Gesundheitsrisiko für Jäger durch übermäßigen Verzehr von Wildschweinfleisch

Als ehemaliger langjähriger Strahlenschutzbeauftragter für Radioaktivität und 4 Jahre lang Betreiber einer Radiocäsium-Messstelle für den Landkreis Garmisch-Partenkirchen habe ich mehrere aufwändige Recherchen zum Thema durchgeführt.

Hier meine aktuellste Recherche:

Jäger, die ein Wildschwein für den Eigenverzehr erlegen und es vor dem Verzehr nicht messen lassen, gehen ein hohes Gesundheitsrisiko ein.
Sie können ja dann nicht wissen, wieviel radioaktives Cäsium 137 sie zu sich nehmen.

Denn basierend auf Daten des Umweltministeriums ( StMUV ) habe ich feststellen müssen, dass jeweils nur die Hälfte der erlegten Wildschweine einer Messung zugeführt wurde. Dies allerdings nur bezogen auf die 3 Regierungsbezirke Oberbayern, Niederbayern und Schwaben.
Es werden also extrem viele Wildschweine ohne vorherige Messung verzehrt!
Es handelt sich hier um ca. 11000 Wildschweine.

Da diese o. a. Personengruppe unverhältnismäßig viel Wildschweinfleisch verzehrt, bekommt sie eine Dosis bis zu 676 Mikrosievert pro Kopf und Jahr ab.
Diese Dosis entspricht vergleichsweise 32 Röntgenaufnahmen der Lunge pro Jahr.

Jäger, die ein Wildschwein mit 8000 Bq/ kg erwischen, erhalten sogar eine Dosis vergleichbar mit 64 Röntgenaufnahmen der Lunge im Jahr.

Verzehrmenge 250 gr pro Woche insgesamt also 13 kg pro Jahr.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bezeichnet diese Gruppe der Jäger als »Extremverzehrer« und gibt einen Verzehr von 13 kg pro Kopf und Jahr an.

Hier die Dosisberechnung:

Wildschwein mit 4000 Bq/kg x 13 = 52 000 Bq x 0,013 = 676 Mikrosievert /Jahr.
0,013 ist der Dosisfaktor für das radioaktive Cäsium 137.

Wildschweine mit 4000 Bq/kg bis zu einem Maximalwert von 9999 Bq/kg werden in Südbayern, auch so lange Zeit nach Tschernobyl, immer noch viele gemessen.

9999 Bq ist die Messgrenze der in ganz Bayern eingesetzten Messgeräte bei den Radiocäsium-Messstellen. Gemessen mit einem Gammaspektrometer würde man durchaus bis zu 13000 Bq/kg registrieren.

Da die nicht gemessenen aus exakt dem gleichen Gebiet und dem gleichen Zeitraum stammen wie die gemessenen, war auch statistisch mit den gleichen hohen Belastungen wie bei den gemessenen Schweinen zu rechnen. Ich habe also die Werte der gemessenen Wildschweine als Vergleichsmaßstab für meine Dosisberechnung herangezogen.

Die Messdaten habe ich bei Landratsämtern der hoch belasteten Landkreise abgefragt.
Die meisten hohen Messwerte stammen aus dem Landkreis Regen (8629, 8362, 8079 und 8047 Bq/kg, die meisten Extremwerte 12 x über 10 000Bq/kg aus dem Landkreis Augsburg, 1 x über 10 000 Bq/kg aus dem Landkreis Unterallgäu.

Insgesamt habe ich in Südbayern fast 2000 Messwerte abgefragt.

Im Rahmen eines finanziellen Ausgleichs für die Jäger laufen alle Messdaten bei den Landratsämtern auf und müssen dort 5 Jahre aufbewahrt werden.
Leider weigert sich ausgerechnet das Landratsamt, des extrem hoch belasteten Landkreises Augsburg, Messdaten an die Bürger herauszugeben. Dies unter Nichtbeachtung des Bayrischen Umweltinformations-gesetzes ( BayUIG )

Von den 50 Radiocäsium-Messstellen der Bayrischen Staatsforsten bekommt man keinen einzigen Messwert, da die Zentrale der Bayrischen Staatsforsten in Regensburg die Herausgabe verhindert.

Insofern ist meine Recherche der Messwerte leider unvollständig.

Die Messdaten habe ich bei den Landratsämtern der hoch belasteten Landkreise Südbayerns abgefragt.

Helmut Rummel, Murnau

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