Mehr Bürgerbeteiligung erwünscht!

Zum zweiten Radweg an der Marktoberdorfer Straße und weiteren Projekten in Schongau:

Schongau – Der Bauausschuss hat entschieden. Auf Bäume nehmen wir keine Rücksicht, denn die sind einfach im Weg. Was übrig bleibt, sind ungelöste Herausforderungen, eine Bushaltestelle, eine Abbiegespur und zu schnell fahrende Radfahrer.

Wo ist der Vorteil? Wo ist der Nutzen? Wo ist hier der Gegenwert für eine Million Euro? Wird hier nicht dasselbe Problem geschaffen, das am Hollberg bereits besteht?

Bisher bewegen sich Radfahrer und Fußgänger auf einem schmalen Weg zwischen den Bäumen hindurch, keiner fährt zu schnell und alle müssen aufeinander Rücksicht nehmen. Warum kann dies nicht einfach so bleiben?

Radweg an der Marktoberdorfer Straße. Warum kann dies nicht einfach so bleiben?

Warum kann dies nicht einfach so bleiben?

Auch den Kindern scheint der »natürliche Weg« zu gefallen, wie die kleinen Trampelpfade am Hang und zwischen den Bäumen zeigen. Dafür ist in dem Plan der Stadt kein Platz. Zwischen Leitplanke und Betonwand ist nur Platz für Asphalt. Rechts der Fußgänger mit fünf km/h, links der Radfahrer mit 50 km/h, dazwischen ein weißer Strich am Boden? Für wen wird hier die Sicherheit erhöht? Der schnelle Radfahrer bleibt bisher auf der Straße und fährt 40 km/h wie die Autos, dabei muss er etwas bremsen, er stellt kein Hindernis dar, er wird nicht überholt und wird von niemandem gefährdet. Der langsame, vorsichtigere Radfahrer schlängelt sich mit den Fußgängern zwischen den Bäumen hindurch und fährt dabei kaum schneller als Schrittgeschwindigkeit. Keine Gefahr.

Warum sollen Kinder und Erwachsene nicht weiterhin zwischen den Bäumen gehen und fahren, der eine auf Asphalt, der andere auf Gras, jeder wie er will?

Hat die Kinder jemals jemand gefragt, die Schüler, die anderen, die dort gehen oder fahren, was für einen Weg sie wollen? Hat sich überhaupt jemand gefragt, warum viele Projekte so nutzlos und hässlich sind? Der faule Graben, früher eine alte eingewachsene Betonrinne, nicht schön, aber bezahlt, heute eine teure neue Betonrinne mit Granit. (Aus Fernost? Wenn ja, mussten wohl Kinder im Steinbruch arbeiten, damit diese Steine hier den alten Beton ersetzen konnten.) Wollten die Anlieger das? Ein Stück später fließt der faule Graben in einer Rinne aus Beton/Minifelsbrocken, um kurz vor dem Lech noch für wenige Meter ein schönes naturnahes Bachbett zu bekommen. In unmittelbarer Nähe befindet sich die unnötige Treppenanlage, ein teures Hindernis und die Aussichtsplattform am Lech. Hier kann jeder ein nahezu stehendes Gewässer betrachten und an den wilden Lech denken, wie er hinter Füssen noch zu finden ist. Und man sieht, dass Energie- und Rohstoffverbrauch viel mehr kostet als Geld. Geld, das auch am »Schwanenweiher« bereits reichlich ausgegeben wurde und für eine Plattform (hoffentlich barrierefrei) aus Tropenholz (Regenwaldzerstörung), für Wasserspiel (Stromverbrauch, Anti-Algenmittel?) und Blechschwan auch noch reichlich ausgegeben wird.

