Goodbye Wahnsinn! – Kritik am bestehenden Finanzsystem

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Alexander Neumeyer

Am Sonntag, 20. Oktober, fand im CafePlexx in Weilheim der Vortrag von Christian Ulrich Mayer zum Thema Geld und Zins statt. Im Rahmen einer Veranstaltungsreihe kritisierte Mayer das bestehende Finanzsystem. Er erläuterte zuerst an Hand von Grafiken den Geldfluss in einer Marktwirtschaft. Weiter führte er aus, dass Geld an sich keine Werte schaffen kann. Erhöht man die Geldmenge, ohne eine entsprechende Erhöhung an Waren, Dienstleistungen oder Investitionsgütern, wird nur die Inflation angeheizt. In unserer bestehenden Volkswirtschaft ist es so, dass dem Geldvermögen der Privathaushalte eine ungefähr gleich hohe Schuldenlast des Staates und der Unternehmen gegenübersteht. Staat und Unternehmen zahlen für ihre Schulden an die Geldeigentümer regelmäßig Zinsen. Diese Zinsen werden letzten Endes von Unternehmen erwirtschaftet. Konkret heißt dies, nach Abzug von Materialkosten und Löhnen verbleibt in der Regel ein Gewinn, von dem aufgenommene Kredite bedient werden müssen, da ein Unternehmen selten über genügend eigene Finanzmittel verfügt. Die Zinsen fließen über Banken auf die Konten von Privathaushalten. Verfügt ein Privathaushalt über ein entsprechend hohes Vermögen, wird er das eingenommene Geld nur zu einem Bruchteil für seinen Konsum ausgeben und den überwiegenden Teil gegen Zinsen erneut verleihen. Damit steigt sein Geldvermögen mit der Zeit immer rasanter. Aber alle diese Zinsen erwirtschaften die Mitarbeiter, Manager und geschäftsführenden Gesellschafter der Unternehmen. Mayer stellt sich nun die Frage was wäre, wenn ein Teil von Lohnerhöhungen nicht mehr direkt an die Mitarbeiter und Manager ausgezahlt würden, sondern damit nach und nach die Kredite des Unternehmens getilgt würden. Nach einigen Jahren oder Jahrzehnten müssten nur noch erheblich weniger Kredite über Banken und ähnliche Institute aufgenommen werden, allein noch Kredite für den privaten Konsum, den privaten Hausbau oder für geschäftliche Neugründungen. In der Folge wären immer mehr Mitarbeiter und Manager in Form von Eigenkapital an ihren Unternehmen beteiligt. Da Zinszahlungen wegfielen, würden die Gewinne der Unternehmen im Durchschnitt steigen und damit auch die Steuereinnahmen des Staates. Dieses Modell hätte obendrein den Vorteil, dass der Finanzminister nicht mehr den durch Zinsen eingenommenen unversteuerten Geldern auf ausländischen Konten nachjagen müsste und hierfür einen Schnüffel- und Denunzianten-Apparat benötigt.

Das Volksvermögen würde so, ganz ohne erzwungene Umverteilung durch eine Vermögenssteuer, langsam in breitere Volksschichten fließen und damit auch zukünftige Rentenlasten der arbeitenden Bevölkerung senken, da dann viele Rentner selber über ausreichend Vermögen verfügen.

Dieses relativ einfache, aber bestechende Modell hatte bereits der legendäre Minister Professor Ludwig Erhard Anfang der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts ins Spiel gebracht, war damit aber auf den erbitterten Widerstand der mächtigen Gewerkschaftsbosse gestoßen, weil diese um ihre Macht und ihren Einfluss fürchteten, wenn immer mehr Arbeitnehmer so langsam zu »Kapitalisten« würden. Sie argumentierten, dass dadurch den Arbeitnehmern ein unvertretbar hohes Risiko aufgebürdet würde. Denn es kommt in einer freien Wettbewerbsgesellschaft natürlich immer wieder vor, dass Unternehmen Pleite gehen und damit auch das darin investierte Kapital für alle Anteilseigner verloren geht.

Alexander Neumeyer, Piratenpartei
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