Leserbrief: Was ich im OHA vermisse …

Mein Mann und ich habe lange diskutiert, ob wir die OHA zum Jahresende kündigen oder nicht. Die fast einseitige Berichterstattung zur Coronapandemie gefällt uns nicht. Vereinzelt melden sich zwar Menschen zu Wort, die wie wir, das Geschehen kritisch verfolgen, aber im Großen und Ganzen einverstanden sind mit Politik und Wissenschaft. Diese Beiträge schafften es nie auf der Titelseite oder unter »Lesenswert«. Ein level playingfield für Alle schaut anders aus.

In der erste OHA im neuen Jahr beklagt Marcus Haseitl die rüde Art, wie die Diskussion im Allgemeinen geführt wird und wie die sogenannten kritischen Stimmen kein Gehör finden im Mainstream Media. Deshalb hier von mir mal wieder einen Beitrag, mit dem ich versuchen werde, die Balance im OHA wieder ein bisschen herzustellen. Persönlich würde ich mich sehr freuen, wenn mehr Menschen sich trauen würden, und sich die Mühe machen würden, solche Beiträge zu verfassen. Nur so halten wir die Diskussion in Gange und vermeiden wir, dass Lager sich in ihre Gräben zurückziehen und die OHA zu einseitig berichtet.

Zuerst möchte ich meine Sicht vom wissenschaftlichen Prozess, wie ich ihn als Archäozoologin mit Promotion selbst erlebt habe, gerne mit euch teilen. Dieser Prozess ist fluide und niemals abgeschlossen. Mehr Data oder andere Data bedeutet oft, dass liebgewonnene Thesen, die lange funktioniert haben, angepasst werden müssen. Auch arbeiten wir oft mit Modellen, die aus einer anderen Situation gewonnen wurden und erstmal auf die neue Situation angewendet werden, bis ein eigenes Modell entwickelt wird. Dies bedeutet, dass Wissenschaftler im allgemeinen gerne Wörter wie „wahrscheinlich“, „vermutlich“ und „eventuell“ benutzen. Das findet nicht jeder gut. Die meisten Menschen wünschen sich klare Ansagen und Antworten. So würde mir, während der öffentlichen Verteidigung meiner Promotion, vorgeworfen, dass ich keine knallharten Aussagen mache konnte von der Tiernutzung im Mittelalterlichen Emden anhand der wenigen Tierknochen dreier winzigen Grabungsflächen in einem Teilbereich der alten Stadt. Und noch etwas. Unter Archäologen gibt es auch Kollegen, die den Theorien von Erich von Däniken vor richtig halten. Solche Beiträge werden nicht im angesehenen Journal of Archaeological Science veröffentlicht. Bedeutet dies, dass diese Kollegen eigentlich recht hätten?

Und dann jetzt mal inhaltlich zu den vielen Beiträgen im Januar-OHA. Gleich auf der Vorderseite werden wir konfrontiert mit Auszügen aus einer Broschüre betreffende unserer Zukunft, verfasst von einem ehemaligen Berater der AfD-Fraktion. Ich hätte so gerne, dass die kritischen Stimmen zur Pandemie sich kategorisch vom rechten Gedankengut abgrenzten. Bitte bleibt in der Mitte. Man diskreditiert sich selbst und seine Positionen, wenn man links oder rechts in die extreme geht. Wir haben gerade mal wieder erlebt, wie der Präsident von Amerika als Rattenfänger von Hameln mit seine Proud Boys die Leute zur Gewalt anstachelt. Man könnte sagen, dass auch er die Pandemie kritisch sieht. Selbst wurden wir bei jeder Fridays for Future Demo die wir besuchten von den Organisatoren gewarnt, bitte keine Antifa-Slogans zu rufen, da wir sonst die Gefahr liefen, dass unsere Demo von der Polizei aufgelöst wird.

Marcus Haseitl sieht zu Recht die Macht der Pharmaindustrie mit seiner Lobby sehr kritisch. Darüber wird schon seit Jahre im In- und Ausland berichtet. Gerade eben auch von der Mainstream Media, wie die Mitschriften aus Frontal21 zeigen. Was es allerdings mit der Aussage meint: „Am 16.12. sind von den belegten Intensivbetten 4.826 als Covid-19-Fälle erfasst, korrekter wahrscheinlich als PCR-Test-positiv zu bezeichnen“ verstehe ich nicht. Meint er, dass Menschen mit einer positiven PCR-Test fürsorglich auf die Intensivstation verlegt wurden? Ohne dass sie schwerstkrank sind? Oder muss ich es so verstehen, dass Marcus Haseitl nur an der Diagnose zweifelt und dass diese schwerkranken Personen eigentlich an etwas anderes erkrankt sind? Großartig, wie manche Leute medizinische Ferndiagnosen stellen können.

Und dann zu meiner Lieblingsseite von Irmgard Deml. Sie bekommt jeder OHA eine ganze Seite für ihre Ideen von Gesundheit und Gesellschaft. Vor allem ihre neutrale Art über Menschen zu reden die eine andere Weltsicht als die ihrige haben, ist mir jedes Mal wieder ein Vergnügen. So freute ich mich dann auch dieses Mal lesen zu dürfen, dass ich wohl Ähnlichkeit besitze mit einem ängstlichen hypnotisierten Teil des Tierreichs, weil ich mich zur gegebenen Zeit impfen lassen will. Auch Ihre bestimmt geäußerte Aussage das „Jeder erwachsene Mensch in erster Linie selbst für seine eigene Gesundheit verantwortlich ist“ teile ich nicht. Schon mal was von erblichen Krankheiten gehört Frau Deml?

Renate Müller möchte ich gerne Mal fragen, wie man von bestimmtem Müll eigentlich auf das Alter der Vermüller schließen kann? Auch wir ärgern uns an dem vielen Müll, der rumliegt. Und auch wir sammeln schon seit Jahren auf. Und auch wir wurden schon von Unbekannten bei unseren Spaziergängen angesprochen und versichert, dass Deutschland sich in ein Corona-Gefängnis verwandelt. Wir würden im Traum nicht darauf kommen Unbekannte anzusprechen und unsere Weltansicht kund zu tun.

Zu guter Letzt: ich bestreite nicht, dass durch die Pandemie und die Maßnahmen es viele Leute in vielerlei Hinsicht nicht gut geht. Aber schauen wir mal kritisch hin. Vieles gab es auch schon vor der Pandemie und den Maßnahmen. Es ist nur verstärkt oder sichtbar(er) geworden. Vieles können wir soviel besser machen. Und ich würde mich wünschen, dass statt zurück zur Normal, wir neue Konzepte für das jetzt und die Zeit nach der Pandemie entwickeln. Ich möchte hoffnungsvolle Beiträge lesen im OHA, so wie ich die auch in meine andere Zeitung »Die Zeit« vorfinde. Den Vorstoß habe ich mit meinem Beitrag über die »Countdown« Initiative schon im letzten Jahr gemacht. Wer hat ähnliche Beiträge? Ich freue mich darauf!

Dr. Jessica Grimm, Bad Bayersoien

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