Fenster-Ausstellung „Moore und Klimaschutz“

Wenn wir über Klimaschutz reden, denken wir oft an erneuerbare Energien und nachhaltige Mobilität. Dass aber auch Moore ganz entscheidend zur CO2-Speicherung beitragen ist vielen oft nicht bewusst. Das Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil des BUND Naturschutz lädt Spaziergänger und Fahrradfahrer am Seeweg von Herrsching nach Fischen recht herzlich zu einem Besuch zu der Ausstellung „Moore und Klimaschutz“ ein. Es handelt sich um eine Fensterausstellung von 07.02. – 27.03.2022 bei der verschiedene Aspekte des Natur-, Kultur- und Lebensraumes in den Fokus genommen werden.

„Oh schaurig ist’s übers Moor zu gehen.“ So beginnt die 1842 entstandene Ballade „Der Knabe im Moor“ von Annette von Droste-Hülshoff. Moore waren den Menschen lange Zeit unheimlich. Mythen und Legenden umkreisten sie als Schauplatz von Unglücksfällen und Verbrechen. Kein Wunder, denn ihr hoher Wasserstand machte sie schwer zugänglich und sie galten als gefährlich.

Obwohl besonders unsere Region rund um den Ammersee und im Alpenvorland reich an Mooren ist, ist das Wissen über ihre Schönheit und ihre Bedeutung für den Klima-, Hochwasser- und Artenschutz noch weitgehend unbekannt.

„Das Moor gehört nicht zu den üblichen Ausflugszielen am Wochenende und löst immer noch diese komischen und unheimlichen Gefühle aus“, stellt Axel Schreiner, pädagogischer Leiter des Naturschutz- und Jugendzentrums, fest. „Dabei sind Moore einzigartige Zeugen der Landschaftsgeschichte und man kann dort auch von den Wegen aus hoch spezialisierte Tiere und Pflanzen sehen. Wir geben einen Überblick über die Entwicklung der die Moore in Bayern und bei uns in der Region.“

In der ersten Phase der Ausstellung von 07. – 27.02. geht es um die Moore in Bayern und in unserer Region und deren Bedeutung für den Klimaschutz:

Am 17.02. findet ein Online-Filmabend zum Thema „Moore und Klimaschutz“ statt, bei dem die Dokumentarfilm des bekannten Filmemachers Jan Haft gezeigt und anschließend mit Dr. Christine Margraf einer Moorexpertin des BUND Naturschutz diskutiert wird.

Von 27.02. bis 27.03. (zweite Phase) finden verschiedene Aktionen zum Schwerpunkt „Trinkwasser und Hochwasserschutz“ (zum Weltwassertag am 22.03.2022 in Kooperation mit dem Wasserquartier Ammersee) statt.

Zusatzinfo:

Die Wanderausstellung „Moore und Klimaschutz“ entstand im Rahmen einer Kooperation des Bayerischen Landesamts für Umwelt mit den Regierungen von Oberbayern, Schwaben und Niederbayern sowie mit dem Lehrstuhl für Vegetationsökologie an der Technischen Universität München und dem PAN – Planungsbüro für angewandten Naturschutz GmbH, München.

Holzsteg im Murnauer Moos (Foto: Winfried Berner)

Hintergrund:

Das Anliegen des BUND Naturschutz

Die meisten noch vorhandenen Moore in Deutschland stehen heute unter Schutz. In Bayern hat sich der BUND Naturschutz schon früh der empfindlichen Feuchtlandschaften angenommen: Der erste Grundstückskauf des BN in Südbayern im Jahre 1933 galt einem 6,5 Hektar großen Streifen Niedermoor an der Gfällach im Erdinger Moos.

Heute betreut der Verband rund 50 Projekte für den Moorschutz in Bayern, die Hälfte davon im Alpenvorland und oft auf Flächen, die der BN zu Schutzzwecken gekauft hat. Das Überleben der Moore zu sichern, ist wichtig für unser Klima, den Hochwasserschutz (Was Moore für uns leisten) sowie für die hochspezialisierten Tiere und Pflanzen im Moor .

Lebensraum Moor – ein Fall für Spezialisten

Moore sind einzigartige Zeugen der Landschaftsgeschichte und Lebensraum für hoch spezialisierte Tiere und Pflanzen. Ihre Entstehung begann nach der letzten Eiszeit vor zirka 12.000 Jahren. Doch was ein Moor werden will, muss Weile haben: Nur rund einen Millimeter pro Jahr legt die Torfschicht zu.

Moorwachstum ist nur bei permanent hohem Wasserstand möglich. Abgestorbene Pflanzenreste können durch den Sauerstoffmangel nicht vollständig abgebaut werden und lagern sich als Torf ab. Die Anhäufung von Torf lässt die Oberfläche von Mooren an manchen Stellen mehrere Meter in die Höhe wachsen: Man spricht hier von lebenden Mooren. Die eingelagerten Pollen und Pflanzen, manchmal aber auch Moorleichen und Tonscherben erlauben uns einen Blick bis zurück in die Steinzeit.

