„Wir Fleischfresser“

Hallo Hans,[1]

bei euch kommt also nur selten Fleisch auf den Tisch. Heißt das vielleicht, an den anderen Tagen gibt’s Bratwurst oder Leberkäs? Spaß mal beiseite: Deine Glosse nehme ich gerne zum Anlass, deine Gedanken weiterzuspinnen.

Was wäre, wenn plötzlich eine große Mehrheit der Verbraucher vegetarisch oder gar vegan essen würde?  Immer mehr Menschen würden glücklich und entspannt, im Frieden mit sich selbst und im Einklang mit den uns umgebenden Tieren und der Natur leben. Immer mehr Menschen, die aus ethischen Gründen vegan leben, können das bestätigen.

Die endlose Erhöhung der Krankenkassenbeiträge könnte dann beendet werden, weil sog. Wohlstandskrankheiten wie Bluthochdruck, Herz- und Kreislauferkrankungen, Cholesterin, Dauerstress … drastisch zurückgehen würden. Ein Teil der Krankenkassenbeiträge müsste dann in die Rentenversicherung fließen, da die Menschen dann gesund älter würden. Siehe hierzu auch den Bericht von Herrn Reistle über den Vorzug pflanzlicher Öle in der letzten Ausgabe. Dazu sei noch angemerkt, dass pflanzliches Eiweiß mindestens genauso gut ist wie tierisches. Und der Slogan »Fleisch ist ein Stück Lebenskraft« ist nicht bewiesen und als Riesen-Werbegag der Fleischindustrie einzustufen.

Glücklicherweise entscheiden sich immer mehr Menschen für eine vegetarisch/vegane Lebensweise seit die furchtbaren Zustände und Haltungsbedingungen in der industriellen Tierhaltung immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Nur sehr wenige Menschen leben vegan, weil es gerade »in« oder »trendy« ist.

Serien wie »Tierschutz im Einkaufskorb« (TIERSCHUTZ WELT) u. a. bringen immer mehr Menschen dazu, sich nicht von den idyllischen Fotos von glücklichen Hühnern und Kühen auf den Verpackungen blenden zu lassen und sensibel dafür zu werden, wo unsere Nahrung herkommt. Eigentlich müsste auf vielen dieser Verpackungen stehen „gemästet mit Antibiotika“ oder „Eier von federlosen, blutenden Hühnern“.

Teigwaren, Kuchen und vieles mehr sollten nur gekauft werden, wenn auf den Verpackungen steht, dass Eier aus biologischer, tiergerechter Haltung verwendet wurden. Wenn eindeutige Hinweise auf Bio-Eier fehlen, sollte einem tierfreundlicheren Produkt der Vorzug gegeben werden, da die eierverarbeitenden Betriebe Eier aus dem Ausland verarbeiten dürfen, die oft unter katastrophalen Haltungsbedingungen produziert werden. Gerade in vielen östlichen Ländern sind nämlich nicht einmal minimalste Tierschutz-Standards vorgeschrieben.

Foto: Turkeys

„Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt“
Gandhi

Was passiert mit den 122 Millionen Hühnern? 122 Millionen männliche Hähnchen werden dann nicht mehr nach der Geburt geschreddert oder vergast und jedem der 122 Millionen lebenden Hühnern verbliebe dann mehr Platz als eine DIN A4 Seite, wenn keine weiteren Hühner mehr produziert werden. Die Vegetarier würden dann vielleicht Eier der Klasse 0 oder 1 kaufen, wo einem Huhn 6 m² zur Verfügung stehen. Kennzeichnung 2 Bodenhaltung klingt zwar gut, bedeutet aber Dauerstress auf einer Fläche von 1 m² für 9 Hühner.

In Deutschland und in Österreich ist Klasse 3 Käfighaltung verboten. Im Übrigen ist unser Nachbarland Österreich der Bundesrepublik in vielen Belangen des Tierschutzes meilenweit voraus.

Die 12.600.000 Kühe würden bald keine Milch mehr geben, da sie ja nicht mehr künstlich befruchtet werden und keine Kälbchen mehr gebären müssen, die ihnen nach der Geburt weggenommen und bis zu ihrer Tötung in Plastikkästen eingesperrt werden.

Stiere müssen nicht weggesperrt werden, denn diese sind bereits in den Besamungsstationen eingesperrt. Kaum ein Stier läuft mehr frei herum.

Was passiert dann mit unseren Bauern und unseren Wiesen? Die Landwirte würden dann mehr Obst und Gemüse, Raps, Sonnenblumen anbauen und Soja, das dann nicht mehr aus China importiert werden muss. Die Weiden würden abgeweidet von den freigelassenen Schafen, Ziegen, Pferden, Eseln, die dort bleiben dürfen, bis sie alle auf natürlichem Wege das Zeitliche gesegnet haben.

