zu reinen Müllverbrennungsanlagen verkommen. Wenn »Bio« draufsteht, ist offenbar jede Sauerei erlaubt. Aber selbst die kontaminierten Bauhölzer reichen nicht aus, um den riesigen Bedarf an Biomasse zu decken, und deshalb geht es dem Wald »an den Kragen«. Am 29.10.2010 rief die Holzwerkstoffindustrie zu einer Protestkundgebung auf. Sie kritisierte, dass immer mehr industriell nutzbares Holz in Biomassekraftwerken verschwindet (siehe »top agrar online« vom 26.10.10). Nach Berechnungen der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO droht der europäischen Wirtschaft ab 2020 eine dramatische Holzverknappung. Sie schätzt die jährliche Unterversorgung auf 430 Millionen cbm Holz. Diese Fehlmenge entspricht 17 Millionen Güterwagen mit Holzstämmen (siehe »top agrar online« vom 26.10.2010)

Biomasseheizkraftwerk Penzberg

Das gerodete Waldstück im Industriegebiet Nonnenwald in Penzberg, auf dem ein Biomasseheizkraftwerk geplant ist. Nebenan sind die Firma Roche mit über 4000 Mitarbeitern und einige andere Betriebe.

Was ursprünglich als fortschrittliche Energiewende gedacht war, entwickelt sich allmählich zu einem Fass ohne Boden und zu einer skandalösen Geldumverteilung von unten nach oben. Wer genug Geld hat, um in erneuerbare Energien zu investieren, bekommt nach dem Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) für jedes erzeugte Kilowatt Strom 20 Jahre lang die sog. Einspeisungsvergütung (ESV), die den kleinen Stromverbrauchern über die Stromrechnung weggenommen wird. Zum angeblichen Erhalt ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit müssen die größten Stromverbraucher (Aluminiumhütten etc.) fast keine ESV bezahlen, was ein noch größerer Skandal ist. Der EEG-Anteil am Strompreis betrug 2010 noch 2,047 Cent pro kWh, 2011 aber schon 3,53 c/kWh (siehe Umweltinstitut München e.V.). Er wird in den nächsten Jahren weiter dramatisch ansteigen und irgendwann die Hälfte und mehr des Strompreises ausmachen, wenn weiterhin im bisherigen Tempo in Sonnenkollektoren, Windkraftanlagen und Biomassekraftwerke investiert wird. Nach den bis jetzt abgeschlossenen Verträgen soll die ESV bereits bis zu 100 Milliarden Euro kosten. Mit der für Photovoltaik bezahlten ESV werden schon seit Jahren die Solarzellen-Hersteller in China subventioniert, die in Europa einen Anteil von 70 bis 80 Prozent gewonnen haben (siehe Frankfurter Rundschau vom 6.9.2012), während die deutschen Solarzellen-Hersteller inzwischen fast alle pleite und tausende von Arbeitsplätzen verloren gegangen sind. Und weil man auf dem Gebiet Regenerierbare Energien fast wie im Schlaf Geld verdienen kann und die Regierung nicht fähig ist, die Notbremse zu ziehen, tummeln sich immer mehr „Finanzhaie“, „Heuschrecken“ und Kriminelle in diesem Geschäft. Jetzt sind ein paar „Finanzhaie“ offenbar auch in Penzberg eingefallen und haben dem Stadtrat ein Biomasseheizkraftwerk schmackhaft gemacht. Haben denn die Penzberger Stadträte der SPD, der CSU und der GRÜNEN in den letzten Jahren geschlafen und nicht mitbekommen, wie viel Schindluder inzwischen mit „Bio“ und den Alternativen Energien getrieben wird?

Hans Neuber

Hans Neuber, Iffeldorf

In den Baubeschreibungen für das geplante Biomasseheizkraftwerk ist die Rede von einem Kamin mit 40 oder 50 Metern Höhe. Was aus einem solchen Kamin herauskommt, riecht mitunter sehr streng und macht nicht an der Stadtgrenze von Penzberg halt. Wie kommt der Penzberger Stadtrat überhaupt dazu, über die Köpfe der Iffeldorfer, Seeshaupter, Antdorfer, Habacher, Sindelsdorfer, Bichler, Benediktbeurer, Kocheler, Bad Heilbrunner usw. hinweg eine Entscheidung zu treffen, die uns alle angeht? Wenn die Penzberger Stadträte diese Entscheidung nicht rückgängig machen und es tatsächlich zu Bauvorbereitungen für dieses Biomasseheizkraftwerk kommt, dann werden ihnen die Tannenzapfen um die Ohren fliegen.

Hans Neuber, Iffeldorf
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1 Kommentar

    • Justus Schütze auf 8. April 2014 bei 15:31
    • Antworten

    Danke für diesen interessanten Artikel, Herr Neuber!

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