Doch Moor ist nicht gleich Moor: Es gibt eine Fülle verschiedener Moore und die Lebensbedingungen für Pflanzen und Tiere wechseln von Moor zu Moor. Verschiedene Moortypen kommen in sogenannten Moorkomplexen auch mosaikartig nebeneinander vor. Es sind vor allem diese kleinräumigen standörtlichen, geologischen und klimatischen Unterschiede, die dort zu einer besonderen Vielfalt führen können. Hydrologisch – also je nach Wasserzufuhr – unterscheidet man grundsätzlich zwischen Hochmoor und Niedermoor. Im Bairischen bezeichnet „Moos“ meist ein Niedermoor und „Filz“ ein Hochmoor.

Klimaschutz und mehr – was intakte Moore für uns leisten

Was haben Moore mit Klimaschutz zu tun? Dazu müssen wir etwas ausholen: Während Torfmoose, Röhrichte, Seggen und zahlreiche, speziell an die unwirtlichen Bedingungen im Moor angepasste Blütenpflanzen ihre Triebe in die Luft strecken, passiert im Untergrund von Mooren nicht viel. Durch den hohen Wasserstand befindet sich kein Sauerstoff im Boden, der Bakterien und Pilze versorgen könnte. Die abgestorbene Pflanzenmasse wird deshalb nicht zersetzt, sondern sammelt sich im Laufe von Jahrtausenden an. Somit bleibt auch in den Pflanzen gebundener, bei Verrottungsprozessen austretender Kohlenstoff dauerhaft im Boden eingebettet.

Moore haben damit eine weltweite Bedeutung als natürliche Kohlenstoffsenken  und damit für den Klimaschutz. Im jährlich neu gebildeten Torf der Moore werden laut Bundesamt für Naturschutz (BfN) weltweit etwa 150 bis 250 Millionen Tonnen Kohlendioxid festgesetzt und damit auf Dauer der Atmosphäre entzogen. Das ist die doppelte Menge dessen, was die Vertragsstaaten im Kyoto-Protokoll weltweit als Reduktionsziel beschlossen haben. Je mehr intakte Moore wir also haben, desto besser ist das für unser Klima. 

Moore renaturieren – gut für den Klimaschutz

Diese Erkenntnis gilt aber natürlich auch andersherum: Moore sind gigantische Kohlenstoffspeicher . Weltweit enthalten sie mehr gebundenen Kohlenstoff als alle Wälder dieser Erde zusammen und etwa die gleiche Menge an Kohlenstoff wie die gesamte terrestrische Biomasse. Zersetzt sich der Torf von Mooren, weil diese entwässert und beispielsweise in Äcker verwandelt wurden, gelangen große Mengen an klimaschädlichen Stoffen in die Atmosphäre. Ergo: Zerstörte Moore schaden dem Klima.

Der BUND Naturschutz fordert deshalb, die letzten intakten Moore strikt zu schützen. Außerdem muss ihre Renaturierung beschleunigt werden. Dadurch könnten riesige Mengen von schädlichen Klimagasen eingespart werden: Laut Technischer Universität München spart die Renaturierung eines Hochmoores bis zu 15 Tonnen Co2-Äquivalente pro Hektar und Jahr ein; bei einem Niedermoor sind es sogar bis zu 30 Tonnen Co2-Äquivalente pro Hektar und Jahr.

Sie fragen sich, was Co2-Äquvivalente sind? Da es verschiedene Treibhausgase gibt, die unterschiedlich stark auf das Klima wirken, rechnet man sie in Kohlendioxid-Äquivalente (Co2-Äquvivalent) um. So sind sie besser vergleichbar. Methan beispielsweise ist 21-mal so schädlich wie CO2. Ein Kilogramm Methan entspricht deshalb 21 Kilogramm Kohlendioxid-Äquivalenten.

Die Bayerische Staatsregierung hat im Klimaprogramm Bayern 2020 (PDF) dem Erhalt intakter Moore als Kohlenstoff speichern und der Renaturierung gestörter Moore einen wichtigen Platz eingeräumt. Vorrangig sollen 50 bayerische Moore renaturiert und eine klimafreundliche landwirtschaftliche Nutzung von Niedermoor-Standorten beziehungsweise ihre Rückumwandlung in wieder vernässtes Grünland gefördert werden. Dazu stellt der Freistaat Gelder zur Verfügung, die auch der BN nutzt, um Projekte für den Moorschutz in Bayern durchzuführen. Insgesamt also ein sehr wichtiges und gutes Aktionsprogramm, das leider an einer sehr langsamen Umsetzung krankt, besonders was die Maßnahmen in Niedermooren anbelangt.

Axel Schreiner, Pädagogische Leitung,
Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil

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