 

„Zu fällen einen schönen Baum, braucht`s eine Viertelstunde kaum.
Zu wachsen, bis man ihn bewundert, braucht er, bedenkt es, ein Jahrhundert.“

Eugen Roth

 

Dabei könnte die Stadt mit sehr wenig Geld die Voraussetzungen schaffen, um ihren Bürgern und Gästen sehr viele echte und lebendige Vögel zu zeigen. Nötig ist nur etwas Vogelfutter, das in einem Futtersilo beispielsweise am Sonnengraben angeboten wird. Das lockt die Vögel aus dem kleinen wilden Wald an dem steilen Südhang direkt an der dicht bebauten Altstadt. Hier könnten sie nicht nur Amsel, Elster, Eichelhäher, Buchfink, Bergfink, Grünfink, Stieglitz, Hänfling, Sperling, Kleiber, Kohlmeise, Blaumeise, Sumpfmeise, Tannenmeise, Schwanzmeise und Zeisig kennenlernen, sondern auch Buntspecht, Baumläufer und Zaunkönig oder das Rotkehlchen beobachten. Und wenn sie viel Glück haben, sehen sie Kernbeißer, Goldhähnchen, Haubenmeise, Grünspecht oder Fichtenkreuzschnabel.
Allerdings ist dieser Lebensraum gefährdet – es gibt Menschen, die möchten vom Sonnengraben aus nicht nur die Zugspitze sehen, sondern auch den Schlossberg. Doch da sind Bäume im Weg.
Wieder andere träumen von einer Seilbahn oder einem Schrägaufzug und zusätzlichen Fußwegen vom Volksfestplatz zur Altstadt. Da sind dann sehr viele Bäume im Weg – so viele, dass von dem kleinen Wald nichts mehr übrig ist.

Blechschwan statt Buntspecht? Das darf nicht unser Ziel sein. Die Grünbereiche sind für die Stadt unverzichtbar, sie sollten auch wild sein dürfen, es darf nicht alles sauber, gerade, steril und letztlich tot sein. Ein bisschen Wildnis macht keine Arbeit und kostet nichts. Die Verbreitung von Beton und Asphalt muss gestoppt werden, es kann nicht immer mehr Fläche versiegelt werden.

Ein Bewusstseinswandel ist nötig und er darf nicht nur in schönen Reden zu hören sein, er muss an unserem Verhalten sichtbar werden. Würde die Stadt die Bürger mehr beteiligen, hätten wir uns mehr eingemischt. Dann wäre nun am Schwanenweiher vielleicht etwas geschützt in einer Mulde der Skaterplatz. Er würde niemand stören an einer lauten Straße. Die Jugendlichen könnten dort ihre Show abziehen und die Spaziergänger dabei zusehen. Durch die Mulde hätte der Fußweg über eine längere Strecke flacher nach unten gezogen werden können, und auf dem Butterwerkgelände würde ein kleines aber hohes bestens gestaltetes Parkhaus stehen – bei Bedarf erweiterungsfähig mit einer Dachterrasse ganz oben mit Café und Weitblick zu Peißenberg und Schlossberg. Und das Zentrum der Altstadt wäre von dieser Dachterrasse aus über einen ebenen Steg erreichbar in einer Entfernung von nur 150 Metern. In der Altstadt würden nur noch halb so viele Autos fahren und parken. Die Gehwege könnten verbreitert werden und der Marienplatz wäre vollständig autofrei. Der Weg vom Parken zur Altstadt als Attraktion, an einer Stelle, an der die Hauptverkehrsstraße direkt vorbeiführt, die Entfernung am kürzesten, und der Höhenunterschied am geringsten ist.

Ich bin überzeugt, dass es in dieser Stadt viele Bürger gibt, die über ihre guten Ideen leider nie sprechen. Die Stadt braucht die Ideen, sie braucht ein Ziel, sie braucht einen Plan für das Ganze. Die Stadt hat alle Talente, und viele Teile aus dem großen Plan könnten bei sehr geringen Kosten in Eigenarbeit umgesetzt werden. Das klappt in einzelnen sehr kleinen Gemeinden sehr gut und das könnte auch in unserer Stadt klappen. Mit einer ausreichenden Zahl an Teilnehmern, mit Plan und Anleitung durch die Stadtverwaltung, kann z. B. eine naturnahe Umgestaltung am Bahnhof oder auch am Volksfestplatz möglich sein. Ich bin überzeugt, dass das allen Beteiligten sehr viel Spaß machen würde.

Konrad Knoll, Schongau
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