Lech-Veranstaltungsreihe 2023

Die Zukunft unseres Lechs – und die Chancen und Möglichkeiten der Renaturierung

(Bildrechte: Patrizia Majowski)

Wir sehen auf Flyern, im Internet, im Fernsehen oder auf unserer eigenen Webseite oft idyllische Bilder des Lechs. Letzte Kleinode und Juwelen werden angepriesen, zum Beispiel die verbliebenen Heiden mit ihrer unfassbaren Schönheit und den intensiv blühenden Farbtupfern, das magisch anmutende türkisblaue Lech-Wasser, die aromatisch riechenden, lichten Kiefernwälder oder die wildromantischen Auen…

Wenn wir uns nun die Mühe machen und uns die Daten aus der Wasserrahmenrichtlinie über den ökologischen Zustand des Lechs anschauen, sollte es erwartungsgemäß „gut“ ausschauen.

Spannenderweise geben die Daten aus dem Zustandsbericht des Umweltbundesamtes für Fließgewässer in Deutschland[1], durchgeführt im Rahmen der europäischen Wasserrahmenrichtlinie, ein anderes Bild wieder.

Von unseren Fließgewässern in Deutschland[2] sind 61% natürlich und davon haben nur 0,1 % einen sehr guten und 9 % einen guten ökologischen Zustand.[3]

(Bildrechte: Patrizia Majowski)

Unser Lech zählt durch menschliche Eingriffe, abgesehen von ein paar (besonders geschützten) Flusskilometern, nicht mehr zu den natürlichen Gewässern, sondern zu den „erheblich veränderten“. Circa 16 Prozent unseres deutschen Lechs sind „natürlich“ und davon sind 15 Kilometer in einem „guten“ Zustand. Die überwiegende Bewertung unseres Lechs lautet, ökologisch als auch chemisch, „mäßig“ oder „nicht gut“.[4]

Durch die sogenannte „Shifting Baseline“ werden ökologische Standards immer wieder abgesenkt. Das heißt, durch langsame und stetige Veränderungen in unserer Kulturlandschaft verlieren wir den Bezug zu funktionierenden selbsterhaltenden Ökosystemen, welche unsere Lebensgrundlage sichern und nicht auf menschliche Eingriffe angewiesen sind. Das was früher Standard war, das kennt unsere Generation bereits nicht mehr. Wer nostalgisch von früheren blütenreichen Wiesen und strukturreichen Landschaften schwärmt, kennt das Phänomen.

Wir möchten jedoch nicht (nur) Schwärmen, sondern einen erweiterten – fachlichen – Einblick in den Lech geben und mit Ihnen in den Austausch gehen.

Unter anderem stellen wir auch Akteure und Maßnahmen vor, die sich bereits um den Lech kümmern und Maßnahmen ergreifen, um den Zustand zu verbessern. Wer zum Beispiel einen Bagger auf einer Kiesbank im Lech gesehen hat, hat bereits die unermüdliche Flussmeisterei des WWA entdeckt.[5]

Daneben unterstützen und verbessern auch die Fischereivereine mit viel ehrenamtlichen Engagement, Enthusiasmus, Idealismus und eigenen finanziellen Mitteln den ökologischen Zustand. Die Unternehmen am Lech, so auch Kraftwerksbetreiber engagieren ÖkologInnen um bei Ihren (Ausgleichs-) Maßnahmen dem Fluss regelmäßig „unter die Arme“ zugreifen.

(Bildrechte: Patrizia Majowski)

All der Aufwand lohnt!

Denn der Lech ist immer noch die bedeutendste Biotopbrücke im gesamten nördlichen Voralpenraum! In Sachen Artenvielfalt und Strukturvielfalt der Lebensräume ist der Lech immer noch einzigartig! „Immer noch“ sind hierbei Begriffe, welche aufzeigen, dass diese Vielfalt und großartige Bedeutung schwinden, denn die Biotopbrücke und Vielfalt am Lech bröckeln.

Intakte Gewässer können die Auswirkung des Klimawandels abmildern oder bremsen, sind Voraussetzung für eine hohe Arten- und Lebensraumvielfalt, sichern unsere Trinkwasserversorgung und unseren natürlichen Hochwasserschutz.

