Mobilität

Die alteingesessenen Peißenberger Vroni und Lorenz Rohrner mit ihren neuen Nachbarn Karin und Harald Mansfeld im Wohnzimmer der Rohrners

H: Also, Vroni, ich muss schon sagen, dein arabischer Honigkuchen macht diesen verregneten Sonntag zu einem Feiertag für mich.

V: Danke, Harald. Ja, und es freut mich sehr, dass er dir den Regentag verschönt.

K: Die hartnäckigen Regenwolken wird er aber nicht vertreiben können, fürcht ich. (schaut mit prüfendem Blick zum Fenster hinaus)

V: Ja, Karin, da nützen gute Kuchen leider gar nichts.

L: Bestimmt nicht, und ich denke, diesbezüglich wird nur ein entschiedener Richtungsschwenk seitens der halben Menschheit etwas nützen.

H: Du denkst dabei wohl auch an die ausgeuferte Mobilität in weiten Teilen der Welt, oder?

L: Auch daran. Du, bei uns in Peißenberg waren nach Schließung des Bergwerks vor gut fünfzig Jahren mit einem Mal nicht wenige Kumpel mit einem Auto unterwegs.

K: Weil die Arbeitsplätze nicht mehr vor ihrer Haustür lagen?

L: Ja und nein, denn es wurden relativ bald und zügig neue Arbeitsplätze geschaffen.

K: Aber das Auto war nun mal da.

L: Ja, und zum Leidwesen der Peißenberger, denn Verkehrslärm kannten sie bis dahin eigentlich nicht.

H: Ja, Leute, während der letzten Jahrzehnte ist vieles in eine Richtung gelaufen, das uns heute auf die Füße fällt. Was die Mobilität angeht, fällt mir als ein großer Treiber zuerst der Zentralisierungstrend auf allen Ebenen des Staatsgefüges ein, dann der Straßenbau, der zum Schwerpunkt der Verkehrspolitik wurde, und schließlich die Begeisterung weiter Bevölkerungsteile für das Auto, diese erstaunliche Begeisterung für ein letztlich nur vordergründig schöneres Leben mit dem Auto.

V: Ja, es ist ziemlich irr. Die von vielen Seiten angeschobene Automobilität wird uns zunehmend zur Last, und es ist nicht mehr zu übersehen, dass sie uns über den Kopf wächst.

H: So ist es, Vroni. Und so stehen wir heute vor einem gordischen Knoten, den es zu durchschlagen gilt.

L: Wir müssen ihn durchschlagen, Harald! Es wird sicher nicht einfach werden, es müssen viele Schritte gleichzeitig getan werden, aber wir kommen nicht darum herum.

K: Ohne Frage, Lorenz. Unsere Strukturen müssen wieder kleinräumig werden, die täglichen Wege entschieden kürzer, und der ÖPNV muss Kernpunkt der Verkehrspolitik werden.

V: Und die Leute müssen annehmen, was ihnen die Fachleute im Gesundheitswesen schon seit Langem sagen, dass nämlich die Mobilität auf Füßen und mit dem Fahrrad für ihr Wohlergehen unerlässlich ist.

Guggera

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