Corona in den Anden

Auszüge aus einer Mail unseres Redakteurs Reinhard B. aus Südamerika

Diese Dame hat mich eindeutig als Verursacher von Corona eingestuft. (Foto: Reinhard Böttger)

Schon in den vergangenen Wochen verfolgte ich die brutale Entwicklung in Europa, voran Italien, und fragte mich, was das für die Länder hier in Südamerika wohl bedeuten würde.

Nicht ausgestattet mit lebensrettenden Apparaturen, ausgenommen natürlich für die paar Prozent Oberschicht, viel zu wenig Krankenhäuser, dazu noch die meisten nicht versichert – der Boandlkramer lässt grüßen!

Also völlig verständlich die panische Reaktion der Regierungen hier bei Auftreten der ersten Fälle. Zu spät zwar, man kennt es ja aus Deutschland, aber dann durchgreifen bis hin zu Totalquarantäne.

Noch vorgestern spazierte ich nach meinem täglichen Marktbesuch an einem Fußballspiel mit locker 300 Menschen vorbei, eng beieinander und besten Mutes. Niemand mit Mundschutz oder Sorge um die eigene Gesundheit. Genauso war es mir am Markt ergangen, alle locker drauf und eng gedrängt, obwohl am gleichen Tag der erste Corona-Fall in diesem 5000-Seelen-Ort mit dem berühmten Namen Copacabana bekannt geworden war.

Für die meisten Touristen, meist »Backpacker«, also Rucksacktouristen, war ihr Südamerika-Trip schon vor ein paar Tagen zu Ende, alle flüchteten zu den nächsten Flughäfen, um in ihre Heimatländer zurückzukommen. Egal ob dort – wie in Italien oder Spanien – das Virus schon viel massiver zugeschlagen hatte. Einen Tag später wurden dann alle Busverbindungen gekappt.

Und ich sitze nun mit einem italienischen und Schweizer Pärchen in unserem zugegebenermaßen tollen »Hostal« in Totalquarantäne – und wir lassen es uns beim gemeinsamen Spielen und Kochen gutgehen.

Reinhard Böttger, 22.03.2020 aus Copacabana
(Fortsetzung folgt)

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