s wie … selber

Irmgard Deml, Weilheim

OHA-Leser sind vermutlich meist schon ein wenig reifer an Jahren, waren doch alle Kinder und wissen, wie es ist, sich als kleiner Mensch die Welt zu erschließen und seine Persönlichkeit zu entwickeln, sofern die Grundlagen dafür vorhanden sind – vor allem gute Vorbilder. Denn niemand kann ein Kind »erziehen«, da es schlicht nachahmt, was ihm vorgelebt wird.

Wir alle waren einmal klein und mehr oder weniger hilflos, so kennen wir auch alle das, was für Kinder mit das Wichtigste ist: Selber! Selber machen, selber können, selber tun! Und niemand konnte bereits nach dem ersten Schritt laufen!

Selber! Es ist wunderbar, wenn ein Menschlein sprechen, gehen, singen, tanzen und Vieles mehr lernt. Schuhbandl binden, essen, anziehen, Roller oder Fahrrad fahren und und und. Das Lernen ist – falls körperliche, seelische und geistige Voraussetzungen gegeben sind – lebenslang grenzenlos. Doch es gibt Einflüsse, die – scheinbar? – darauf ausgerichtet sind, dieses »Selber« möglichst weit wieder einzuschränken. Viele Kinder tun sich heute schon schwer mit der Feinmotorik, die beim Schuhbandlbinden gebraucht wird. »Dank« Klettverschlüssen, die optimal sind, wenn jemand Rheuma in den Fingern oder Ähnliches hat, aber sonst?

Ein geradezu besorgniserregender Bereich ist Kochen. Im Supermarkt denke ich mir: Dreiviertel des ganzen Angebotes »braucht« niemand. Die allermeisten von uns haben vermutlich eine Küche daheim, das heißt sie können selbst kochen, backen, braten … Doch Fertiggerichte, sogenannte Convenience-Produkte, gibt es dort zuhauf. Würde das alles nicht gekauft, gäbe es das ja gar nicht. Convenience, aus dem Englischen, bedeutet soviel wie »bequemes Essen«. Na wunderbar. In einem meiner letzten OHA-Beiträge hatte ich aufgegriffen, dass Bequemlichkeit uns umbringt.

Wenn wir nur noch bequem sind, sprich: immer fauler werden, ist das Leben nicht im Fluß. Leben ist Bewegung, Leben ist selbst etwas zu tun, statt immer mehr tun zu lassen. Krass ist auch die Aussage: »Das ist ein Thermomix-Kuchen«! Bei mir gibt es halt Marmor- oder Zitronenkuchen. Wo führt das denn noch hin? Geradewegs in die Verdummung, oder wie? Uns wird immer mehr »abgenommen«. Beim Auto durch die Zentralverriegelung. So braucht keiner mehr selbst daran zu denken, ob er alle Türen verschlossen hat. Selbstfahrende Autos – bloß nicht!!! Das Handy speichert x-fach Telefonnummern. Gedächtnistraining??? Viele von uns wussten früher verschiedenste Nummern auswendig. Und heute? Sehen Sie noch Radl mit Dynamo?

»Selber«. Das bezieht sich natürlich auch auf Musikberieselung, statt selbst ein Instrument zu spielen oder die Stimme einzusetzen. Dieses »Instrument« hat jeder von uns immer mit dabei. (Wobei 96% der Menschheit das gleiche Gehör aufweisen; für 4% ist es nicht ganz so einfach, mit anderen zu singen.) Abends gehe ich manchmal mit meiner Gitalele spielend und singend spazieren. Es ist schön, wie positiv Passanten darauf reagieren. Viele lächeln mich an, manche sprechen mich an, darunter immer wieder junge Mädels. »Selber« statt Fernsteuerung in der Tasche und Knopf im Ohr!

Bei »selber« geht es auch um Massen an Abfall, die im Umfeld von McMüll-Filialen und darüber hinaus immer wieder herumliegen. Selber aufzuräumen, was man dorthin getragen hat, scheint für viele der (jungen) Konsumenten total überfordernd zu sein. Dabei sind doch alle durch die Mahlzeit gestärkt und haben sicherlich die Kraft, ihren Müll selbst zu entsorgen. Beim Verteilen hilft die Tierwelt mit, denn Vögel, Füchse und Co. wissen schon längst, dass in Tüten und Schachteln oft Essensreste sind. So wie Ratten. Also ehrlich: Auf Pest und ähnliche von den Viechern übertragbare Krankheiten verzichten wir wohl alle sehr gern!

Wenn ich so etwas sehe und weiß, dass ich an einem Abfallkorb vorbeikomme, sammle ich es auf und entsorge es dort. Einmal hatte ich ganz bewusst zum Dietlhofer See einen Müllbeutel mitgenommen. So wurde halt nichts aus einem Spaziergang, denn der Beutel war schon voll, bevor ich beim See ankam. Am Weg lag alles Mögliche an Müll.

»Selber«. Wir als Menschen können so Vieles! Warum drücken wir uns so oft vor Aufgaben? 70% der Deutschen fordern staatliche Maßnahmen bezüglich Klimawandel. Warum denn? Erwachsene können das selbst in die Hand nehmen, statt es wie Kleinkinder Mama und Papa zu überlassen. Mit der fleißig geschürten Angst vor dem Klimawandel ließen sich halt wie bei Corona wieder staatliche »Maßnahmen« einführen und durchsetzen, wenn wir erneut nicht selbst denken.

Zusammenhalt mit selber denken und selber tun. Nur das bringt vor allem den Kindern eine gute Zukunft.

Irmgard Deml, Weilheim

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