3,4 Prozent Wachstum dieses Jahr – ist das eine gute Nachricht?

Um wie viel Prozent ist unsere Erde im letzten Jahr gewachsen? Kann sie überhaupt wachsen? Oder können wir sie vergrößern? Das ist eine heikle Frage heutzutage, aber ich glaube ja, wir können sie vergrößern. In einem gewissen Maße – aber das bedarf einer Veränderung in der Auslegung des Begriffs.

Heute bedeutet Wachstum in der Wirtschaft unkontrolliertes Wuchern, Marodieren im Tempel der Natur, Reduzierung und Vernichtung des Lebendigen. Unser Wachstum basiert auf Nehmen. Das was schon da ist, kann einfach genommen, gefördert, gerodet, verkauft werden usw. Konsumgüter entstehen, Infrastrukturen zur Verbreitung und Benutzung der Güter werden geschaffen. Der Gewinn, der durch dieses Wirtschaften erzielt wird, ist zu gering, um den entstandenen Schaden am Ökosystem Erde zu rechtfertigen, geschweige denn um das Zerstörte nur ansatzweise wiederherstellen zu können. Und das alles nur, weil wir Menschen Wachstum benötigen? Und Deutschland Musterknabe im System? Und die Atmosphäre bleibt uns weiterhin treu?

Vielleicht sieht Wachstum morgen anders aus. Durch Verstehen natürlicher Zusammenhänge ist es möglich, dass die äußere Schicht unseres Planeten, welche zu biologischem Wachstum fähig ist, erhalten und vergrößert wird. Ja, das Lebendige auf unserem Planeten kann wachsen, wenn wir ihm dabei helfen. Wir können Zerstörung und Erosion verhindern und verwüstetes Land regenerieren. Wenn wir bei der Bildung von Biomasse und Humus helfen, finden wieder mehr Lebensprozesse, findet mehr lebendiges Wachstum statt, zur Freude aller Beteiligten.

Unsere Wirtschaft kann einen Sättigungsprozess erfahren und es wird nur das produziert, was wir uns wirklich leisten können, um Atmosphäre und Biosphäre zu behalten. Dann darf es heißen: »gut – besser – Güter«.

Dieser Bewusstseinswandel kann sich vollziehen. Ja, der Mensch ist fähig dazu.

Und das schizophrene Wachstum, welches nur dem Größenwahn und der Herrschsucht dient, könnte umbenannt werden in »Brachtum«, »Maschinenherrschaft«, »Plastikdschungel« und »Noch hundert Jahre bis Betonplanet«.

Dieses Jahr wieder 3,4 Prozent Wachstum erwirtschaften, ohne mit dem Wirt zu schaffen. Oder: dem Wirt zu schaffen machen. Noch!

Sebastian Langrock, Rott
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1 Kommentar

    • Prestele, Sieglinde auf 12. Oktober 2012 bei 16:58
    • Antworten

    Danke für diesen Artikel, der mir aus der Seele spricht. Unbegrenztes Wachstum ist ein Krebswachstum, das am Ende seinen Wirt und damit sich selbst zerstört. Dieses Wachstum wird auch dadurch angeleiert, dass die Produkte immer mieser und weniger haltbar sind, Wegwerfprodukte eben, die auch unsere Müllberge wachsen lassen.

    Sieglinde Prestele

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