»Zur staden Zeit«

Weihnachten im Schnee, weiße Tannen rings um den See, Glockenklang vom Dorf, des is schee… Und während wir so dahinträumen, steht schwupp-di-wupp der Heilige Abend vor der Tür. Es ist wieder Zeit zum Innehalten & Nachdenken.

Gell, solche unglaublich positiv eingefärbten Zeilen sind Ihnen im OHA wohl total fremd. Aber – Sie brauchen sich mit Durchblättern gar nicht erst absichern, wäre völlig unnötig – ich bin’s wirklich, der OHA. Ich hab nur ein bisschen in der Heimatpresse herumgestöbert und hier die schönsten Festtagszeilen verarbeitet. Geben Sie’s einfach zu: Sie lesen sowas gerne, sonst würden die professionellen Zeitungsmacher sowas unglaublich Schönes doch nicht schreiben, oder?

Auch mein Jahr, das 31. OHA-Jahr ist mit dieser Ausgabe zu Ende. Die Zeit ist rasend schnell vergangen.

Soll ich jetzt von all diesen Dingen nochmal schreiben, die uns so belasten und die Existenz unserer Kinder und Enkelkinder in Frage stellen? Meine Redaktion hat mir mitgeteilt, dass manche meiner Leserinnen und Leser sich äußerst schwer tun, die oft dargestellte düstere Realität zu verdauen, die ich jeden Monat verbreite. Aber es gibt doch auch Satire, Lyrik, Heiteres im Reißwolf usw.

Ich bin aber nach 31 Jahren immer noch guten Mutes und will euch diesmal so kurz vor Weihnachten nicht mit solchen Sätzen belasten, wie sehr und warum wir schon fast am Abgrund stehen und zurzeit sogar alles tun, um mit Riesenschritten hinunter ins Verderben zu stürzen.

Auch über die nach Weihnachten wieder massenweise überfüllten Mülltonnen, bei denen der Deckel nicht mehr zugeht, will ich heute nicht schreiben.

Ich hätte da aber noch eine Geschichte, die mir vor einigen Jahren ein guter Freund erzählt hat. Meine Redaktion hat den Abdruck damals allerdings mit der Begründung »unglaubwürdig« abgelehnt. Jetzt bin ich aber mutig und ergreife die hier gebotene Gelegenheit beim Schopf:

Mein Freund erzählte mir von einem Seppi, der in einem kleinen Dorf wohnte. Da lernte er die vor kurzem zugezogene Maria kennen, die noch ledig, aber schwanger war. Das passte den anderen Dorfbewohnern nicht. Maria wurde von den Dorfbewohnern gemobbt, wo immer sie auftauchte. Das passte jedoch nicht in Seppis Weltbild. Er fragte Maria, wer und wo denn der Vater des zu erwartenden Kindes sei. Maria wusste darauf aber keine Antwort. Seppi, ein gelernter Zimmerer, der schon einige Jahre älter als Maria war, machte ihr den Vorschlag, mit ihm in ein anderes Dorf zu fliehen. Nach langem, beschwerlichen Fußmarsch kamen sie in einen Ort namens Bettelsried. Die Suche nach einer Bleibe war allerdings ohne Erfolg. Auch in der Herberge war kein Platz mehr. Am Ortsrand fanden sie eine Scheune, die ihnen einigermaßen Schutz bieten konnte. Für Maria kam dort die Zeit der Niederkunft. Sie gebar ihren Sohn, den erstgeborenen, wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe. In dieser Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. – OHA, irgendwie bin ich jetzt in einer anderen Geschichte gelandet. Unglaublich!

Sigi Müller
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