Nun zu den sog. »Nutztieren« – was für ein schreckliches Wort! Ein »Nutztier« empfindet den gleichen Schmerz, das gleiche Leid, die gleiche Angst und die gleiche Panik wie jedes andere Lebewesen.

Den Tieren, die für unser Fleisch, Schuhe, Medikamente, Kosmetik und vieles andere sterben, sind wir es schuldig,  sie wenigstens sorgsam und gut zu behandeln, und das auch noch auf dem Weg zum Metzger. Wenn der Verbraucher nicht mehr superbilliges Fleisch und Wurstwaren kaufen würde, könnten auch alle Schlachthöfe geschlossen werden und die dort vorherrschenden, grauenvollen Zustände sowie Tiertransporte beendet werden.

Nun zu unseren geliebten Haustieren, die sich dann auch auf eine andere Ernährung umstellen müssten. Ich habe 2 Katzen, selbstverständlich aus dem Tierschutz. Bei jeder Dose Katzenfutter, die ich kaufe, habe ich ein schlechtes Gefühl. Zum Teil werden beide Katzen vegan ernährt und es bekommt ihnen gut. Eine vegane Ernährung ist sowohl bei Katzen als auch bei Hunden möglich. Es gibt mittlerweile Hunde, die bis zu 26 Jahre alt geworden sind. Dazu steht in der Bibel: Allen Tieren des Feldes, allen Vögeln des Himmels und allem was sich auf der Erde regt, was Lebensatem in sich hat, gebe ich alle grünen Pflanzen zur Nahrung. So geschah es.

In der Übersetzung der Tora heißt es dazu: Da gebe ich euch alles samensäende Kraut, das auf dem Antlitz der Erde all ist, und alljedem Baum, daran samensäende Baumfrucht ist, euch sei es zum Essen, und allem Lebendigen der Erde, allem Vogel des Himmels, allem was auf Erden sich regt, darin lebendes Wesen ist, alles Grün des Krauts zum Essen. Es ward so.

Fleisch war also ursprünglich nicht als Nahrung für Mensch und Tier vorgesehen.

Einige Fleischesser werden jetzt argumentieren, dass in der Schöpfungsgeschichte auch die Rede davon ist, dass Gott den Menschen das Recht gegeben hat, über die Tiere zu »herrschen« oder zu »walten«. Aber ein Herrscher tötet üblicherweise nicht seine Untertanen, von einigen traurigen Ausnahmen abgesehen.

Auf die zum Großteil sinnlosen Tierversuche, Tiertransporte quer durch Europa zu Schlachthöfen in Osteuropa, über grauenvolle Zustände in Pelzfabriken in China usw. möchte ich hier nicht eingehen, das würde den Rahmen dieser Zeitschrift sprengen. Alle, die daran interessiert sind, können sich ja dazu im Internet informieren.

Erika Schönenborn, Peiting

 

Quellenangaben / Hinweise


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  1. Titel und Anrede nimmt Bezug auf die Glosse »Wir Fleischfresser« von Hans Hahn in der OHA-November-Ausgabe, Seite 15.
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2 Kommentare

  1. Hallo,
    ich hab den Februar-OHA heute gelesen. Da ist ja eine Widerrede zu diesem Artikel drin. Nur zwei Punkte:
    1. Artgerecht ist nur die Freiheit.
    2. Kein Tier stirbt freiwillig.
    3. Den Tieren ist es scheißegal, warum sie nicht gegessen werden.
    Ja, ich weiß, sind 3 statt 2. Macht aber nix.
    Meine Tochter hat mich überzeugt. Ohne Milch gibt es keine »Kälbchen«, die billig »vermarktet« werden.
    Diese Tiere sterben extra nur für unseren »Wunsch«, Milch, Käse, Leder usw. usw. zu »konsumieren«.

    Ich freu mich, wenn die Widerrede hier online ist.:-)
    LG, Dirk

  2. (Vorgriff auf den Februar-OHA): Kühe sehen wir auch im Süden Bayerns immer seltener draußen. Das »Landschaftsbild« wird sich durch Veganismus also nicht sonderlich ändern. Folgender Link könnte die Entwicklung drastisch beschleunigen. Gefallen will es mir ganz und gar nicht. Mein Einfluss ist wohl eher symbolisch. http://motherboard.vice.com/de/read/die-erste-laborgezuechtete-boulette-ist-da-und-sie-sieht-verdammt-lecker-aus-341

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