Ernährungskultur heute: Wirkungen im menschlichen Körper (8)

Florian Reistle Koch, Diätassistent und Heilpraktiker, Weilheim

Florian Reistle
Koch, Diätassistent und Heilpraktiker, Weilheim

Arbeitsteilung von Verdauung und Stoffwechsel

Haben Sie sich nach dem Essen schon einmal müde und schlapp gefühlt? – Das ist doch eigentlich merkwürdig, denn wir haben soeben Energie zu uns genommen. Eigentlich müssten wir uns doch gestärkt und voller Energie und Tatendrang fühlen.

Mit Sicherheit haben Sie schon einmal beide Zustände nach einem Essen erlebt: müde und schlapp oder gestärkt und erfrischt. Es gibt demnach eine Wirkung auf unseren Körper, die unmittelbar nach dem Essen eintritt, und es gibt eine Wirkung, die erst nach Jahren eintreten kann. Viele unserer sogenannten Zivilisationskrankheiten wie Diabetes Mellitus Typ 2, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen usw. kann man auf die Ernährung zurückführen. Vor 80 Jahren noch war der Herzinfarkt in den Krankenhäuser eine sehr seltene Krankheit, zu der die gesamte Ärzteschaft eines Krankenhauses zusammenkam, um sie zu studieren. Heute sind Herz- und Kreislauferkrankungen eines unserer häufigsten Krankheitsbilder.

„Ernährung ist nicht das Höchste, aber es ist der Nährboden, auf dem das Höchste gedeihen oder verderben kann.“ (Dr. Bircher-Benner)

Um herauszufinden, wie kurzfristige und langfristige Wirkungen zusammenhängen, möchte ich Sie auf eine kurze Reise in unser Inneres einladen.

Unser Essen muss von uns zunächst zerkleinert und verdaut werden. Diesen äußeren Teil (obwohl es mitten in unserem Körper passiert) übernimmt die Verdauung mit dem Darmorgan. Anschließend gelangen die zerkleinerten Nahrungsbestandteile in unseren Kreislauf und zur Leber, die als zentrales Stoffwechselorgan daraus Energie & Baustoffe herstellt. Verdauung und Stoffwechsel teilen sich demnach die Arbeit und müssen immer in einer Art Balance miteinander leben.

Nehmen Sie nun Nahrung zu sich, mit der der Darm viel Arbeit hat, wie (z. B. Vollkornbrot), so verlangsamt sich seine Verdauungstätigkeit und die Nährstoffe kommen in kleinen Portionen zur Leber, die diese gut umbauen kann. Nehmen Sie aber Nahrung zu sich, mit der der Darm nur sehr wenig Arbeit hat (z. B. Limonade), so gelangen die Nährstoffe sehr schnell und alle gleichzeitig zur Leber. Diese muss sich dann um alle Nährstoffe gleichzeitig kümmern und ist schnell überlastet. Ist unser Stoffwechsel (bzw. die Leber) aber überlastet, so kann sich das für uns als Müdigkeit bemerkbar machen. Sind wir nach dem Essen also müde, so ist es gut möglich (es gibt natürlich auch noch andere Ursachen), dass wir an Stelle des Darms, unsere Leber zu sehr belastet haben.

Pauschal gesagt: pflanzliche Nahrungsmittel wie Vollkorn-Getreideprodukte, Gemüse und Obst als ballaststoffreiche Lebensmittel fördern eine günstige Arbeitsverteilung von Verdauung und Stoffwechsel. Wohingegen einseitig raffinierte Produkte wie Zucker, Weißmehle und auch tierische Fette eine eher ungünstige Arbeitsverteilung herstellen.

Sie haben nun sicherlich auch schon bemerkt, dass wir an einer einseitigen Mahlzeit nicht sogleich sterben. Unser Stoffwechsel verzeiht uns so manche »kulinarische Ohrfeige«.  Über einen ziemlich langen Zeitraum kann der Körper dieses Ungleichgewicht kompensieren.

Es bleibt die Frage, wie oft wir unserem Stoffwechsel eine »kulinarische Ohrfeige« geben. Einmal im Jahr, im Monat, in der Woche? Oder jeden Tag? Vielleicht sogar mehrmals täglich? Wenn wir demnach langfristige gesunde Wirkungen für uns erzielen möchten, sind wir gut beraten, wenn wir mit »kulinarischen Ohrfeigen« gut haushalten.

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