Buddhismus im Allgäu

Kernaussage gut beschreibbar mit dem Zen-Spruch: »Eins ist alles und alles ist eins«

Foto: Oliver Koch
Oliver Koch, Schongau

Es wird wohl kein Zufall sein, dass eine – weitgehend – friedliche Religion wie der Buddhismus im Westen schon lange großen Zulauf hat.

Viele Menschen fühlen sich eher von der buddhistischen Ethik und Philosophie angezogen. Dabei wird gerne übersehen, dass der historische Buddha seine Lehre zuvorderst als Übungsweg angelegt hat. Wer also Buddhismus als Idee wirklich erfahren und prüfen will (es gibt hier keinen blinden und bindenden »Glauben«), kommt nicht um die Übung des Geistes herum, also dessen Beruhigung, seine Fokussierung und das Bemühen um intuitive Erkenntnis. Nichts anderes ist Meditation. Da es schwierig ist, dies im stillen Kämmerlein zu praktizieren, gibt es allerlei Zentren und Häuser, in denen der Übungsweg je nach Tradition angeleitet wird.

Der Buddha soll Missionierung abgelehnt haben. Vielleicht wird auch das heutzutage als wohltuend empfunden. Sein Angebot richtet sich an den freien Geist: Prüfe, wenn Du willst. Daher wird man auch kaum Werbung für Meditationskurse finden, sofern die Veranstaltung in einer echten, traditionellen Linie steht. Auch dieser Text ist keine Werbung. Ich arbeite im Buddhahaus im Allgäu und bin gebeten worden etwas über mein Umfeld dort zu schreiben. Da ich auch öfters gefragt werde, was dort so passiert, nutze ich die Möglichkeit hier einmal darauf zu antworten:

Buddhisten betonen nicht gerne Grenzen. Das widerspräche auch fundamental einer wichtigen Kernaussage, die mit dem Zen-Spruch »Eins ist alles und alles ist eins« gut beschrieben ist. Trotzdem ist es mir leider wichtig, dass das Buddhahaus, von dem hier die Rede ist, nicht mit dem Zentrum des Diamantweg-Buddhismus, ebenfalls im Allgäu, verwechselt wird. Dessen Leiter steht aktuell völlig zu Recht in der Kritik.

Das Buddhahaus wurde von der buddhistischen Nonne Ayya Khema 1997 gegründet. Seitdem finden dort Meditationskurse ganz vorwiegend in der Theravada-Tradition statt, die sich auf die ursprünglichen Überlieferungen bezieht. Zum Teil unterrichten hier Lehrer und Lehrerinnen, die noch von Ayya Khema selbst zum Lehren autorisiert worden sind, zum Beispiel der Mönch Bhante Nyanabodhi, der auch Abt im Kloster »Metta Vihara« im Allgäu ist.

Die Meditationskurse dauern unterschiedlich lang, vom verlängerten Wochenende bis zu zwei Wochen. Eine Besonderheit, auf die man sich bei einer Kursteilnahme einstellen sollte, ist, dass die Kurse im »Edlen Schweigen« stattfinden. Für manche vielleicht eine besondere Herausforderung. Ich selbst, der ich lange im sozialen Bereich gearbeitet habe, empfinde das Schweigen im Buddhahaus als großen Segen. Natürlich fördert es die Besinnung auf sich selbst. Und nichtsdestotrotz wächst im Laufe des Kurses die Kursgruppe zusammen, auch nonverbal. Zu den Aktivitäten im Kursablauf gehören Sitzperioden, Gehmeditationen und eine etwa einstündige tägliche Mithilfe im Haus. Dabei geht es schon darum, die in der Meditation geübte Haltung der Achtsamkeit möglichst in Alltagshandlungen zu übertragen, was kein leichtes Unterfangen ist. Je nach Ausrichtung der Lehrenden werden vielleicht auch Yogaformen, Chanting und Körperübungen eingesetzt. Die vegetarische Verpflegung hat Bio-Qualität.

Im Grunde kann man als Teilnehmer im Buddhahaus den langjährigen Erfahrungsschatz nutzen, über den man hier verfügt. Die Bedingungen sind so gestellt, dass ein Zustand von großer Entspannung bei gleichzeitig guter Wachheit erreicht werden kann. Das ist wohl die beste Grundlage, um zu meditieren. Die ruhige Lage zwischen Wiesen und Wäldern tut das Ihrige dazu.
Natürlich will man auch wissen, wie, was, warum und am besten geübt werden soll, und das kann durchaus individuell unterschiedlich sein. Wichtige Teile der Kurstage sind daher Vorträge und Meditationsanleitungen. Darüber hinaus kann im Rahmen von Einzelgesprächen mit den Leitenden das Erleben reflektiert werden. Es ist ja eher ungewöhnlich, dass man einmal so viel Zeit für und mit sich selbst hat, und, wer weiß, da kann einiges auftauchen.

Manchmal höre ich den Einwand, dass solch ein Rückzug Menschen davon abhalte, an dringend notwendigen Veränderungen unserer Gesellschaft mitzuwirken. Das glaube ich nicht. Zum einen schließt die Arbeit an sich selbst öffentliches Engagement nicht aus, zum anderen kann man die persönliche Entwicklung (zu einem friedlichen und mitfühlenden Menschen) durchaus als Voraussetzung betrachten zu einer Verbesserung unserer Welt. Ich habe jedenfalls nicht den Eindruck, dass die Menschen dort weltentrückte Träumer sind, die an weltlichen Dingen kein Interesse mehr haben. Im Gegenteil.

Vielleicht ist das hier Beschriebene ja einmal ein Wagnis wert. Was macht uns wirklich glücklich?

Oliver Koch, Schongau

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