Brillante Ideen

Florian Höss und Gerhardt Kerner nach einer Schachpartie bei einem Glas Wein in Florians Wohnung

G: Du, wegen der Fachzeitschrift »Erneuerbare Energien«, dort drüben auf deinem Schreibtisch, muss ich jetzt unbedingt etwas loswerden.

F: Und das wäre?

G: Fast die ganze Welt ist seit Jahren auf der Suche nach neuen Energiequellen und nach neuen Formen der Energiebereitstellung.

F: So ist es.

G: Und als ich beim Hereinkommen die Zeitschrift gesehen habe, ist mir in den Kopf geschossen, was ein führender Mann in unserer Wirtschaft, der Stefan Hartung von Bosch, vor etwa einem halben Jahr so losgelassen hat.

F: Und das war?

G: Er mache sich keine Sorgen um unsere Zukunft, denn bisher gab es immer Menschen, die brillante Ideen hatten. Und darauf baue er auch in Zukunft, sagte er abschließend.

F: So kann man denken und reden, Gerhardt.

G: Wenn man Chef bei Bosch ist, muss man vielleicht so denken und reden.

F: Wohl unvermeidlich.

G: Was der gute Mann aber geradezu blindlings verdrängt, ist, dass uns die brillanten Ideen der Vergangenheit das Dilemma unserer Gegenwart bescheren.

F: So ist es leider auf breiter Front. Wir müssen da nicht nur ans Auto und das Flugzeug denken. Du, ich beziehe diese Zeitschrift, die dein Gedächtnis auf Trab gebracht hat, schon seit Jahren und muss sagen, dass ihr Inhalt zum guten Teil von einer Sichtweise geprägt ist, die ganz auf der Linie vom Bosch-Chef liegt.

G: Kann ich mir gut vorstellen. Der moderne Mensch kann offenbar nicht mehr anders, als sein Schicksal vor allem der Technik bzw. den brillanten technischen Ideen anzuvertrauen.

F: Ja, und dabei denke ich mir immer wieder, dass wir für eine positive Zukunft auf ganz anderen Feldern intensiv aktiv werden müssen. Wir müssen ganz radikal prüfen, ob wir weiterhin ein Leben führen wollen, das sich auf enormen Energieeinsatz, auf extremen Verbrauch von Rohstoffen und auf die Überbelastung der Natur stützt.

G: Genau. Und so brauchen wir brillante Ideen vor allem auf dieser Ebene, sozusagen auf der geistigen Ebene.

F: Verrückterweise gab es ja schon einmal einen Ansatz in dieser Richtung, nämlich den des »Club of Rome«. Dessen Denken ist aber im Strudel der alten und neuen brillanten Ideen kläglich untergegangen.

G: Ja, Florian, man glaubt es ja fast nicht, dass einer von den wirklich brillanten Gedankengängen, den die Menschheit bisher hervorgebracht hat, so versanden konnte.

F: Die modernen Ideen im Bereich der Wirtschaft haben vor allem dafür gesorgt, Gerhardt. Und dennoch, auch wenn diese Zeitschrift durchaus überzeugend daherkommt, will ich trotzdem denken, dass das alles bald anders laufen könnte, dass sich der moderne Mensch wandeln und einen neuen Weg einschlagen könnte.

G: Er wird sich umstellen, Florian, weil ihm kaum etwas Anderes übrig bleibt.

F: Wollen wir es hoffen, Gerhardt. Ja, und dass ihm das auch gelingen möge, darauf sollten wir anstoßen.

Guggera

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