Das große Unbehagen an der Politik, an der Theologie und an der Habengesellschaft

Maria Möhrle

Maria Möhrle

Die Tatsachen sprechen für sich: Im »christlichen« Land besitzen

10 % der Bevölkerung 66,6 % Vermögen

40 % der Bevölkerung 32 % Vermögen

50 % der Bevölkerung 1,4 % Vermögen

Die Kluft zwischen Arm und Reich wird von vielen diagnostiziert, nicht nur gefühlt. Besitzen bedeutet mehr Macht und Einfluss, mehr Möglichkeiten in allen Bereichen. Schröder und Genossen waren die willfährigen Macher der Agenda-Politik, sie haben das Tor aufgestoßen, sie haben erst ermöglicht Hartz IV, Niedriglöhne, Arbeitnehmer als Bittsteller, Unternehmer mit Sklavenhaltermentalität. Ob dieser »sozialdemokratischen Errungenschaften« wird Deutschland vielfach gelobt und gerühmt. Der Preis dieser Politik ist hoch, bezahlt wird er von den Arbeitnehmern, Profiteure sind die Unternehmer.

Das Finanz- und Bankenwesen bietet nie dagewesene Möglichkeiten, Reichtum zu vermehren, Regulierungen sind bislang politisch nicht durchsetzbar.

Das Erbrecht sorgt dafür, dass Riesenvermögenswerte auf die nächste Generation übergehen. Reiche Eltern, reiche Kinder, reiche Erben bedeuten neue Machtverhältnisse, Ungleichheit und ungerechte Chancen.

In Bayern kann die CSU auf die absolute Mehrheit hoffen trotz der Skandale über die Verwandtenbegünstigungen, trotz Justizskandal, trotz ihrer traditionellen Gesellschaftspolitik.

Diese Politik existiert. Tafeln existieren, Kinderarmut, Altersarmut existieren, Frauen, oft Alleinerziehende, ohne gerechten Lohn, Löhne ohne Auskommen existieren. Peer Steinbrück als Kanzlerkandidat hat viele Kompetenzen – als sozialdemokratischer Wunschkandidat zählt allein das Ziel, die mögliche rot rot grüne Mehrheit für eine Politik für die Menschen am Rand zu verwirklichen.

Auf dieser denkwürdigen und fragwürdigen Basis existiert das Christentum trotz der Missbrauchsskandale. Kirchen, Bistümer, Amtsträger besitzen ebenfalls großen Reichtum bei prunkvoller Darstellung und feudalen Lebensverhältnissen, bei schwindendem Ansehen ohne Überzeugungskraft. Reformen sind auch mit dem neuen Papst nicht zu erwarten – obwohl starke Zeichen und Worte sein kurzes Pontifikat auszeichnen. Ohne echte Reformen und Veränderungen, ohne eine eroszentrierte Sexualmoral, ohne Frauenbeteiligung und Aufhebung des Zölibats ist der Katholizismus mit Recht zum Scheitern und zum Untergang verurteilt.

Nicht Gerechtigkeit, ist Mitte und Richtschnur des existierenden Christentums, die Eucharistie ist magisches Ersatzmysterium, Sakramente sind religiöse Verzierung wichtiger Lebensabschnittsfeierlichkeiten.

Alan Posener zitiert in seinem Buch »Benedikts Kreuzzug« E. Wiesel mit der Aussage: „In Auschwitz ist nicht das Judentum gestorben, sondern das Christentum.“

Die Gesellschaft des grenzenlosen Habens ist Ergebnis einer systematischen Erziehung zum Haben. Aus Wohlstand für alle wurde das Haben für wenige. »Soviel du brauchst« war das treffende Motto des diesjährigen Evangelischen Kirchentages. Das Trachten nach Wohlstand hat eine Grenze, die heißt Gerechtigkeit. Möglich, machbar, politisch und ethisch durchsetzbar durch eine Erziehung zum Selbst und zum Sein, zum Selbstsein, zum Glücklichsein im Du.

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