Auffrischungsimpfung – #NaSicher?

In der Wochenendausgabe des Merkur (24./25.09.2022) war diesmal ausnahmsweise keine ganzseitige Impfwerbeseite des Bundesgesundheitsministeriums – nein! – diesmal war ein 4-seitiger Flyer des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege beigelegt. Gleich auf der Titelseite wird dort auf einem gelben Merkzettel für »Morgen« neben Yoga, Hecke schneiden, Friseur als vierter Punkt die Auffrischungsimpfung angeführt – und das noch dick unterstrichen und mit Ausrufezeichen versehen, damit die Wichtigkeit so richtig zur Geltung kommt.

Auf den Innenseiten appelliert dann der Bayerische Gesundheitsminister Holetschek einmal mehr an unser Gewissen. Da ist die Rede von „zusammenhalten“ und „verantwortlich handeln“ und – ich lese und staune – erneut die Aussage, ich müsse mich und andere schützen, indem ich mein Immunsystem schon jetzt auf Corona vorbereite. Und wie soll ich das machen? Natürlich mit einer Impfung! Jetzt bin ich allerdings mehr als verwundert. Denn anders als zu Beginn der Kampagnen gegen die Ungeimpften geben ja inzwischen schon »anerkannte« Wissenschaftler zu, dass sich auch geimpfte Menschen mit Corona infizieren und dann natürlich auch andere anstecken können. Wie soll also meine Impfung andere schützen?

Auch die Aussage, dass eine „Auffrischungsimpfung den Immunschutz einfach und effektiv wieder aufbaut“, ist höchst umstritten. So warnt z. B. der Immunologe Prof. Dr. rer. nat. Andreas Radbruch (Berliner Charité) in den Nachrichten von Servus TV am 23. September 2022 vor wiederholtem Booster. „Je häufiger man damit impft, desto mehr gewöhnt sich das Immunsystem an den Impfstoff und reagiert dann irgendwann gar nicht mehr. Sobald genug Antikörper da sind, hilft weiteres Boosten eben nicht mehr. Viel hilft nicht viel beim Impfen“, so Andreas Radbruch. Die meisten Menschen hätten spätestens nach 3 Impfungen genug Immunschutz und auch eine bereits durchgemachte Infektion schütze bei einer erneuten Ansteckung vor schweren Verläufen, zitiert im Anschluss der Kommentator nochmals den Mediziner.

Ganz anders lautet der Rat in Holetscheks Impfwerbung. Dort wird neben den Hinweisen auf die 1. und 2. Auffrischungsimpfung für grundimmunisierte Menschen auch grundimmunisierten und zusätzlich an Corona Erkrankten geraten: „Auch Personen mit einer oder mehreren zurückliegenden Infektionen sollten geimpft werden.“

Unter dem Punkt »Gute Argumente für die Auffrischungsimpfung« ist dann u. a. noch aufgeführt: »Schutz vor Langzeitfolgen«. Eine nähere Erklärung zu diesem Punkt gibt es nicht. Bei der Recherche im Internet finde ich dazu unterschiedliche Aussagen. Einerseits heißt es zwar des Öfteren, dass geimpfte Personen seltener an Long Covid leiden, andererseits finde ich auch die aktuelle (14.09.2022) Aussage über Geimpfte: „Für vulnerable Gruppen sei die Gefahr, an Long Covid zu erkranken, allerdings trotzdem noch hoch, so Forschungsleiterin Dr. Claire Steves vom King‘s College in London.“ Auch aus meinem Umfeld kenne ich genug Geimpfte, die nach einer Corona-Erkrankung mit Langzeitfolgen zu kämpfen haben.

Ein Thema wird in dieser Werbung für die Auffrischungsimpfung allerdings komplett ausgespart. Neben Long Covid gibt es auch eine beträchtliche Anzahl von Menschen, die nach der Corona-Impfung große gesundheitliche Probleme haben. Auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen hat inzwischen mehrfach über solche schwerwiegenden Fälle berichtet. So z. B. in der Sendung Panorama. Die Betroffenen mit Post-Vac-Syndrom haben mit so manchem Long-Covid-Patienten eines gemeinsam: Neben ihren Impffolgen haben sie oftmals auch noch damit zu kämpfen, dass ihnen nicht geglaubt wird und sie in die Psycho-Ecke geschoben werden. Viele Mediziner stehen der Symptomatik hilflos gegenüber. Die Betroffenen werden dann nicht selten von einem Facharzt zum anderen weitergereicht, doch mit den üblichen Untersuchungsmethoden wird meist nichts festgestellt. Gerne werden »als Behandlung« Psychopharmaka verordnet, die Abhängigkeit und somit weitere Probleme erzeugen.

In Bezug auf den neuen, angepassten Impfstoff, der zur Auffrischung verwendet werden soll, hat jetzt zudem der Virologe Alexander Kekulè seine Bedenken geäußert. Es lägen nur Daten aus Studien mit Mäusen vor. Man wisse auch nach wie vor zu wenig über die Ursachen für die Nebenwirkungen bei den bisherigen Impfstoffen (wie Herzmuskelentzündung und Blutgerinnungsstörungen) und ob sich an der Nebenwirkungsquote bei den angepassten Impfstoffen etwas ändere.

Von all dem weiß offensichtlich Gesundheitsminister Holetschek entweder nichts oder er verschweigt dies den bayerischen Bürgern bewusst. »Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt und Apotheker!« – Dieser häufig zitierte Hinweis muss ja sonst auch unter jeder Medikamentenwerbung stehen, warum eigentlich hier nicht? Aber da wird lieber auf die weiteren Infos zur Kampagne »na-sicher.bayern« hingewiesen und damit indirekt auch suggeriert: Die Impfung ist sicher!

Aber was soll‘s! Ich kann ja diesen Flyer beruhigt zur Seite legen, denn nicht durch Impfung grundimmunisierte bzw. ausschließlich auf natürliche Weise gut geschützte Menschen wie ich kommen darin eh nicht vor. Somit brauch ich mir auch nicht vorschreiben lassen, was auf meinen Merkzetteln zu stehen hat.

Renate Müller, Schongau

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