Wachstum

Die Schafkopfer Anton Reindl, Erich Mohr und Richard Huber im Gasthof Dachsbräu in Weilheim

R: Grüß euch.

A und E: Servus.

R: (während er sich setzt) Bevor ich’s vergess’, grad wie ich mich in den Sattel schwing, ruft mir meine Frau zu, dass der Hartl später kommt.

E: Dem ist gestern Brennholz geliefert worden und das will er wahrscheinlich noch heut unter Dach und Fach bringen, weil Regen angesagt ist.

R: So wird es sein. Aber was anderes. Wie ich das Radl ins freie Eck vom Biergarten stellen will, komm ich fast nicht hinein, weil irgendein Sepp seinen Mercedes direkt am Nebeneingang abgestellt hat.

E: Mercedes-Fahrer halt.

R: Mir stinkt so was, viel Benzin verbrennen und sich dann auch noch in den Weg stellen.

A: Wundert mich nicht, Richard, du störst dich an so was, seit ich dich kenn.

R: Doch mit Recht, oder? Da sind seit Jahren der Klimawandel und die zur Neige gehenden Rohstoffe tagtäglich in den Schlagzeilen, und trotzdem lebt die halbe Welt immer aufwendiger. Ingenieure und Techniker versuchen zwar schon, dass unsere Gerätschaften immer effizienter betrieben werden können, aber die Gerätschaften und der Platzbedarf werden ja immer mehr.

A: Wachstum nennt man das, Richard. Und dazu kommt, dass viel zu wenig überlegt wird, auf welchen Aufwand und Energieeinsatz wir verzichten können.

E: Und es wird immer mehr auf den elektrischen Strom gesetzt, obwohl man nicht weiß, wo der herkommen soll. Wäsche trocknen, Computer, Digitalisierung, Fahrräder und Autos, das alles heutzutage mit Strom.

R: Aber gegen Atomkraft und Windradl sein. Der Hartl ist da ein ganz anderer. Er hat sein Haus nicht vergrößert wie die Nachbarn, hat nur das Dach ausgebaut und alles wärmegedämmt. Ein paar Jahre später kamen noch ein Sonnenkollektor und die Photovoltaik dazu. Ja, und seit zwei Jahren hat er im Erdgeschoß einen Ofen, der das ganze Haus heizt und für Warmwasser sorgt, wenn die Sonne auslässt. Mit sechs Ster Buchenholz im Jahr, sagt er, hat er die knapp hundert Quadratmeter Wohnfläche für die Tochter, die zwei Enkel und für ihn und seine Frau immer gut warm.

A: Und seit er in Rente ist, fährt er eigentlich nicht mehr mit dem Auto, weil ihm das schon in seinem Berufsleben gegen den Strich gegangen ist.

E: Also, ich schätz’ ja schwer, dass der moderne Mensch bald weniger aufwendig leben wird. Er wird nicht nur weniger Strom verbrauchen, sondern auch auf alles verzichten, das im Grunde unnötig ist und das Leben eher belastet als bereichert.

R: Erich, das sagt meine Rosl schon lang.

A: Burschen, jetzt geht’s aber ans Schafkopfen, der Hartl kommt grad rein.

Guggera

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