Energie

Die alteingesessenen Hohenpeißenberger Augustin Horner (83) und Konrad Maier (81) auf einer Bank über ihrem Dorf

A: Du, heut hat mich unser Marsch hier herauf ziemlich geschlaucht.

K: Mich auch. Es wird der Föhn sein. Du, auf den letzten Metern ist mir aber trotzdem eingefallen, was für tolle Skirennen wir noch in den Siebzigern hier auf dem Südhang hatten.

A: Ja so was! Aber wahr ist es. Von überall her sind die Skifahrer gekommen, sogar aus Weilheim mit dem Zug.

K: Ja, das waren noch Zeiten, keiner kam da mit einem Auto.

A: Weil kaum einer eins hatte. Außerdem musste ja der Schnee auf der Rennstrecke von unten her mit den Skiern festgetreten werden; mit dem Auto zum Start hinauffahren, hätte da absolut nicht gepasst.

K: Absolut nicht! Energie musste man damals in den Beinen haben und nicht im Tank von einem Auto.

A: Eben. Ja, Konni, seit unserer Jugend hat sich vieles schwer geändert. Ohne Strom, Benzin und Diesel geht heut so gut wie nichts mehr.

K: Und in Zukunft werden wir sogar Wasserstoff brauchen, schreiben sie fast jeden Tag in der Zeitung.

A: Also ich find das arg kritisch, dass sich die Welt auf immer mehr Energieverbrauch einlässt.

K: Ich auch, grad umgekehrt müsste man es machen. Man müsste in erster Linie schauen, dass wir Menschen mit möglichst wenig Energieeinsatz leben können. Aber statt den Energieeinsatz zu reduzieren, zünden sie immer wieder neue Energie- bzw. Stromschlucker.

A: Genau. Wär aber nicht das erste Mal, Konni, dass die Menschen in die verkehrte Richtung rennen.

K: Leider, Gustl. Da haben wir Europäer jahrhundertelang Afrika ausgebeutet, und jetzt fällt uns der halbe Kontinent auf die Füße.

A: Und die Atomenergie finden immer noch viele als eine gute Sach.

K: Ja, es ist ein Kreuz mit uns Menschen. Zwei Alte wie wir wissen da nicht so recht, was man tun kann und wie es weitergehen soll.

A: Und man kann auch nicht so recht erkennen, wie und warum wir Menschen dazu kamen, fast alles auf die Karte Energie zu setzen.

K: Wirtschaftsinteressen stehen vor allem dahinter, Gustl. Grad wir Bundesrepublikaner haben im Wachstumswahn eine geradezu hirnrissig aufgeblähte Wirtschaft hochgezogen, die uns zunehmend schadet, die inzwischen auch immer mehr Leute arm macht, aber einigen wenigen die Badewanne vergoldet.

A: Hast das mit der Badewanne in unserer Zeitung gelesen, Konni?

K: Naa! Aber erst vor Kurzem hab ich gelesen, dass wir immer mehr große Yachten und Privatjets in Deutschland haben.

A: Die dann auch noch viel Energie verbrauchen.

K: So ist es.

A: Ja, und da fragt man sich dann schon, wie die Mehrheit an geringen Energieeinsatz denken soll, wenn Reiche und Superreiche Energie regelrecht verschleudern.

K: Das ist vielleicht der entscheidende Punkt bei dem Ganzen, Gustl. Es gibt Leute, die sich gar nichts dabei denken, wenn sie ein schlechtes Beispiel geben.

Guggera

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