P wie … Prokrastination

Irmgard Deml, Weilheim

Nach den gehäuften Festtagen Weihnachten, dem Fest der Liebe, sowie Silvester, Neujahr und Heilig-Drei-König können wir erst mal durchschnaufen. Der Alltag hat uns allerdings nach den Feier-, vielleicht sogar Urlaubstagen meist schneller wieder in seiner Mangel, als uns lieb ist. Wobei am Jahresbeginn um 0:00 Uhr nicht selten gute Vorsätze zusätzlich zum Gewohnten für die anstehenden zwölf Monate gehören. Weniger Alkohol trinken, aufhören zu rauchen, mehr Bewegung, gesünder essen, weniger Müll produzieren, mehr auf die Umwelt achten, mehr Verständnis für und mehr Geduld mit sich und anderen, weniger von Diesem, mehr von Jenem …

Oder sind Sie auch schon davon abgekommen, das, was Sie im Laufe des vergangenen Jahres nicht geschafft haben, nochmals auf eine Liste zu erledigender Dinge zu setzen? Genau genommen macht das ja keinen Sinn. Die einzige Lösung: Gleich anpacken, wenn etwas zu tun ist! Dabei spreche ich aus Erfahrung, denn es gab nicht wenige Dinge, deren zügiger Erledigung immer wieder etwas »Wichtigeres« dazwischenkam. Aber: Wir alle wissen, wir kommen um nichts herum, das uns betrifft. Von wem dieser weise Satz stammt, ist mir nicht bekannt, aber ich finde ihn einfach gut: „Was wir verdrängen, drängt.“

Die »Aufschieberitis« (= Prokrastination) ist ein weit verbreitetes Phänomen und ich registrierte sie das erste Mal vor Jahren ganz bewusst, als ich zur AdieuKilos!-Therapeutin wurde. Die Änderung des Essverhaltens ist etwas, was die wenigsten Men­schen ernsthaft in Erwägung ziehen und auch tatsächlich angehen. Aber nicht nur dieses. Häufig ist es so, dass eher Unliebsames, weil Bekanntes, beibehalten wird, statt sich auf Neuland zu begeben. Ängste, Vorbehalte, Unsicherheit … es gibt viele Gründe dafür. Ob im privaten Bereich, wie eine nicht mehr sinnvolle Beziehung, oder im Beruf, wenn schon längst klar ist, dass man sich hier nicht mehr am richtigen Platz fühlt.

Es gehören teils sehr viel Vertrauen und Mut dazu, in seinem Leben etwas zu verändern. Tatsache ist halt auch: Das kann niemand für einen anderen Erwachsenen tun. Ins kalte Wasser zu springen, neue Wege zu gehen, kostet häufig enorme Überwindung. Wobei ich feststellen konnte, dass ein Spruch, den ich vor Jahren in der Bahn las, so schlicht wie wahr ist: „Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht. Weil wir es nicht wagen, ist es schwer.“ Nicht immer, aber immer wieder geht es relativ leicht weiter, wenn der erste Schritt getan ist – und ich dranbleibe.

Wenn wir im Rückblick zum Hintergrund von Weihnachten kommen, wissen wir: Der Ursprung liegt in Armut und Demut. – Es fällt auf: Beide Male ist »Mut« in diesen Worten enthalten! – Wie auch immer die Geschichte um die Geburt des Jeshua und danach tatsächlich verlief – sie prägt einen Großteil der Menschheit bis heute. Ähnlich manch anderen Religionen nicht immer friedlich, wie wir wissen. Aber was wäre – nicht nur – unsere Gesellschaft ohne das Christentum? Denn nicht erst heutzutage, wo sich scheinbar immer weniger Menschen bei uns damit identifizieren, stellen wir fest, dass die zehn durch Mose vermittelten An-Gebote erste Grundlagen für ein gutes Miteinander darstellen. Ebenso wie die Bergpredigt Jesu. Die Umsetzung ist wünschenswert, doch auch hier kann nur jeder Mensch bei sich selbst angefangen.

Denn wie schaffen wir es, nachdem die Menschheit immer rasanter wächst, die Lebensgrundlagen durch unser Zutun in Relation immer weniger werden, global betrachtet gut zusammenzuleben? Wohl nur, indem sich alle Menschen zwischen Armut und Überfluss in der Mitte treffen, oder?

Vor Jahren, als ich in München bei einem Seminar war, fiel mir dort in der Straße ein Geschäft auf, das »Haben will« heißt. Hier werden exklusive Waren angeboten: Silberbesteck, edler Schmuck, exquisite Gläser, Porzellan, Kronleuchter und anderes. Bei mir sind diese beiden Worte vor allem abgespeichert, weil sie in diversen Zusammenhängen gesehen werden können.

Von »Sein oder Haben« über das kleine Kind, das sich im Supermarkt auf den Boden wirft, schreit und sich windet, weil es etwas Bestimmtes nicht bekommt bis hin zu den Verlockungen der Werbung, die darauf abzielt, Bedürfnisse zu wecken, von denen wir gar nicht wussten, dass wir sie haben. Und ehrlich gesagt, finde ich es auch manchmal nicht leicht, dem zu widerstehen, ertappe mich hin und wieder selbst dabei, daheim vom Einkaufskorb etwas auszupacken, dessen Kauf nicht geplant war. Obwohl ich meist mit Liste in ein Geschäft gehe. Das Vorhaben umzusetzen, nur zu erwerben, was ich wirklich brauche, ist wie bei jedem Lernen Übungssache – und zwar JETZT und immer wieder, ohne Aufschub.


Irmgard Deml, Weilheim

Im Folgenden einige Werbebeilagen-Angebote, nur: Kaufen Sie Derartiges?

  • Aufbewahrungsklappbox mit Wendepailletten

  • Bananentresor
  • Erdbeeren, frisch, im Dezember
  • Getränkekühler mit Akku, USB-Lade-Kabel und Bluetooth-Lautsprecher
  • Heizsäule unter Gartentische undTerrassenheizer, gasbetrieben
  • Kuscheldecke mit Nachtleuchtmotiven
  • LED-Nachtlicht mit Farbwechsel zum Einhängen an der Kloschüssel mit Batterie
  • Lichtbogenfeuerzeug mit Akkuund USB-Ladekabel
  • Mini-Steckdosenheizung
  • Singende Handpuppe mit Batterie
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