WLAN an Schulen im Landkreis Weilheim-Schongau – Kontroverse zu Laptop- und Tablet-Klassen

Sigi Müller

Sigi Müller

Nach wie vor gibt es einen seit Jahren gültigen Beschluss des Kreistages WM-SOG, dass an den landkreiseigenen Schulen nur Kabelvernetzungen, aber keine Funkverbindungen erlaubt sind. Doch jetzt mehren sich die Versuche, diese Beschlusslage zu Gunsten von Laptop- bzw. Tabletklassen auszuhebeln. So gibt es an der Realschule Schongau bereits eine erste entsprechende Klasse, die trotz der vorhandenen eindeutigen Beschlusslage schon vor mehr als einem Jahr eingerichtet worden ist. Im Schulausschuss wurde im Dezember 2014 der Antrag des Gymnasiums Weilheim für ein Pilotprojekt mit einer Tabletklasse trotz erheblicher Bedenken aus der Verwaltung und bei drei Gegenstimmen genehmigt. Diese kamen von Regina Schropp/Bayernpartei, Hans Schütz/Grüne und Elke Zehetner/SPD.

Ende Januar hat sich nun der Kreisausschuss noch einmal mit diesem Antrag beschäftigt und die Genehmigung durch den Schulausschuss mit 8 – darunter auch die Fraktionsvorsitzenden von CSU, SPD und Unabhängigen, nicht aber jener der Grünen – zu 5 Stimmen widerrufen. Ausschlaggebend für diese Wende dürfte vor allem ein engagierter Kurzvortrag von Kreisrat Hans Schütz (Fraktion Bündnis 90/Die Grünen) gewesen sein. Der anerkannte Mobilfunk-Experte zeigte dabei die verschiedenen Problemfelder auf – Gesundheitsschutz und Minimierungsgebot, Verantwortungsethik, pädagogische Beurteilung, lernpsychologische Erkenntnisse und gesellschaftliche Relevanz – die man bei einer entsprechenden Entscheidung berücksichtigen müsse, und forderte ein klares Nein zum vorliegenden Antrag.

Sigi Müller

Siehe hierzu auch folgende Pressemitteilung aus Baden Württemberg:

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Ärztekreis kritisiert Einsatz von Smartphones & Tablets
Offener Brief an Sozialministerin Altpeter und Kultusminister Stoch

Der »Ärztearbeitskreis Digitale Medien Stuttgart«, dem 20 Mediziner aus Baden-Württemberg angehören, kritisiert die Einführung von Tablets, Smartphones und WLAN als Unterrichtsmedien an Schulen. Dies sei eine unkritische Übernahme eines Fortschritts-Hypes. In einem »Offenen Brief« an die baden-württembergischen Ministerin Altpeter (Soziales, Gesundheit) und Minister Stoch (Kultus und Sport) schreiben die Mediziner, dass die aus der Wissenschaft und Medizin vorgebrachten Bedenken zur Nutzung digitaler Medien in den Schulen nicht beachtet würden.

Die von dem Ulmer Psychiater und Gehirnforscher Prof. Manfred Spitzer nachgewiesenen negativen Folgen für die Gehirn- und Lernentwicklung würden sich in ihrer ärztlichen Praxis bestätigen. Die Ärzte schreiben:
„Die Korrelation des Anstiegs von Überforderung, Kopfschmerzen, ADHS und psychischen Erkrankungen mit der wachsenden Nutzung der digitalen Medien ist besorgniserregend. Spitzer weist nach, dass die digitalen Medien – zu früh und unkritisch eingesetzt – das Lernen behindern und zur »digitalen Demenz« führen können.“

Die Ärzte kritisieren weiter, dass keine Veröffentlichung der Landesregierung vorliege, die sich mit den Argumenten von Prof. Spitzer auseinandersetze.

Aus ärztlicher Sicht besonders besorgniserregend sei auch die Strahlenbelastung durch die nichtionisierende Strahlung der WLAN-Frequenz. Nach dem Stand der Wissenschaft sei deren Gesundheitsschädlichkeit eindeutig. Erkenntnisse aus mehr als 40 in seriösen Fachzeitschriften veröffentlichten Arbeiten lägen vor, die nachweisen, dass die Belastung zu Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, ADHS, Spermienschädigungen bis hin zu DNA-Strangbrüchen und damit zu Krebs führen kann. Die Hersteller selbst warnten bereits vor einer körpernahen Nutzung der Geräte, fordern Mindestabstände, ebenso wie das Bundesamt für Strahlenschutz. Die US-Behörde FCC empfehle bei Tablets einen Sicherheitsabstand von 20 cm.

Wo weist die Landesregierung auf solche Sicherheitsregeln hin, wird gefragt? Wenn 30 Schüler im Klassenzimmer online seien, seien sie einem regelrechten Strahlengewitter ausgesetzt: „Wie sichert die Landesregierung ab, dass Eltern, Lehrer und Schüler über dieses Gefahrenpotenzial informiert werden?“, fragen die Ärzte.

Auch die Datenschutzfrage, so wird kritisiert, werde nicht beachtet. Der Datenstrom aus den Smartphones und Tablets bestehe aus sensiblen Informationen, z. B. Beurteilungen, Noten, Meinungsäußerungen und sei zum Abhören und Sammeln für kommerzielle Datenagenturen aber auch für kriminellen Missbrauch frei. Vor der Klärung des Datenschutzes könnten diese Geräte nicht eingesetzt werden.

Der Arbeitskreis fordert die Landesregierung auf, an den Schulen die Empfehlung auszusprechen, digitale Medien verkabelt zu nutzen und Projekte an Schulen für alternative optische Kommunikationstechnologien zu fördern. Der Ärztearbeitskreis will mit seinem Offenen Brief ein Nachdenken einleiten und schreibt:

„Wir bitten Sie deshalb um konkrete Antworten auf die ….Fragen und dabei davon abzusehen, uns mit vorgefertigten Textbausteinen des Bundesamtes für Strahlenschutz zu antworten. Wir erwarten eine eigene Position Ihres Hauses und der grün-roten Landesregierung.“

Der Ärztearbeitskreis sieht sich in seiner Kritik bestätigt durch die neue Stellungnahme »Mobilfunk und Gesundheit« der Landesärztekammer Baden-Württemberg vom 9.9.2014 und durch die neuen Warnhinweise für Smartphones des Bundesamtes für Strahlenschutz.

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