Geschäfte mit Waffen?

Buch "HELDER CAMARA"Die derzeitige Diskussion um Waffenproduktion und Waffengeschäfte kann Anlass sein, einen Text neu zu lesen, den Dom Helder Camara, der Bischof aus den Elendsvierteln von Rio de Janeiro, 1909 – 1999, vor mehr als dreißig Jahren verfasst hat:

„Die Gruppen der aktiven Gewaltlosigkeit organisieren oft Ausstellungen, um den Menschen guten Willens zu einer besseren Einsicht in den Irrsinn des Wettrüstens zu verhelfen. Diese Ausstellungen rufen in Erinnerung, dass die heutige Welt (an der Spitze die USA und die UdSSR) jede Minute eine Million Dollar für das Wettrüsten ausgibt und jedes Jahr 450 Milliarden.

Parallel dazu wird gezeigt, was man mit diesem Geld alles bauen könnte – wie viele Schulen und Spitäler – und wieviel Nahrungsmittel dafür beschafft werden könnten. Neben Fotos von Hiroschima und Nagasaki werden heutige Nuklearraketen gezeigt.

Wenn die neuartige »Trident« mit ihrer Last von zwanzig Raketen startet, weiß man, dass ihre Ladung jedesmal vierhundertundzehn Städte von der Größe Nagasakis und Hiroschimas vernichten kann.

Man gibt zu bedenken, dass Fehler der Befehlshaber einen Nuklearkrieg auslösen könnten. …

Weiß man, wie viele Länder Kernkraftwerke zu so genannt friedlichen Zwecken besitzen? Kann man mit Sicherheit wissen, ob es schwierig oder leicht ist, vom friedlichen zum kriegerischen Einsatz überzugehen? Weiß man genau, dass die Übereinkommen zur Kontrolle der Kernwaffen zwar eine Verminderung der Zahl von Kernwaffen erzielen, aber gleichzeitig auch eine schreckliche Zunahme ihrer Zerstörungsgewalt zulassen?

Die Herstellung von Waffen ist dermaßen teuer, dass man nicht nur für den Eigenbedarf, sondern auch für den Verkauf produzieren muss, will man das Militärbudget nicht zu unwirtschaftlich machen.

Aber die USA und die UdSSR brauchen keine Waffen zu kaufen. Jede der beiden Supermächte verfügt über das Sechzigfache dessen, was nötig ist, um das Leben auf unserem Planeten auszulöschen.

Die Waffen werden an Länder verkauft, die nicht einmal über das Mindestmaß an Lebensnotwendigem für ihre Bevölkerung verfügen. …

Alle Menschen guten Willens sind dazu aufgerufen, den Irrsinn des Wettrüstens zu bekämpfen, indem sie auf jede mögliche, aber friedfertige Weise die öffentliche Meinung gegen die Waffenherstellung und das Wettrüsten aufstacheln. …“

(aus Helder Camara: »Hoffen wider alle Hoffnung«, Pendo-Verlag 1981)

Anton Prestele
Zwar hat das Wettrüsten, von dem Helder Camara hier spricht, ein Ende gefunden, und auch die weltpolitischen Gewichte haben sich deutlich verschoben, doch hat der Text des Bischofs aus Lateinamerika nichts an Aktualität verloren. Mit Waffen werden weiterhin gute Geschäfte gemacht, und es wird viel Geld verdient, nicht nur mit Nuklearwaffen, sondern auch mit Panzern. Auch von der Bundesrepublik Deutschland. Der Irrsinn muss ein Ende haben!

Anton Prestele, Penzberg

 

 

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