Der Bankster kann’s nicht lassen!

Bezüge: SZ-Artikel , »Hahn abgedreht«, Wirtschaftsteil, 24. Februar 2017 / MM-Artikel »Bayern LB will US-Ölpipeline nicht mehr mitfinanzieren«, 23. Februar 2017

Foto Alfred Honisch

Alfred Honisch, Weilheim

Gut, wenn die Bayerische Landesbank kein weiteres Geld mehr in die Fracking-Pipeline in North-Dakota steckt!

Aber einen Versuch war es wohl wert, kann man nur resümieren. Jetzt, nachdem LB-Chef Dr. Riegler, in nichtöffentlicher Sitzung im Bayerischen Landtag, offene Fragen zu den »Finanzdienstleistungen« der Hausbank des Freistaats beantworten musste.

Zum Beispiel: Worauf gründete sich die Zusammenarbeit mit dem US-Konzern Energy Transfer Partners, die – als einzige deutschen Bank – die Bayern LB von der Lukrativität eines 120 Mio. Dollar-Investments überzeugen konnte, von 38 Bankinstituten weltweit, 17 davon für den Abschnitt der Dakota Access Pipeline (DAP)? Was steht da im Gesetz über die Bayerische Landesbank? „… sie ist eine im Wettbewerb stehende Geschäftsbank, die sich regional schwerpunktmäßig auf Bayern, Deutschland und die angrenzenden Wirtschaftsräume Europas konzentriert.“ Hat sich hier schon wieder die Maxime »Gier frisst Hirn!« Bahn gebrochen? Ähnlich wie 2008, beim Hypo Alpe Adria-Desaster der Bayern LB?

Unangenehm dürfte auch die Finanzierungsfrage sein. Vulgo: „Woher kam die Kohle?“ Üblicherweise refinanziert auch die Bayern LB 120 Mio. Dollar über Einlagen von Sparkassen, Privatanlegereinlagen, aber auch über den Kapitalmarkt. Nur dann, wenn die Bayern LB selbst Anleihen ausgegeben hat, mit der gleichen Laufzeit wie der 120 Mio. Dollar-Kredit, wären tatsächlich keine Sparkassen-Einlagen dafür herangezogen worden.

Spareinlagen bayerischer Kunden für ein Pipeline-Projekt? In der Tat eine krasse Vorstellung! Eine »regional schwerpunktmäßige Baumaßnahme« in North Dakota, im Indianerland und an Kulturstätten der Ureinwohner, mit dem Projektziel, schlammiges, teerartiges Öl aus Kanada zu den US-Raffinerien an der Golfküste zu bringen! Ganz auszuschließen ist grundsätzlich gar nichts! Glaubhaft verneint hat das mir gegenüber nur ein Sparkassen-Chef.
Und da wäre noch der Verhaltenskodex der Bayern LB! Für den Bereich „Nachhaltigkeit und Ethik“ heißt es da: „Wir nehmen unsere Verantwortung durch die Berücksichtigung ökologischer, ökonomischer und sozialer Aspekte entlang der gesamten Wertschöpfungskette wahr.“ Und weiter: „In unserem Handeln und in der Beurteilung von Geschäftsbeziehungen und -transaktionen gilt der Grundsatz der ethischen Verantwortung.“

Noch bevor die Dakota Access Pipeline (DAP) überhaupt ihren Betrieb aufgenommen hat, wurden immer wieder Leckagen beim letzten Bauabschnitt gemeldet, zuletzt Mitte Mai 2017.

Ursprünglich war als Starttermin Ende März geplant, aktuell wird es wohl Anfang Juni 2017 werden, so ETP, die ausführende texanische Firma Energy Transfer Partner.

Stets galt die Hauptsorge der Sioux-Indianer einer möglichen Trinkwasserverschmutzung. Die 1600 Kilometer(!) lange DAP führt am Missouri-Fluss entlang, tangiert den Oahe-Staudamm und durchschneidet das Reservat »Standing Rock«.

Fazit: Per se sind Banker nicht weniger aufrichtig als andere Menschen. Erst ihr Arbeitsumfeld macht sie zu Lügnern. (vgl. »The Economist« vom 20.11.2014, »Lying cheating Bankers«)

Alfred Honisch, Weilheim
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