Die Kunst der Manipulation

Titel Manipulation

… alles geschönt: Arbeitslosigkeit, Finanzen, Einkommen, Begriffe… (Bild: Jürgen Müller)

Präsentationsversuch: die alternative Arbeitslosenzahl

Ende September war in den Leitmedien zu lesen: „Arbeitslosenzahlen erreichen tiefsten Stand seit 1991“ (im Stern). „Jobwunder“ (im Focus). „Sonnige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt“ (im NDR). „Der Arbeitsmarkt feiert Rekorde“ (im SPIEGEL) … stets mit dem Hinweis, „niedrigster Wert seit der Wiedervereinigung“. Die Zahlen sind allerdings nicht mehr vergleichbar. Denn die Bundesagentur für Arbeit zeigt seit Jahren (in wessen Auftrag?) viel Kreativität, um die Arbeitslosenzahlen kleinzurechnen.

Die Zahl der offi­ziell erfassten Arbeits­losen in Deutsch­land wurde Ende September auf 2.795.570 Per­sonen beziffert. Zusätz­lich waren jedoch 1.121.326 Per­sonen in arbeitsmarktpolitischen Maß­nahmen untergebracht. Die Unter­be­schäf­ti­gungs­quote wird mit 9,2 % angegeben, das sind weitere 3.935.160 Per­sonen. Im Übrigen gibt es dann noch 6.969.198 Leis­tungs­emp­fänger im Recht­skreis SGB II/SGB III. – Das ARD-Morgenmagazin kritisierte auch die offizielle Statistik und kam auf rund 4,4 Millionen Arbeitslose.

Die ungezählten Arbeitslosen

Seit 2007: Sonderregelung für Arbeitssuchende nach Beendigung des 58. Lebensjahrs. Finden sie länger als ein Jahr keine Arbeit, gelten sie offiziell nicht mehr als arbeitslos. Seit 2009: Arbeitssuchende werden nicht mehr erfasst, die von einem privaten Jobvermittler betreut werden. Außerdem nicht erfasst sind Teilnehmer an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, Ein-Euro-Jobber, Personen in Weiterbildung, Übergangsgeldempfänger, Exis­tenzgründer mit Zuschüssen vom Staat sowie auch jene, die trotz akademischer Ausbildung an fragwürdigen Jobtrainings teilnehmen müssen oder Kaufmannsladen spielen dürfen. Sie beziehen zwar Arbeitslosengeld, werden aber bei den Arbeitslosenzahlen nicht berücksichtigt und sind bei der Jubelzahl von etwa 2,8 Millionen Erwerbslosen nicht mit dabei! Warum? Begründung: Fehlanzeige!

Armut trotz Arbeit

Im Oktober ist die offizielle Arbeitslosenzahl auf 2,737 Millionen gesunken. Demzufolge haben in Deutschland immer mehr Menschen eine Arbeit und sind dennoch von Armut betroffen. Was soll das bedeuten? Macht uns Arbeit arm?

Im Jahr 2009 galten nach Berechnungen des Statistischen Bundesamt 15,6 Prozent der Bevölkerung als armutsgefährdet. Das heißt: Etwa 12,6 Millionen Menschen können, obwohl sie überwiegend einer Beschäftigung nachgehen, von ihrer Arbeit nicht leben.

Es reicht also nicht, einen Job zu haben, um die Existenz zu sichern. Wäre das anders, müssten die Armutszahlen ja ungefähr auf dem Niveau der offiziellen Arbeitslosenzahlen liegen. Aber die Arbeitslosenzahlen sind ja über die Jahre hinweg immer weiter geschönt worden. Wenn man nämlich zu den offiziellen Arbeitlosen alle diejenigen dazunimmt, die zwar arbeiten, aber nicht in unsere Sozialsysteme aktiv einzahlen, weil sie im Niedriglohnsektor beschäftigt sind, dann kommt man grob auf über 12 Millionen Menschen. Was nützt es also, wenn ein Mensch arbeitet, aber dennoch vom Staat bezahlt werden muss, damit er seine Existenz sichern kann? Darauf gibt es keine ehrliche Antwort. Mit Statistiken verschleiern die Regierenden diese Tatsache und tragen somit massiv zur Manipulation bei.

Zusammenstellung: Sigi Müller
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