Weltgeschehen im »Mainstream«

Reinhard Böttger

Reinhard Böttger

Atomkatastrophe in Japan – Libyen – Elfenbeinküste – Honduras …

Ein Kommentar zum Zeitgeschehen von unserem Redaktionsmitglied Reinhard Böttger, der seit vier Jahren in Honduras arbeitet

Ja, das waren wohl die herausragenden Meldungen der letzten Wochen – Honduras natürlich mit Abstrichen und die Strauss-Kahn`sche Sexaffäre als entlarvende Einlage, wie ein IWF-Scheff mit unwilligen Frauen (und Ländern) wohl umzuspringen gewohnt ist.

Doch was ist all diesen Ereignissen – und wie damit umgegangen wird – gemein?

Auf den ersten Blick nicht viel – und doch zeigt sich für mich ein ziemlich klares Grundmuster – die Verschleierung durch unsere ach so freien Presseorgane.

Mit der Katastrophe von Fukushima ereignete sich zum zweiten Mal innerhalb eines Vierteljahrhunderts ein nuklearer Supergau. Tschernobyl hinterließ bisher vermutlich 4.000 (offizielle russische Angaben) bis 1.400.000 (Gesellschaft für Strahlenschutz) Tote und unbestritten weitere Millionen Geschädigte in den nächsten Generationen.

Fukushima wird ähnlich übel ausfallen – doch wen interessiert das schon außer uns paar verrückten Außenseitern. Könnte man zumindest meinen, wenn man die Mainstream-Medien aufmerksam verfolgt.

Schon nach zwei bis drei Wochen kräht kein Medienhahn mehr danach – abgesehen von Randmeldungen über weitere Hiobsbotschaften aus den Katastrophenmeilern. Ähnlich wird Libyen abgehandelt – nachdem ein schnelles Ende des Gaddafi-Regimes nicht herbeigebombt werden konnte, verschwindet das Problem in den Medien. Wäre auch doof, allabendlich von Raketen zerfetzte Kinder zu bringen und auch hinderlich als Einstimmung auf die Pläne unseres neuen Kriegsministers: Militärpräsenz in der ganzen Welt zum Schutz »unserer« Rohstoffe und Nachschubwege.

Und Hand aufs Herz: Wann habt ihr das letzte Mal von der Elfenbeinküste oder Honduras gehört? Dort ist alles im Sinne der westlichen Wertegemeinschaft geregelt, die Geschäfte der Industrieländer laufen – also alles paletti – weiterer Kommentar überflüssig. Da fallen die paar hundert Kollateralgeschädigten nun wirklich nicht ins Gewicht.

Halt – außer es dreht sich natürlich um Kuba, China, oder Iran: dort haben wir die Pflicht, die Menschenrechts- und Demokratiebestrebungen täglich, nein stündlich einzuklagen.

Ich hoffe, mein doch manchmal aufkeimender Zynismus nervt euch nicht zu sehr.

Euer Reinhard
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