Fuchstalbahn für Reaktivierung bestens geeignet – Eckpunktepapier vorgestellt

Irmgard Schreiber-Buhl, Schongau

Am 6. November 2019 fand im Schongauer Rathaus der erste Runde Tisch mit Kommunalpolitiker*innen zum Thema Fuchstalbahn statt. Damals war es der Wunsch der Teilnehmenden – da ihr Wissensstand unterschiedlich ausgeprägt und zum Teil 20 Jahre alt war – dass beim zweiten Runden Tisch ein sog. Eckpunktepapier zur Reaktivierung vorgestellt werden sollte.

Ende Juli 2021 wurden nun diese von Andreas Holzhey (Dipl. Ing. Verkehrswesen) zusammengestellten Informationen an das hochkarätige Publikum weitergegeben. Darunter waren Landrat Eichinger aus LL, der stellvertretende Landrat des Landkreises WM-SOG Wolfgang Taffertshofer, Abgeordnete aus beiden Landkreisen, Bürgermeister entlang der Fuchstalbahn-Strecke, Norbert Moy von Pro Bahn und Vertreter des Arbeitskreises Fuchstalbahn in der Umweltinitiative Pfaffenwinkel e. V.

Bahnübergänge

„Ein wichtiger Punkt waren dabei die Bahnübergänge“, so Holzhey. Das Eckpunktepapier, das von ihm ehrenamtlich erstellt wurde, enthält Informationen zu allen Bahnübergängen (BÜ), dazu gibt es jeweils eine Handlungsempfehlung. Vor vielen Jahren waren es 60 BÜ, jetzt sind es noch 36, nachdem einige während des Ausbaus der B 17 beseitigt worden sind. Holzhey dazu: „Derzeit gibt es welche, die eine neue Schranke mit Blinklichtzeichen brauchen, es gibt aber auch andere, die so bleiben können wie sie sind, wieder andere sollten aufgelassen werden. Dafür braucht es eine Neuordnung des Feldwegenetzes.“ Die BÜ in Denklingen und Asch-Leeder werden unabhängig von einer Reaktivierung in den nächsten Jahren technisch gesichert. Im Falle einer Reaktivierung für den Personenverkehr entstehen dafür also keine Kosten.

Haltestellen

Zu den Fahrzeiten und den Haltestellen äußerte sich der Verkehrsingenieur so: „Es kommt nicht darauf an, so schnell wie möglich zu fahren, sondern so schnell wie nötig.“ Es gibt ein deutschlandweites Fahrplankonzept (den Deutschlandtakt), der im 3. Entwurf vorliegt. Im Kern geht es um den gezielten Ausbau des Schienennetzes, damit Nahverkehr, Fernverkehr, Bahn und Bus deutschlandweit besser aufeinander abgestimmt werden können. Die Fahrzeiten der Fuchstalbahn müssen auf die geplanten Fahrzeiten der Anschlussstrecken abgestimmt werden. Künftig können auf der Fuchstalbahn-Strecke gute Anschlüsse in Schongau und Landsberg hergestellt und gleichzeitig 5-6 Zwischenhalte bedient werden, sogar ein 7. Halt könnte möglich sein. Alle Bahnhöfe, die in der Vergangenheit bestanden (Unterdießen, Asch-Leeder, Denklingen, Kinsau, Hohenfurch), kommen als mögliche Haltestellen in Frage, ebenso das Schongauer Krankenhaus und in Landsberg-Süd eine zusätzliche neue.

Kosten

Die Erwartungshaltung dazu war sehr hoch, so der Schongauer Bürgermeister im Pressegespräch. Holzhey: „Das Eckpunktepapier kann weder eine Kostenschätzung im Sinne der HOAI (= Honorarordnung für Architekten und Ingenieure) noch eine vorvertrag­liche Kostenschätzung, die etwa durch ein Ingenieurs­gutachten ermittelt werden müsste, liefern. Die Kosten sind zudem abhängig vom gewählten Ausbauzustand, der Anzahl der Haltestellen und dem geplanten Betriebskonzept.“ Da die Strecke bis zum Jahr 2025 durchsaniert sein sollte und es keine Kunstbauten (Brücken, Tunnel, Dämme) gibt, ist sie ohne großen Aufwand zu nutzen. Es werden Fahrradstellanlagen und P+R-Anlagen benötigt. Die Signaltechnik muss in absehbarer Zeit sowieso erneuert werden. Es gibt hohe Förderungen über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG), bei Reaktivierungen betragen diese bis zu 90 %. Die aktuelle Gesetzesänderung des Eisenbahnkreuzungsgesetzes (EKrG) führt zu einer starken Entlastung der Kommunen, da sie sich an den Kosten zur Sicherung von Bahnübergängen gar nicht mehr beteiligen müssen. Insgesamt bedeutet dies, dass die Gemeinden keine bis geringe Mittel für eine Reaktivierung aufbringen müssten.

Weiteres Vorgehen

Bürgermeister Sluyterman erklärte, dass dieses Eckpunktepapier mit 50 Seiten nicht in die Öffentlichkeit gegeben wird, es solle in den jeweiligen Gremien intern durchgearbeitet werden. Beim nächsten Runden Tisch im Winter 2021/22 könnten dann dazu offene Fragen diskutiert werden. Erst danach könne ausgelotet werden, ob es eine Mehrheit für die Reaktivierung der Fuchstalbahn gebe. „Die Bemühungen dafür sind seit dem Ende der 1990er-Jahre vorhanden, man braucht für solche Projekte einen langen Atem!“, so sein Fazit.

Irmgard Schreiber-Buhl, Schongau

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