1600 Angehörige der Jägerfamilien in Südbayern durch den Verzehr von hoch belastetem Wildschweinfleisch gefährdet!

Helmut Rummel, ehemaliger langjähriger Strahlenschutzbeauftragter für Radioaktivität und fast 5 Jahre lang Betreiber einer – vom Landesamt für Umwelt – Qualifizierten Radiocäsium-Messstelle für Schwarzwild im Landkreis Garmisch-Partenkirchen

Betrachtung des Risikos aus gesundheitlicher Sicht

Durch den Verzehr von hoch belastetem Wildschweinfleisch wurden 2015 alleine in den 3 Regierungsbezirken Oberbayern, Niederbayern und Schwaben 1 600 Angehörige von Jägerfamilien vermutlich mit einer Dosis belastet, welche 12 Röntgen-Aufnahmen der Lunge pro Jahr entspricht – und zwar mit 234 Mikrosievert pro Person und Jahr!

Im Jahr 2015 wurden von den 24 974 erlegten Wildschweinen in den Regierungsbezirken Oberbayern, Niederbayern und Schwaben 11 723 nicht gemessen, aber verzehrt! Es wurden also 47 % der Strecke Südbayerns nicht gemessen! Und das, obwohl Südbayern durch den Tschernobyl-Fallout wesentlich höher belastet ist als Nordbayern. Da die nicht gemessenen aus dem gleichen Gebiet und dem gleichen Zeitraum wie die gemessenen stammen, ist auch statistisch mit den gleichen hohen Belastungen zu rechnen.

Ich habe also die gemessenen Wildschweine als Vergleichsmaßstab für meine Berechnung herangezogen.

Hier das Ergebnis meiner Recherchen

550 Wildschweine mit Messwerten im Bereich von 3000 Bq/kg bis zum Maximalwert von 18 000 Bq/kg.

Die Aufschlüsselung der 550 Wildschweine zeigt folgende Messwerte:

41 x über 10 000 Bq/kg
149 x über 6 000 Bq/kg
68 x über 5 000 Bq/kg
111 x über 4 000 Bq/kg
181 x über 3 000 Bq/kg

Bei genauerer Betrachtung der 190 höchsten Messwerte wurden von den oben genannten 1 600 Angehörigen sogar 570 Angehörige mit einer Dosis von 468 Mikrosievert pro Kopf und Jahr belastet. Diese Belastung ist vergleichbar mit 23 Röntgenaufnahmen der Lunge!

Es soll hier nicht bewertet werden, ob 23 Röntgenaufnahmen tatsächlich gesundheitliche Folgen haben. Ein Risiko ist es jedoch allemal:

Dieses Risiko wäre jedoch sehr leicht vermeidbar, wenn jedes erlegte Wildschwein einer Radiocäsium-Messung zugeführt würde. Das wird jedoch im Bereich des Bayerischen Jagdverbandes (BJV) seit Jahren leider nicht gemacht.

 

Meine Berechnungen gehen von folgenden Annahmen aus:

  • Jeweils 3 Personen pro Jägerhaushalt;
  • Ein vom Jäger selbsterlegtes Wildschwein mit mindestens 18 kg verwertbarem Fleisch, in der Tiefkühltruhe des Jägerhaushalts;
  • Verzehr von je 2 Mahlzeiten von 250 Gramm im Monat, ergibt 6 kg pro Person und Jahr;

Eine höhere Verzehrmenge ergibt sich aus Studien des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) dort heißt es:
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bezeichnet die Jägerfamilien als Extremverzehrer und kommt auf einen Wert von 13 kg pro Kopf und Jahr.
Meine Berechnungen sind mit der Hälfte dieses Wertes – das heißt, mit einer Verzehrmenge von 6 kg pro Kopf und Jahr – sehr vorsichtig angelegt.

 

Beispielrechnung für die am höchsten belasteten und eingangs genannten 1 600 Personen:

Belastung des Fleisches mit 3 000 Bq/kg x 6 kg = 18 000 Bq x 0,013 = 234 Mikrosievert

  • 1 Röntgenaufnahme der Lunge entspricht 20 Mikrosievert
  • 234 Mikrosievert : 20 Mikrosievert = 12 Röntgenaufnahmen
  • (0,013 ist der Dosisfaktor für das radioaktive Cäsium 137 bei Ingestion, also bei Verzehr)

 

Zum Vergleich:

Der Grenzwert beträgt 600 Bq/kg. Die oben aufgeführten Messwerte reichen also vom 5-fachen bis im Extremfall zum 30-fachen des Grenzwertes!

 

Noch ein paar wichtige Anmerkungen:

Meine Berechnung gilt natürlich nur für Jäger und Angehörige im Jägerhaushalt, die – wie schon erwähnt – zweimal pro Monat belastetes Wildschweinfleich mit 3 000 Bq/kg aufwärts verzehren.

Die genaue Berechnung der 11 732 nicht gemessenen Wildschweine liefere ich aus Platzgründen im nächsten OHA nach. Die Anzahl der Messungen des BJV musste ich von Umweltministerin Scharf erfragen, da der BJV die Daten nicht rausrückte.

Recherchiert habe ich in allen Landkreisen und kreisfreien Städten der Regierungsbezirke Oberbayern, Niederbayern und Schwaben. Und das sind immerhin 49 an der Zahl.

Das Umweltministerium müsste nach § 1 des Strahlenschutzvorsorgegesetzes (StrVG) die Verbraucher über die hohen Messwerte informieren, tut dies aber seit Jahren nicht!

Helmut Rummel
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