n wie … nackt

Irmgard Deml, Weilheim

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Mir ist es sehr wichtig, nicht bei jedem Thema, das mich interessiert, gezwungen zu sein, alle möglichen Cookies akzeptieren zu müssen. Daher gebe ich hier gerne etwas, bin jedoch erstaunt, dass sich scheinbar viele Menschen zwar lockerflockig bei Wikipedia bedienen, aber nicht gewillt sind, auch nur ein paar Euro zu investieren. Das erinnert mich irgendwie an Ungarn und Polen, die bezüglich der EU ein »einnehmendes Wesen« haben, während es bei Gegenleistungen eher teils sehr mau aussieht. Dabei ist in jedem Lebensbereich eine gewisse Balance nötig, sonst ergibt sich eine ungute Schieflage. Und hinsichtlich der ökonomischen Auswirkungen durch das Covid-19-Virus hat ein massiv betroffener Wirt, mit dem ich mich unterhielt, die ultimative Idee: Das Verursacherprinzip. Das Virus – und es ist ja nicht das erste seiner Art – kommt aus China. Also müsste China den dadurch verursachten wirtschaftlichen Schaden ausgleichen …

Bezüglich Cookies kam mir bei einem wunderbaren Sonnenaufgang folgender Gedanke: Über die herbstlich gefärbten Bäume, die nach und nach ihre roten, grünen und gelben Blätter verlieren bis sie nackt und kahl dastehen, können wir nur staunen, wenn sie uns alljährlich dieses Schauspiel bieten. In der Natur finde ich es immer wieder faszinierend, welche Ausblicke durch fehlendes Laub möglich sind. In einem anderen Bereich kann ich mich allerdings überhaupt nicht begeistern, wenn wir uns selbst an die Stelle der Sonne setzen.

Vor zehn Jahren holte ich meinen letzten Personalausweis im Rathaus ab und damals war vor mir eine Dame am Schalter, die auf die Frage, ob sie einen Fingerabdruck abgeben wolle, „Ja, freilich“ antwortete und ich dachte mir damals, dass ich das nie machen würde. Notgedrungen beantragte ich nun einen neuen Pass, hatte vorsichtshalber aufgrund der aktuellen Situation hinsichtlich einer möglichen nötigen Terminvereinbarung beim Fotografen angerufen mit dem Hinweis, dass ich Verbrecherfotos brauche und die Dame am Telefon meinte: „Sie brauchen Ausweisfotos“, was ich bejahte, denn biometrische Bilder sind nichts anderes als die erstgenannten. Und als ich in der Broschüre zum elektronischen Personalausweis, den ich nie im Leben nutzen werde, sofern sich das irgendwie vermeiden lässt, las, dass ab kommendem Jahr auf dem Dokument zwei Fingerabdrücke zum Bild und zur Unterschrift abgespeichert werden müssen, war ich schockiert. Dadurch werden wir wohl alle zu potenziellen Verbrechern abgestempelt.

Umweltschutz (???) durch elektronischen Personalausweis, elektronische Gesundheitskarte, Cookies auf Webseiten. Jede/r, die/der ein Handy oder Smartphone nutzt, kann ausspioniert werden, Telefongespräche und E-Mails sind für eine gewisse Zeitspanne (?) gespeichert, teils werden Daten weltweit transferiert. Und was weiß ich, was noch alles unternommen wird, um immer mehr über uns zu erfahren. (China lässt grüßen.) Freiheit ist etwas anderes. Sie zieht uns nicht nackt aus.

Doch es scheint ganzen Heerscharen der Spezies Mensch immer noch nicht klar zu sein: Alle (Patienten-) Daten, jedes Foto, jede Unterschrift, jeder Fingerabdruck – alles, was digital abgespeichert und dadurch manipulierbar ist, kann missbraucht werden!!! Und die »Covid-19-Maßnahmen« könnten dazu führen, dass wir uns an alles mögliche »gewöhnen«, was unser aller Leben langfristig enorm beeinträchtigt.

Petra Bock in ihrem Buch »Mindfuck«: „Um sich frei zu fühlen, gibt es ein einfaches Mittel: Nicht an der Leine zerren.“ Weiter schreibt sie zum Phänomen der deutschen Befehl-Gehorsam-Mentalität. „Bereits ein Papst des Mittelalters hat das, was damals deutsches Territorium war, als »terra oboedientia« – als »Land des Gehorsams« bezeichnet.“ Als Gründe[1] werden die vielen grausamen Verwüstungen, denen Menschen in ganz Deutschland vor allem seit dem 30-jährigen Krieg (1618-1648) ausgesetzt waren, genannt, dazu die Hexenverfolgung. Besser Unterordnung als Unklarheit mit möglichem, neuem Leid durch Hunger, Angst, Krieg, Vertreibung, Unsicherheit. Zwei Seiten einer Medaille: (Vermeintliche) Sicherheit und Kontrolle. Wie viel wollen wir wovon?

Ja, die Übertragung von Erlebtem auf folgende Generationen kommt mir manchmal auch vor wie ein Virus, das sich nicht eindämmen lässt. Ansteckend ist aber noch etwas ganz anderes – und das hoffentlich bald wieder mit ganz vielen anderen Menschen: Lachen.

Irmgard Deml, Weilheim


Quellenangaben / Hinweise
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  1. Gordon A. Craig, Über die Deutschen
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