Zum neuen Verkehrskonzept »Altstadt/Marienplatz«

Gregor Schuppe

Gregor Schuppe

Ärger und Frust über Blockierer

Kommentar von Gregor Schuppe

Voll gespannter Erwartung besuchte ich die Stadtratssitzung, in der es um das neue Verkehrskonzept für die Altstadt ging. Lag den Stadträten mit dem »Konzept 5« doch ein völlig neuer Vorschlag für einen autofreien Marienplatz vor – ein Vorschlag, der zum einen die Schwächen vorangegangener Ideen vermeidet und zum anderen mit einem bestechenden Parkkonzept gepaart ist. Dass das Konzept unter tatkräftiger Mithilfe von Werner Kjaer, eines »Neu-Schongauers«, erstellt wurde, der von allen vorangegangenen Diskussionen und Frustrationen frei ist, macht es für mich noch attraktiver. Hätten doch die ewig gleichen Konfrontationen und die verhärteten Fronten so vermieden werden können. Hoffte ich.

Nach einer eindrucksvollen Präsentation des Konzepts durch Stadtbaumeister Knecht stiegen meine Erwartungen auf positive Reaktionen … bis der zweite Bürgermeister Paul Huber direkt im Anschluss das Wort ergriff.

Ihn störte vor allem, dass das Konzept „im Geheimen“ ausgearbeitet wurde. Dass Herr Knecht zuvor auf die Sprecher der Fraktionen zugegangen war und das Konzept vorgestellt hatte, verschwieg er. Und so neu ist die Diskussion über eine Fußgängerzone rund um den Marienplatz ja auch nicht. Dass er Herrn Knecht nach dessen engagierter Präsentation als begabten „Verkäufer“ bezeichnete, empfand ich schon fast als beleidigend.

Im Anschluss an Herrn Huber meldete sich Peter Blüml zu Wort. Neben einer generellen Ablehnung des Konzepts (»Lassen wir doch alles, wie es ist«) kritisierte er indirekt auch die Ersteller des Konzepts: „Leute, die neu in Schongau sind, müssen auch zur Kenntnis nehmen, was es früher schon alles gab.“

Spätestens nach diesem Ausspruch wuchs meine Frustration. Offenbart dies doch eine Mentalität, die statt sachlicher Prüfung des Inhalts zunächst eine Überprüfung der Herkunft des Verfassers verlangt. Mein Eindruck: Was von außen kommt, wird von einigen Stadträten sofort abgelehnt. Es könnte ja frischen Wind bringen und die eigene Position alt aussehen lassen. Aber wer, wenn nicht ein von jahrelangen Auseinandersetzungen unbelasteter Mit­bürger, kann denn noch neue Ideen zum Dauerthema Marienplatz einbringen? Viele andere ziehen sich bei diesem Thema doch verständlicherweise inzwischen frustriert zurück.

Das ewig gleiche (aber immer noch falsche) Argument von den Parkplätzen vor den Geschäften rund um den Marienplatz durfte natürlich auch nicht fehlen. Erfreulicherweise wurde es umgehend vom erfahrenen Stadtplaner und Architekten Klaus Immich entkräftet.

Als schließlich auch noch Herr Motz von der UWV dem Konzept 5 ablehnend gegenübertrat, waren meine Hoffnungen auf einen lebens- und liebenswerten Marienplatz dahin.

Lediglich die Vertreter der ALS und der SPD erhielten mit ihrem engagierten Eintreten für den Vorschlag der Stadtverwaltung mein Vertrauen in den Stadtrat als Vertreter der Interessen der Schongauer.

Das hatten die genannten Vertreter der CSU und der UWV nämlich gründlich erschüttert. Oder ist es im Interesse der Stadt, wenn man ein überzeugendes, detailliert ausgearbeitetes und zudem für die Stadt kostenloses Konzept von vornherein ablehnt? Muss man ein solches Geschenk nicht vielmehr dankbar annehmen?

Ob die schließlich gefundene Lösung, nämlich das vorgestellte Konzept gleichberechtigt mit anderen (aus verkehrstechnischer Sicht schwer durchführbaren und bereits diskutierten) Ideen weiter zu diskutieren, das endgültige Ende der Pläne für einen fußgängerfreundlichen Marienplatz ist, wird sich zeigen.

Ich jedenfalls verließ den Stadtrat zutiefst frustriert. Will ich weiter in einer Stadt leben, in der jahrhundertealtes Ratsherrendenken praktiziert wird und neue Ideen grundsätzlich negativ und bedrohlich gesehen werden?

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