Vision: Gregor Gysi schreibt an Alexis Tsipras

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Tsipras,

vor ein paar Monaten war ich in der glücklichen Lage, Ihnen zu Ihrer Wahl zum Ministerpräsidenten Griechenlands gratulieren zu dürfen. Heute danke ich Ihnen recht herzlich für Ihre Glückwünsche zu meiner Wahl zum Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Ja, das Wunder ist geschehen! Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung hat mich, Dr. Gregor Gysi, zum Bundeskanzler meines Landes erkoren. Die Arroganz der abgewählten deutschen Politiker und deren schändlicher Umgang mit Ihrem Land war der Mehrheit des deutschen Volkes wohl unerträglich geworden.

Mit Respekt nenne ich Ihre politischen Ziele, die auch die meinen sind: die Altersarmut lindern, die Arbeitslosigkeit, vorrangig die Jugendarbeitslosigkeit überwinden, den Fachkräftemangel beseitigen, Steuergerechtigkeit schaffen, Frieden und Freundschaft mit allen Völkern der Welt …

Ich erinnere mich an Ihre erste Amtshandlung als Ministerpräsident. Blumen legten Sie nieder an der Gedenkstätte Kesariani. Dort wurden während des Zweiten Weltkriegs von deutschen Männern Hunderte von griechischen Widerstandskämpfern erschossen. Mir offenbart dieser Besuch, wie gegenwärtig Ihnen immer noch die leidvollen Erinnerungen an die deutschen Kriegsverbrechen sind.

Nun reisten und reisen Sie und Ihr Herr Finanzminister durch Europa, übernehmen die Verantwortung für die Misswirtschaft, die Ihnen Ihre Vorgänger-Regierungen hinterlassen haben und bitten um Linderung der Not Ihres Volkes – meine Hochachtung!

Niemals hätten ich und meine Regierung Ihre Bitten um Hilfe so unnachgiebig abgelehnt, wie dieses nun endlich abgewählte Gespann Merkel-Gabriel-Schäuble und Konsorten. Niemals hätte ich Ihre berechtigten Forderungen nach Wiedergutmachung als dumm bezeichnet, wie das dieser kuriose SPD-Vorsitzende getan hat. Niemals hätte ich dem deutschen Finanzminister genehmigt, in den Zeiten Ihrer Finanznot acht Milliarden Euro Steuergeld in die deutsche Kriegswirtschaft, will sagen, in die deutsche Bundes-, sprich Schrottwehr zu investieren, damit weiterhin Kriegsgeräte und Munition produziert werden, die keine andere Aufgaben haben, als in fremden Ländern zu zerstören und zu töten – wie geschehen in zwei Weltkriegen, geschehen auch in Ihrem Land.

Und niemals hätte ich zugelassen, an Ihre Vorgänger-Regierung deutsche Panzer und Unterseeboote zu verkaufen, zumal die desolate Finanzlage Ihres Landes damals längst bekannt war.

Nicht auszudenken, sehr geehrter Herr Ministerpräsident, wofür unsere Kinder und Enkel einmal bezahlen müssen, wenn die Länder, in denen gegenwärtig mit deutschen Waffen zerstört und getötet wird, Reparations- und Wiedergutmachungsansprüche stellen. Eines meiner politischen Ziele: Dass ein interkontinentaler Gerichtshof im Namen der kriegs- und terrorgeschädigten Länder alle Waffen- und Munitionsfabrikanten gnadenlos und rigoros zu Schadenersatz verurteilt, nämlich: Die Hersteller von Kriegszeug haften und zahlen für das, was ihre Produkte angerichtet haben. Es würde sich das seit Jahrhunderten so einträgliche Rüstungsgeschäft nicht mehr lohnen – es wäre ein Sieg für die unter den Kriegsbrutalitäten leidende Menschheit!

Ich bewundere, sehr geehrter Herr Ministerpräsident, Ihre und Ihrer Mitarbeiter unermüdliche Tapferkeit, zum Wohle des griechischen Volkes die Länder der Solidargemeinschaft Europas zu besuchen und um Verständnis und um Hilfe zu bitten. Nun erhebt freilich diese Solidargemeinschaft ein gewaltiges Geschrei, weil Sie auf Ihrer Good-will-Tour auch das mächtige Russland besuchen – Ihrem notleidenden Land zuliebe, wohlgemerkt. Lassen Sie sich nicht einschüchtern! Sie sind der Ministerpräsident eines souveränen Staates! Bewahren Sie Ihren stolzen Sinn!
Ich empfehle Ihnen, sich vertrauensvoll an unsere BILD-Zeitung und an vergleichbare europäische Boulevard-Medien zu wenden, damit diese ihr Lesepublikum darüber informieren, dass Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, also nach von uns verursachten Millionen von Toten und Milliarden von Kriegsschäden, von den damaligen Siegermächten großmütig behandelt worden ist, so dass möglich wurde, was wir heute das Wirtschaftswunder nennen. Dieses Wunder wünsche ich auch Ihrem Land – wir werden dazu beitragen.
Erinnern sollten die genannten Boulevard-Medien ihr geschätztes Lesepublikum ferner an das Jahr 1871. Damals hatte Deutschland Frankreich besiegt. Wie gingen die deutschen Sieger mit den französischen Verlierern um? Großmütig? Oder rücksichtslos unbarmherzig wie unsere abgewählte Regierung mit Ihrem Land? Das deutsche Kaiserreich erpresste von Frankreich fünf Milliarden Franc Reparationen!

Wir, einst genannt das Volk der Dichter und Denker, verdanken Ihrem Land die Grundlagen unserer Kultur: Sokrates, Platon, Aristoteles, Pythagoras, Hippokrates …, aber das kümmerte die Banausen der abgewählten Regierung nicht.
Nun, sie erhielten die gebührende Strafe per Stimmzettel – Ostrakismos nannten das Ihre Vorfahren vor vielen hundert Jahren.

Zum Schluss ein liebenswertes Kuriosum:

Ein deutsches Land, das sich Baiern schrieb, übernahm das griechische Y in seinen Namen und nennt sich seit 200 Jahren Bayern. München, seine Metropole, nannte sich stolz Isar-Athen! Und Berlin Spree-Athen!!

Seien Sie sich, sehr geehrter Herr Ministerpräsident, unter meiner Kanzlerschaft der Solidarität und der weitgehenden Hilfe des deutschen Volkes sicher!

Mit allen guten Wünschen grüße ich Sie

als Ihr sehr ergebener

Dr. Gregor Gysi,
Bundeskanzler der
Bundesrepublik Deutschland.

 

PS: Es wär zu schön gewesen, es hat nicht sollen sein.
Heinrich_Hans

 

In tiefer Trauer,
aber unverzagt –
ppa.
Hans Heinrich

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