Flüchtlingsprojekt an der Schönach-Schule Altenstadt

Foto: Jörg Münsterer

Jörg Münsterer

Im Lied »Großvater« von Wolfgang Ambros heißt es: „Dein Grundsatz war: erst überleg’n, a Meinung hab’m, dahinter steh’n …“. Auch wenn die meisten Schülerinnen und Schüler der 6. Klasse der Schönach-Schule dieses Lied nicht kennen, so haben sie sich dennoch nach diesem Grundsatz im vergangenen Jahr mit der Thematik »Flüchtlinge« beschäftigt.

Zu Beginn des Projektes fuhr die Klasse für ein paar Tage in ein Selbstversorgungshaus in die Langau bei Steingaden. Hier haben sich die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit ihrem Klassenlehrer Andreas Mroß und dem Sozialpädagogen der Schule Jörg Münsterer allgemein über das Thema informiert: Ursachen von Flucht, Flüchtlingswege, was geschieht mit Flüchtlingen, wenn sie bei uns sind, was bekommen sie von uns, wie geht es dann weiter … – viele Themen, worüber sich so manch ein »Stammtisch« auch einmal informieren sollte.

Ein »Höhepunkt« war dann die Begegnung mit Halim, einem 14-jährigen Flüchtlingskind aus Syrien. Die Familie Mroß kannte den Jungen bereits und konnte so den Kontakt herstellen. Halim erzählte von seinem Land, von seiner Flucht mit seinem Vater und über seine Mutter, die bereits „auf dem Weg“ sei. Diese Begegnung hat in den Schülern viel bewirkt. Aus dem Wort »Flüchtling« wurde plötzlich ein »Mensch« – ein Junge ihres Alters. Sie konnten sich in den Jungen hineindenken und fühlten mit ihm.

Nach den Tagen in der Langau ging es in der Schule weiter. Die Schüler wollten wissen, wie andere Menschen über Flüchtlinge denken und machten sich daher auf dem Weg, andere Menschen zu dem Thema zu befragen. Zu den Befragten gehörten beispielsweise Schüler und Lehrer der Schule, der Bürgermeister und der Pfarrer von Altenstadt.

Foto: Schüler auf Pausenhof

Schüler unterhalten sich mit Flüchtlingen im Pausenhof

Ein weiterer Höhepunkt war die Begegnung mit Flüchtlingen aus Altenstadt. Die Schüler organisierten dazu ein Frühstück zu dem einige Flüchtlinge eingeladen wurden. Als zur angegebenen Zeit lediglich nur 2 Gäste erschienen, war die Enttäuschung erstmal groß. Nach einiger Zeit sind jedoch weitere Gäste dazugekommen. Hier zeigte sich, dass die deutsche »Pünktlichkeit« für manche unserer Gäste noch ein großes »Lernfeld« ist. Die Begegnungen bei diesem Frühstück waren jedoch wieder von großer Herzlichkeit, großem Respekt und viel Dankbarkeit von Seiten der Flüchtlinge geprägt, was die Schüler wieder sehr beeindruckt hat.

Der gesamte Projektverlauf wurde mit der Videokamera aufgenommen. Denn man wollte diesen Entwicklungsprozess und die Erkenntnisse, die man daraus gezogen hat, gerne festhalten. So entstand ein 45-minütiger Dokumentationsfilm, welcher den Familienangehörigen der Schüler sowie geladenen Gästen kürzlich vorgeführt wurde – ganz nach »Großvaters« Grundsatz: „… erst überleg’n, a Meinung hab’m, dahinter steh’n …“.
Die Schülerinnen und Schüler haben unsere Gäste aus Syrien und Afghanistan durch die Begegnung mit ihnen als liebenswerte, respektvolle und sehr dankbare Menschen erlebt. Und so stellt ein Schüler am Ende des Films fest, dass wir in Zukunft vielleicht noch viel voneinander lernen können. Also ein Gewinn auf beiden »Seiten«. Und diese Erkenntnis kommt von Schülern und Schülerinnen der Schönach-Schule, dem Sonderpädagogischen Förderzentrum in Altenstadt! Da könnte sich so manch ein hoch(ein)gebildeter Mensch eine »Scheibe« davon abschneiden!

Jörg Münsterer
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1 Kommentar

    • user0157356 auf 27. Juli 2019 bei 16:55
    • Antworten

    Ich finde es super, dass unsere Schule sich mit sowas beschäftigt. Und es ist einfach großartig, dass die Schönach-Schule so begeistert teilgenommen hat. Ich habe großen Respekt vor dieser Schule, weil sie so sachlich an die Sache rangeht und sich nicht unterkriegen lässt. Wir haben eine der besten Schulen in ganz Europa.

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