Diese Themen möchten wir vor allem auch in die Gesellschaft hinein transportieren. Ein Grund wieso der Sachverständigenrat für Umweltfragen die Erreichung der Ziele der Wasserrahmenrichtlinie als unwahrscheinlich ansieht ist die „Unzureichende Akzeptanz für Maßnahmen“.[6] Mit unseren Veranstaltungen möchten wir das Wissen, die Akzeptanz und vor allem das Verständnis für die Notwendigkeit der Renaturierung vermitteln.

(Bildrechte: Patrizia Majowski)

Politik (hier insbesondere unsere Mitglieder) und Behörden möchten wir unterstützen indem wir, bei Bedarf, fachliche Informationen liefern.

Nicht zuletzt stellen die auslaufenden Konzessionen neue Möglichkeiten und Chancen dar, die Nutzung des Lechs an aktuelle Auflagen und Bedingungen zu knüpfen.[7]

Mit den Worten des Sachverständigenrates für Umweltfragen möchten wir abschließen: „Ein ökologisch und chemisch guter Zustand der Binnengewässer einschließlich der Auen ist unbestritten eine Herausforderung für alle, zugleich aber der einzige Weg, diese als Lebensadern der Landschaft und Hotspots der Biodiversität zu reaktivieren und zu erhalten.“[8]


Die Lech-Veranstaltungsreihe

Die Veranstaltungsreihe “Die Zukunft unseres Lechs – und die Chancen und Möglichkeiten der Renaturierung” ist ein gemeinsames, organisationsübergreifendes Angebot verschiedener Akteure.
Sie finden hierzu auf folgender Webseite weiterführende Informationen https://www.lebensraumlechtal.de/lech-veranstaltungsreihe

Die Beteiligten der Kooperation laden dazu ein, den Lech besser kennenzulernen, über seinen aktuellen Zustand und über Chancen und Möglichkeiten, für die Erreichung eines ökologischeren Zustands, zu erfahren.

Weiteres Ziel ist es durch regional und fachlich differenziertes Wissen und Erfahrungsschätze unterschiedlicher Akteure am Lech beratend zu unterstützen.

Durch den Zusammenschluss der Akteure aus verschiedenen Bereichen können wir gemeinsam ein vielseitiges Spektrum an unterschiedlichen Aspekten zum Lech anbieten und darüber hinaus auch generell über die Artenvielfalt an Wildflüssen informieren.

Das Angebot reicht vom entspannten Feierabend-Spaziergang, über einen Lech-Workshop zum gemütlichen Austausch, berührende und informative Vorträge, fachliche Exkursionen für Interessierte bis hin zu einer offiziellen Tages-Exkursion für Politik und Verwaltung als Fortführung des Lech-Zukunftssymposiums.

Pressemitteilung Lebensraum Lechtal




Quellenangaben / Hinweise
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  1. https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/gewaesser-in-deutschland
  2. Die EU-Richtlinie gilt für alle Gewässer Europas (Oberflächengewässer einschließlich der Übergangs- und Küstengewässer und das Grundwasser). Für den Zustandsbericht werden Fließgewässer mit einem bestimmten Einzugsbereich und einer Gesamtlänge von 137.000 Kilometern dargestellt.
  3. 44% der natürlichen Fließstrecken sind in einem „mäßigen“, 35% in einem unbefriedigenden und 12% in einem schlechten ökologischen Zustand..
  4. Von 158,32 bewerteter Strecke, laut aktuellster Gewässer-Steckbriefe (3. Zyklus, 2022-2027); Einzelne Steckbriefe können durch das Anklicken auf die jeweilige Flussstrecke angesehen werden: https://geoportal.bafg.de/mapapps/resources/apps/WKSB_2021/index.html?lang=de&vm=2D&s=4622333.67897759&r=0&c=563594.9039036152%2C5676998.40659268
  5. Die Wasserwirtschaftsämter stellen die fachliche Expertise bei der Renaturierung der Gewässer in Deutschland.
  6. https://www.umweltrat.de/SharedDocs/Downloads/DE/01_Umweltgutachten/2016_2020/2020_Umweltgutachten_Kurzfassung.pdf?__blob=publication-File&v=2, Seite 11
  7. Mit Konzessionen sind die wasserrechtlichen Zulassungen gemeint, das Gewässer beziehungsweise die Wasserkraft zu nutzen. Die Konzessionen der meisten Wasserkraftwerke am Lech laufen schrittweise in den nächsten circa 50 Jahren aus.
  8. https://www.umweltrat.de/SharedDocs/Downloads/DE/01_Umweltgutachten/2016_2020/2020_Umweltgutachten_Kurzfassung.pdf?__blob=publication-File&v=4, Seite 12
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