Cäsium im Wild(schwein) – Tschernobyl ist noch nicht »gegessen«

Verstrahlt Hase Titel

Damals – lang, lang ist’s her – auf einem Feld bei Tschernobyl…
… und jetzt fressen Schwarzkittel das Cäsium weg!

Ein kurze Reportage von Sigi Müller

24 Jahre nach der Atomreaktor-Katastrophe in Tschernobyl sind vor allem im Süden Deutschlands insbesondere Wildschweine immer noch radioaktiv verseucht. Wenn mehr als 600 Becquerel gemessen werden, muss das erlegte Tier entsorgt werden. Dass in manchen Gebieten ein sehr hoher Anteil der geschossenen Tiere radioaktiv verseucht ist, bestätigt mir Dr. Karl Breu, Leiter des Gesundheitsamtes, in einem Gespräch bei der letzten Kreistagssitzung. Der Landtagsabgeordnete Dr. Christian Magerl schreibt mir auf Anfrage: „Wir haben zu 20 Jahre Tschernobyl entsprechende Anfragen im Landtag gemacht. Damals waren die Werte noch sehr hoch. In manchen Revieren lagen 100 Prozent der geschossenen Wildtiere über 600 Becquerel.“

WildschweinAlexander Mania, Bayerische Staatsforsten, Forstbetrieb München, ist Schwarzwildberater für das südwestliche Oberbayern. Grundsätzlich sei davon auszugehen, sagt er, dass bei Rehwild die Cäsiumbelastung nicht so gravierend ist. Und bei Niederwild (Hasen usw.) sei die radioaktive Belastung zu vernachlässigen. (Das hat auch damit zu tun, weil diese Tiere bei der Nahrungsaufnahme den Boden nicht so aufwühlen.) Beim Schwarzwild könne es durchaus sein, dass in manchen Regionen die Hälfte der im Herbst geschossenen Tiere in der Tierkörperverwertung landet. Der Schwarzwild-Experte zum Thema Abschusszahlen: „Anfang der achtziger Jahre wurden etwa 6000 Tiere in Bayern geschossen. Die Anzahl der Wildschweine hat sich im Lauf der letzten Jahrzehnte allerdings dramatisch erhöht.“ Deshalb bedauert er, dass die Abschusszahlen zurzeit wieder rückläufig sind, „von 60000 geschossenen Schweinen im Jahr 2008 auf etwa 40000 im Jahr 2009“. Alexander Mania: „Kontrolle der radioaktiven Belastung und entsprechendes Handeln bei zu hoher Belastung ist gelebter Verbraucherschutz.“ In den staatlichen Forstbetrieben sei man sich dieser Verantwortung bewusst.

Von Nikolaus Stöger, Forstbetriebsleiter im Forstbetrieb Landsberg, erhalte ich Infos über die Lage im Sachsenrieder Forst.

Rehwild: Es wird etwa die Hälfte der geschossenen Tiere getestet. Jagdzeit 2008/2009: Von 290 getesteten Tiere waren 7 Tiere kontaminiert. In den beiden Jahren davor, also 2005/2006 und 2006/2007, wurde der Grenzwert beim Rehwild nie überschritten. Beim Schwarzwild sieht es anders aus. Von den 7 geschossenen Schweinen im obigen Zeitraum (= 2008/2009) sind 2 – also etwa 29 Prozent – in der Tierkörperverwertung gelandet. Beim Schwarzwild wird jedes erlegte Tier getestet. Beim Rehwild gibt es Probenpläne. Die Anzahl der getesteten Tiere steht dabei im Verhältnis zum Ausmaß der in vergangenen Jahren aufgetretenen Kontamination. Das heißt: Die Zahl der getesteten Tiere erhöht sich, wenn die Kontamination der Tiere in den Vorjahren gestiegen ist. Herr Stöger legt Wert auf den Hinweis, dass der Verbraucher beim Schwarzwild aus Staatswäldern absolut sicher sein kann, dass alle in den Handel gebrachten Tiere unter dem Grenzwert von 600 Becquerel liegen. Auch beim Rehwild herrscht eine relativ hohe Sicherheit durch die oben beschriebene situationsbezogene Anpassung der Probenpläne.

(Fortsetzung folgt)
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