b wie … brauchen

Irmgard Deml, Weilheim

Ein kleiner Hinweis: Nach reiflicher Überlegung verwende ich die »Menschen-Form« als Anrede. Also das, was für alle gilt: »Der Mensch«. So sind schlicht alle in einfachster Form gemeint und dürfen sich angesprochen fühlen.

Ja, so etwas Nettes! Ob ich schon mal Zwerghühner sah? Wenn, dann vor langer Zeit. Dass ein Zwerg-Gockel mit »Kinderstimme« kräht, wusste ich daher  nicht. Davor ging ich zudem durch einen wunderbaren Hohlweg mit alten Bäumen und Buschwindröschenteppichen, wo in mir einfach nur da war: „Ist das schön! Tut mir das gut!“ Ich war so berührt, dass mir die Tränen kamen. Genau sowas brauche ich ab und zu, um wieder zu mir selbst zu finden und bei mir sein zu können. Im Außen bin ich – Sie vielleicht auch? – bei all den Einflüssen und Umbrüchen eh viel zu viel.

„Alle wollen zurück zur Natur, aber keiner zu Fuß“, ist oft nur zu wahr. Von wegen Staus am Wochenende, E-Bike-Ströme et cetera. Doch gerade jetzt sind wohl viele hier vor Ort wieder mehr »per pedes« draußen unterwegs und ich gehe nun die von mir für dieses Jahr geplanten Pilger-Wege nochmal ab, um zu erkunden, ob die Voraussetzungen dafür weiter aktuell sind. Denn es kann sich ja alles im Leben – manchmal sehr schnell – ändern.

So fing ich einmal an zu weinen, als ich den von mir entdeckten herrlichen Weg an einem Bach entlang Richtung Raisting nochmals gehen wollte und dann vor der Aufschüttung für die Pähler Umgehungsstraße stand. Eine neue, gut gangbare Route für eine Gruppe zu finden, braucht hier schon Motivation und vor allem Zeit. Die eine habe ich meist, die andere nehme ich mir soweit möglich dafür, da mir das einfach wichtig ist: Mit Gleichgesinnten draußen sein, miteinander schweigen, singen, atmen, tanzen, ein wenig zu Natur und Kultur informieren und vor allem mit  Achtsamkeit für die Schöpfung und jedem Schritt Mutter Erde etwas zurückgeben. Dazu verbindet gemeinschaftliches Erleben enorm.

Überraschungen gibt es immer wieder: Nicht nutzbare Waldwege durch Baumfällarbeiten, Sturmschäden oder ein wegen »Baufälligkeit« gesperrter Steg, der trotzdem von manchen – vor allem Radlern mit geschulterten Drahteseln über die Absperrung – genutzt wurde. Dazu ein durch Hochwasser weggeschwemmter, nicht neu errichteter Steg; der Weg dazu ist auch weg. Viel Regen macht das Überschreiten einer Furt unmöglich. Vor allem die Natur zeigt uns immer wieder, wie klein und machtlos wir sind.

Hinzu kommen weitere Unwägbarkeiten. Eine private Kapelle, deren Besitzer an »unserem« Tag nicht da sind, so dass wir das Kleinod nicht besuchen können. Die gemütliche Gaststätte, die eine geschlossene Gesellschaft bewirtet, wodurch die dort geplante Einkehr nicht möglich ist. Das WC, das nur noch bei Veranstaltungen geöffnet ist. Und vor allem der schöne Weg von Zellsee aus zum Paterzeller Eibenwald fehlt mir sehr. Er musste – fürs Tierwohl und weil im Eibenwald der seltene Grubenlaufkäfer VERMUTET wurde – entfernt werden. Die Grundbesitzer hätten den Weg sogar auf eigene Kosten verlegt, doch das war nicht gewollt. Das verstehe wer will und kann! (Nur kurz dazu: Wir VERMUTEN nicht, dass manche Regierungen Menschenrechte mit Füßen treten,  machen jedoch »gute Geschäfte« mit diesen Ländern!)

Gott sei Dank sind die meisten Pilgertage auch noch nach längerer Zeit wie von mir vorgesehen durchführbar. Dabei habe ich – ob im Pfaffenwinkel, am Ammersee, Richtung Berge oder im Tölzer Land – immer das Gefühl, heimzukommen. Das ist nach meinem Empfinden für ganz viele von uns sehr wichtig. Irgendwo auf Mutter Erde angekommen zu sein, wo es „einfach rundum passt“. Ausnahmen unter uns, die wie Zugvögel oder gar ganz ruhelos umherziehen, gibt es natürlich, doch es kann und darf ja jeder nach seiner Fasson selig werden, sofern er friedlich ist und zum Gemeinwohl beiträgt, was er kann. Leben und leben lassen.

»Heimat« brauchen wohl die meisten von uns, um sich wohlzufühlen. Dafür bedarf es zum Wohnort an sich Familie, Freunde, Nachbarn, Bekannte, Arbeitskollegen …, mit denen wir uns im Idealfall gut verstehen und mit allen gut auskommen. Womit wir beim Frieden wären. Der ist unabdingbar für ein erfülltes Leben, ebenso wie Freiheit und den Sinn im eigenen Leben erkennen. Dazu möglichst Gesundheit, wofür wir genau genommen viel weniger brauchen, als wir uns durch Werbung und Andere/s einreden lassen. Grundlegend brauchen wir Gesundes für unsere Gesundheit: Saubere Luft, sauberes Wasser, gesunde Böden und Lebensmittel, die ihren Namen auch verdienen, ein Dach über dem Kopf und etwas anzuziehen. Und eben ein liebe- und respektvolles, soziales Umfeld. All das wünsche ich uns allen weltweit von ganzem Herzen.

Irmgard Deml, Weilheim

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