In der alten Spur

Die Hohenpeißenberger Augustin Horner (83) und Konrad Maier (81) beim Frühschoppen in der Rigi-Alm in Hohenpeißenberg

A: Du, bevor ich es vergess’, mein Enkel Florian hat sich ein Elektroauto zugelegt und letzten Sonntag hat er mich für eine Spritztour auf den Berg eingeladen.

K: Ja sag. Und, wie war’s?

A: Echt interessant, Konni. Das Auto summt nur ganz leise, das find ich allerdings gefährlich. Dann zieht es weg und den Berg hinauf, als ob das gar nichts wär. Gott sei Dank war sonst niemand auf der Straß’. Und beim Hinunterfahren ist in die Batterie fast so viel Strom geladen worden, wie beim Hinauffahren verbraucht wurde.

K: Ja super! Das ist ein echter Fortschritt.

A: Aber ich denk’ trotzdem, das ist ein Fortschritt, der so fragwürdig ist, wie so viele andere Fortschritte in den letzten Jahrzehnten. Das Land und große Teile der Welt fahren trotz der Last, die wir Menschen der Natur inzwischen aufgebürdet haben, ziemlich gedankenlos in dieser Spur weiter. Ich meine damit den Drang des Menschen, mit technischem Fortschritt ein schöneres und bequemeres Leben zu haben.

K: Bequemeres Leben zulasten der Natur, die immer rabiater zurückschlägt.

A: Ja, Konni, es ist mittlerweile ziemlich irrational, was da abläuft. Denn eigentlich weiß man ja schon lange, dass unser moderner Lebensstil viel Schaden anrichtet, und dennoch baut ihn auch die neue Regierung weiter aus. Statt zu überlegen, wie können wir unser Leben entschieden einfacher, energie- und betriebsärmer gestalten, wird an allen Ecken und Enden draufgesattelt.

K: Sagen wir zwei ja schon lange. Manchmal habe ich den Eindruck, wir zwei sind inzwischen die Einzigen, die so denken. Ich mag ja schon gar nicht mehr die Zeitung aufschlagen, denn sie ist jeden Tag randvoll mit neuem Fortschritt, neuer Technik und neuen Produkten, die man unbedingt haben muss. Und Leute, von denen man eigentlich annehmen müsste, dass sie mit einem umfassend klugen Kopf ausgestattet sind, reden geradezu blindlings für eine total technisierte Welt. Eine Welt, die unter anderem in immer größerem Maße auf elektrischen Strom angewiesen sein wird.

A: Ich hab’ zum Florian diesbezüglich nichts gesagt, Konni. Ich hab mir nur gedacht, dass am Ende die Atommeiler wieder anlaufen werden und unsere Landschaft von immer mehr Solarfeldern bedeckt sein wird, und, wenn es so weiter geht, bald überall Windräder stehen.

K: Ja, es ist echt verrückt, was da abläuft. Man rauscht in der alten Spur weiter, obwohl man weiß, dass sie ein Irrweg ist. Aber unsere klugen Köpfe meinen unbeirrt, dass sie mit neuen Techniken einen naturverträglichen Wohlstand für alle herbeiführen können.

A: Jetzt hast du schon zweimal von klugen Köpfen geredet, Konni. Ich meine, sie haben nur die Klugheit von Eroberern aber nicht die von Beschützern und Bewahrern.

K: Die vom Club of Rome waren vielleicht vorrangig Beschützer und Bewahrer. Aber, Spezi, wo sind die bloß geblieben und haben die auch gemäß ihrer Botschaft gelebt?

A: Da bin ich überfragt, Konni. Du, wir sollten jetzt schleunigst auf diese Gruppe anstoßen und hoffen, dass sie sich bald mit neuem Drive irgendwo sehen lässt.

K: Nur zu gern, Gustl.

Guggera

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