K wie … Kunst

Irmgard Deml, Weilheim

Einmal mehr war ich unterwegs, um einen von mir bereits erprobten Pilgertag auf die Wegeführung hin zu testen und stellte fest, dass sich, wie fast überall, vor allem Bauliches sehr verändert. Alte Gebäude werden abgerissen und durch Neues ersetzt, dazu kommen Häuser, die es vorher noch nicht gab. Ebenso sind teils wunderbare, alte Bäume durch Sturmschäden oder neue Bauwerke und Straßen nicht mehr vorhanden: Der Lauf der Zeit. Und Nachtkerze, Mariennelke, Schafgarbe, Wegwarte, Blutweiderich, Glockenblumen und viele weitere bunte Farbtupfer finden sich am Weg! Vor allem die Sonnenblume mit ihrem strahlenden Gelb ist ein Gedicht für Auge und Seele! Wenn wir uns draußen umschauen, fallen uns viele von Mutter Naturs Kunstwerken auf, die das Herz erfreuen.

Diesmal nutzte ich endlich auch die Gelegenheit, das »Dream House Polling« und dort die »Kunst im Regenbogenstadl«, zu besuchen. La Monte Young und Marian Zazeela schufen dieses europaweit einmalige Kunstwerk, was durch eine Stiftung möglich wurde. Viele Jahre ging und fuhr ich daran vorbei. Dabei interessierte mich schon lange, was dort gezeigt wird. Nun kann ich jedem, der offen ist für diverse Kunstrichtungen, nur empfehlen, sich dies anzusehen und anzuhören. Für mich war es eine große Überraschung, die ich nach einer Einführung des jungen Mannes, der mich dort einließ, sehr genoss.

Im Nu war fast eine Stunde vergangen, was mich besonders erstaunte. Zeit scheint für mich dort nicht mehr existiert zu haben. Sozusagen ein Vorgeschmack auf die Ewigkeit, Zeitlosigkeit. Die Farben, die Kunstwerke und vor allem die Klänge zogen mich in ihren Bann. Letztere waren, als ich kam, für mich fast etwas zu laut, doch ich ließ mich darauf ein. Und bevor ich ging, erlebte ich noch eher leise, sanfte Töne der insgesamt sechseinhalb Stunden, die La Monte Young an einem ganz speziellen Flügel spielt.

So konnte ich einen Teil der Video-Performance »The Well Tuned Piano in The Magenta Lights« genießen. Für mein Empfinden sind diese Klänge heilsam, denn sie schwingen durch den gesamten Körper, bringen jede einzelne Zelle in Bewegung. So wie ich es von Klangschalen und Gong her kenne – ob bei einem Klangerlebnis oder einer Klangmassage mit auf dem Körper platzierten Schalen. Dies ist eine wunderbare Möglichkeit, Kunst zu genießen und zugleich ganz in diese Klangwelt einzutauchen und sich ihr hinzugeben, sich aus dem Alltag entführen zu lassen in eine andere, heile Welt.

Etwas ganz Anderes bot das Stadtmuseum in Weilheim bis Anfang August an. Hier erfuhr ich von einer Dame, mit der ich dort ins Gespräch kam, dass dazu mehr Menschen kamen, als zu mancher Kunstausstellung. Die  Oberland-Schulen Weilheim nahmen sich des Themas »Flucht und Vertreibung der Deutschen im und nach dem Zweiten Weltkrieg« an und dies wird – soweit ich weiß – weitergeführt. Denn hierfür gibt es sehr Vieles an Informationen und ich finde es bemerkenswert und vor allem enorm wichtig, dass gerade junge Menschen sich damit befassen.

Flucht und Vertreibung gibt es wohl seit es Menschen gibt und seit Längerem nimmt Beides immer noch mehr zu. Das große Interesse der Besucher an diesem Angebot lag vermutlich mit daran, dass viele von uns Vorfahren haben, die darunter gelitten haben. Doch gibt es heute zudem viele persönlich betroffene Menschen, vor allem aus ganz anderen Ländern, die sich in Deutschland ein gutes und sicheres Leben erhoffen. Das ist für uns alle eine riesengroße Aufgabe, denn unterschiedliche Kulturen friedlich zu vereinen ist eine große Kunst. Wobei dies ja bereits möglich war bis diverse Andersdenkende Keile zwischen die Menschen trieben und sie zu – eben – Krieg und Vertreibung anstachelten.

Ob Gaza oder Ukraine, ob Syrien, Afrika oder anderswo – Mensch ist doch Mensch! Und niemand hat das Recht, einem anderen wissentlich zu schaden und/oder sich am Eigentum anderer zu bereichern, vor allem wenn er selbst mehr als genug besitzt. Das letzte Hemd hat keine Taschen und auch bei den Nachkommen ist es genau dasselbe: Wir kommen und gehen ohne Besitz. Ein weiser Mann meinte einst zu Alexander dem Großen: „Er kann nur das Stück Boden besitzen auf dem er steht.“

Hier finde ich es extrem interessant, dass scheinbar (?) vor allem politische Parteien in Deutschland, deren »Oberhäupter« selbst alles andere als arm sind, höhere Steuern für sehr Reiche ablehnen. Dabei gibt es unter diesen etliche, die – sofern es ein entsprechendes Gesetz gibt – sehr wohl bereit sind, mehr Steuern zu zahlen, um so zu mehr sozialer Gerechtigkeit beizutragen. Denn wie lange das politische und gesellschaftliche System in Deutschland noch so funktionieren kann, wie es nun schon länger gehandhabt wird, ist sehr fraglich.

Und es braucht hier wohl eine ganz spezielle Art von Kunst, eine gute Möglichkeit zum friedlichen Wandel zu finden, so wie sich die Natur im Jahreslauf wandelt, dem Menschen dabei mit Werden, Blühen und Vergehen das eigene Dasein spiegelt.

Irmgard Deml, Weilheim

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