Einrichtungsbezogene Impfpflicht: Gefahr eines Zusammenbruchs einiger Sektoren des Sozial- und Gesundheitswesens

Offener Brief von Mitarbeitenden der Diakonie Herzogsägmühle gGmbH

Sehr geehrte Damen und Herren,
Anlass unseres offenen Briefes von Mitarbeitenden der Diakonie Herzogsägmühle gGmbH ist die Gefahr eines Zusammenbruchs einiger Sektoren des Sozial- und Gesundheitswesens aufgrund der anstehenden einrichtungsbezogenen Impfpflicht. Verschärft wird die Situation durch den ohnehin herrschenden Fachkräftemangel. Des Weiteren beobachten wir mit großer Sorge, wie dieses Thema immer mehr zu einer Spaltung der Gesellschaft, der Unternehmen und selbst von Familien und Freundeskreisen führt.
Aus diesem Grund haben in Herzogsägmühle im vergangenen Monat interne Dialogforen stattgefunden, in welchen Mitarbeiter im empathischen Diskurs die unterschiedlichen Positionen und auch ihre Sorgen und Ängste offen austauschen konnten.
Dabei ist uns unabdinglich bewusst geworden, dass wir trotz unterschiedlichster Meinungen und Überzeugungen gerade in der jetzigen Situation bei unseren diakonischen Grundwerten bleiben können, ja sogar müssen:

Denn wenn durch die einrichtungsbezogene Impfpflicht Beschäftigte ihrer Arbeit nicht mehr nachkommen dürfen, betrifft das ALLE.

  • Die geimpften Kolleginnen und Kollegen, die eine verstärkte Arbeitsbelastung und Umorganisation zu tragen hätten;
  • die ungeimpften Kolleginnen und Kollegen, die ihre berufliche Existenz verlieren würden und sich zu einer beruflichen Neuorientierung gezwungen sähen;
  • und insbesondere die Hilfeberechtigten, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit durch den Personalmangel an Betreuungsqualität und durch den (wenn überhaupt möglichen) Mitarbeiteraustausch wichtige Bezugspersonen verlieren würden.

Deshalb sind wir zu folgendem Konsens gekommen:

  • Wir lassen uns nicht spalten, weder in „Geimpfte und Ungeimpfte“, noch in „Solidarische und Unsolidarische“, noch in „Impfgegner und Impfbefürworter“.
  • Wir treten für einen von gegenseitigem Respekt geprägten fortlaufenden Dialog ein, innerhalb der Teams, innerhalb der Fachbereiche, im gesamten Unternehmen. Wir betonen dabei die uns gemeinsam verbindenden Werte, die auch außerhalb von Pandemiezeiten für uns unverzichtbar sind.
  • Wir plädieren im Blick auf Entscheidungen zur eigenen Gesundheit für einen Vorrang von Eigenverantwortung vor staatlichen Reglementierungen. Allen Menschen trauen wir zu, sehr verantwortlich mit den Konsequenzen dieser Entscheidungen für sich und andere umzugehen.
  • Wir achten uns in gegenseitiger Akzeptanz in unserer persönlichen Freiheit als Individuum und werden nicht akzeptieren, Menschen an der Frage „geimpft/ungeimpft“ zu unterscheiden oder sogar auszugrenzen.
  • Wir treten gemeinsam und so kreativ wie möglich auch nach dem 16. März dafür ein, dass das oberste Ziel der Diakonie Herzogsägmühle erreicht wird: nämlich den Menschen, für die wir verantwortlich sind, eine qualitativ hochwertige, verlässliche und kontinuierliche Begleitung, Betreuung und Pflege anbieten zu können.
  • Wir bauen auf den Zusammenhalt unserer Dienstgemeinschaft, damit wir gemeinsam die zu erwartenden Belastungen meistern.


Wir begreifen uns als eine Dienstgemeinschaft, die geprägt ist von Respekt, Toleranz und Menschlichkeit und setzen uns mit diesem Brief dafür ein.

Franz Gilgenreiner, Manfred Haugg, Christina Igelmund,
Boris Küppers-Pucher, Anette Peukert, Jessica Stark,
Maria Walter, Manuela Weindel, Sonja Zimmermann

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