Kein Ihle-Café im Schongauer Westen

Nach dem knappen Abstimmungsergebnis im Bauausschuss mit 4:3 Stimmen für den Bau eines Bäcker-Cafés hat Ende Juli aufgrund eines Antrags der CSU-Fraktion eine Nachprüfung im Stadtrat stattgefunden. Damit war der im Ausschuss gefasste Beschluss nicht mehr wirksam.

Der Saal im Rathaus war proppevoll, was bei Bauanträgen sehr selten der Fall ist. Das lag vor allem daran, dass das Bauvorhaben der Firma Ihle mit einer Unterschriftenaktion verhindert werden sollte. Rund 880 Unterzeichner wollten den Stadtrat dazu bewegen, den Bauantrag abzulehnen. Ein Bäcker-Café am Kreisel im Schongauer Westen wurde vom Inhaber der in unmittelbarer Nähe liegenden Bäckerei Enzensperger als existenzgefährdende Konkurrenz eingestuft.

Wie schon im Ausschuss erläuterte der Verkaufsleiter der Firma Ihle, Herr Bernhard Bauer, das geplante Projekt. Er zeigte sich erfreut über die ungewöhnlich große Anzahl der Zuhörer und bot ihnen sogar an, die bereits bestehenden Ihle-Filialen anzuschauen. Für Interessierte würde er auch einen Bus zur Verfügung stellen. In Anspielung auf die Konkurrenz-Situation versuchte Bauer die Bedenken zu zerstreuen und meinte: „Die Frequenz dort oben wird besser“ und die Bäckerei werde dadurch „keinen Nachteil“ haben.

Als Vertreter der Bauverwaltung bestätigte Herr Michael Wölfle zunächst, dass das Bauvorhaben nach diversen Umplanungen sowie aufgrund des nun vorliegenden Schallschutzgutachtens genehmigungsreif sei. Sein „Vorschlag zum Beschluss“ lautete, dem Bauantrag zuzustimmen.

Die Wortbeiträge der Stadträte waren zunächst durchaus an der Rechtmäßigkeit des Bauvorhabens orientiert. Dem CSU-Fraktionsvorsitzenden Michael Eberle war die Vielzahl der Befreiungen ein Dorn im Auge. „Da gibt es Regeln, und wir können nicht alle Regeln über Bord werfen“, so sein Appell. Aber auf die Frage, welchen der bereits vom Landratsamt genehmigten Befreiungen – z .B. von der Baugrenze, bei Gebäude- und Dachform, Dachneigung usw. – er nicht zustimmen könne, kam nichts Konkretes über seine Lippen.

Spätestens mit dem Einwand von Peter Huber (SPD) – „Ich finde es fast pervers, dass man so ein Ding neben einen einheimischen Bäcker hinklatscht!“ – wurde deutlich, dass es bei dieser Debatte (Huber: „für die Nachbarn unzumutbar!“) primär darum ging, einen vermeintlichen Konkurrenten abzublocken. Auch wenn Bürgermeister Sluyterman mehrmals klarstellte, dass es hier ausschließlich ums Baurecht gehe, fanden seine Worte wenig Gehör. Nur 6 der 18 anwesenden Ratsmitglieder stimmten für das Bauvorhaben.

Sigi Müller
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