Warum wir mindestens sechs bis 196 Prozent mehr für unsere Lebensmittel bezahlen müssten


Was kosten unsere Lebensmittel wirklich? Beziehungsweise: Ist der Ladenpreis, den wir für sie bezahlen, ihr wahrer Preis? Derjenige also, der auch alle Folgekosten mit ausweist, die bei ihrer Produktion entstanden sind und für die alle am Ende aufkommen müssen?

Dieser Frage geht Dr. Tobias Gaugler am Institut für Materials Resource Management der Universität Augsburg in seinen Forschungen auf den Grund.
Die tatsächlichen Kosten werden aktuell – indirekt – von der Gesamtgesellschaft getragen. So zahlen die Verbraucher beispielsweise für die Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft mit dem Klimawandel und seinen Auswirkungen; oder sie bezahlen mit der Wasserrechnung für die Aufbereitung von Trinkwasser, welches aufgrund von Düngemitteln belastet ist.

Gaugler: „Für viele negative Klima-, Umwelt- und Gesundheitsfolgen, die sich aus der Produktion von Lebensmitteln ergeben, kommen aktuell weder die Landwirtschaft noch die Konsumenten auf. Hier handelt es sich um eine Form von Marktversagen, der mit wirtschaftspolitischen Maßnahmen begegnet werden müsste.“

GRAFIK: UNI AUGSBURG

Die Grafik zeigt, um wie viel die Preise steigen müssten, wenn die produktionsbedingten Folgekosten für Umwelt und Gesellschaft mit berücksichtigt würden.

Die Aufstellung ist jedoch noch nicht vollständig. Nicht berücksichtigt sind z. B. die gesellschaftlich-sozialen Auswirkungen von Antibiotikaresistenzen oder die ökologischen Auswirkungen des Einsatzes von Pestiziden. Auch faire Entlohnung und faire Arbeitsbedingungen erhöhen den Preis.

Ob ein Produkt fair produziert und gehandelt ist, ist nicht immer ersichtlich (man denke an die Milch oder an das Fleisch).

Bei Lebensmitteln aus dem Süden, wie etwa Bananen, Kaffee, Kakao, Schokolade, Mango oder Reis gibt es die Fairtrade Zertifizierung, die vor allem die Bedingungen für Produzenten verbessert aber auch viele Umweltschutzaspekte beinhaltet (über 70 Prozent der Fairtrade-Produkte sind biozertifiziert).

Solange die wirtschaftspolitischen Maßnahmen nicht ausreichen, liegt es an uns Konsumenten, sich dies bewusst zu machen und entsprechend einzukaufen: so weit möglich regional, saisonal, fair, bio, unverpackt.

Johanna Hentschke, Schongau

Quellen:
Die wahren Kosten von Lebensmitteln (uni-augsburg.de)
www.uni-augsburg.de/de/campusleben/neuigkeiten/2020/09/04/2735/

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