N wie … Normalität

Irmgard Deml, Weilheim

„Ihre Sehkraft ist hinsichtlich Ihres Alters besser als normal.“ Diese Aussage des Augenarztes nach einem Sehtest im letzten Jahr veranlasste mich, ihm mit „Ich bin nicht normal“ zu antworten. Von wegen Normalität … (Dass ich mich damals überrumpeln und die Selbstzahler-IGEL-Leistung zur Messung des Augeninnendruckes durchführen ließ, ist ein anderes Kapitel. Denn kurz darauf erfuhr ich von meiner Krankenkasse, dass Derartiges schriftlich angeboten werden muss, um es sich in Ruhe überlegen zu können.)

Aber bleiben wir bei der Normalität, die es weder vor »Corona« gab noch mit »Corona« geben wird. Denn was soll »normal« überhaupt sein? Genormt sein kann ja nur etwas Künstliches, wie DIN-Normen oder industriell Produziertes zeigen, denn alles Natürliche ist einmalig und lässt sich in keinerlei Form pressen. Weder Mensch, noch Tier, noch Grashalm. »Normal« existiert daher nicht. »Häufig« und »selten« dagegen schon.

Allerdings wird vieles nach einer gewissen Dauer der Gewöhnung als »normal« hingenommen und akzeptiert. So wie sich wohl ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung hierzulande an nicht immer nachvollziehbare Regelungen gewöhnt hat, um die Weiterverbreitung des unguten Virus möglichst einzudämmen. Seit die staatlichen Restriktionen (Einschränkungen) nach und nach gelockert werden, führt dies bei mir immer wieder zu ungläubigem Erstaunen. Wie kann es sein, dass FahrlehrerIn und -SchülerIn – wenngleich mit Mund-Nasen-Masken – eine halbe Stunde so nah beisammen im Pkw sitzen können, während in anderem Zusammenhang nicht einmal eine kürzere Zeitspanne gestattet ist? Mit wie vielen unterschiedlichen Maßen wird denn hier gemessen? Siehe auch bei Fußball-Profis oder Fluggästen. Und Gehsteige sind oft nicht einmal breit genug für die eineinhalb Meter Mindestabstand, die einzuhalten wären. Was jedoch vielen Mitmenschen eh wurscht zu sein scheint, vor allem RadlfahrerInnen, die oft sehr knapp vorbeifahren.

Die Suche nach Sündenböcken war und ist stets erfolgreich. (Foto: oha-Archiv)

Nur: Das sind wohl – global betrachtet – eher »Luxusprobleme«, wie uns die Ermordung des dunkelhäutigen George Floyd schockierend einmal mehr zeigt. Nicht nur in anderen Ländern ist es leider für viele Menschen »normal«, dass sie auf Diskriminierung in allen Variationen gefasst sein müssen. Alter, Geschlecht, Behinderung, Herkunft, Hautfarbe, Glaube oder sexuelle Orientierung werden nicht allgemein akzeptiert: »Sündenböcke« finden sich stets, wenn danach gesucht wird. Aber wo kann denn hier eine mögliche Ursache liegen?

Bereits vor längerer Zeit bin ich durch Erfahrungen mit unterschiedlichsten Therapieformen auf eine denkbare Erklärung gekommen. Dabei »half« mir das für uns hier kaum nachvollziehbare Bedürfnis – um nicht zu sagen: der Wahn – vieler Bürger der USA, unbedingt Waffen besitzen zu müssen. Sofern Ihnen »Systemische Therapie« ein Begriff ist, wissen Sie, dass alles, was wir von unserer Zeugung an erleben, Schönes wie auch das Gegenteil, in unseren Körperzellen abgespeichert ist, ebenso wie prägende Erlebnisse unserer Vorfahren in Zeiten von Kriegen, Revolutionen, Seuchen und anderes.

Sofern also jemand davon ausgehen muss, dass unter seinen Ahnen jemand war, der zum Beispiel während des Dritten Reiches mehr oder weniger aktiv an den damals verübten, unfassbaren Verbrechen beteiligt war, ist dieses Wissen – verbunden mit der Angst vor Rache und Vergeltung Betroffener und deren Nachfahren – in dessen Zellen vorhanden. Unbewusst läuft dann vermutlich in ihm ab, dass er sich, notfalls mit (Waffen-) Gewalt, dagegen schützen können muss. Eine Hypothese, natürlich, aber ich finde bisher nichts Einleuchtenderes dazu. Und hier spielt meines Erachtens auch der Faktor »Kontrolle von Menschen« durch Videoerfassung, Handyortung, bargeldlose Zahlung, Impfzwang und dergleichen mit hinein.

Selbstverständlich lassen sich die Untaten während Deutschlands schwärzester Zeit nicht mit etwas anderem vergleichen, weil sie einmalig sind, und die Verantwortung für die Konsequenzen daraus – für Gegenwart und Zukunft – haben wir als Nachgeborene zu tragen. Jedoch gab und gibt es leider Ähnliches auch in anderen Ländern. Ob »Andersgläubige«, »anders« Aussehende oder »anders« Denkende: Er oder sie könnte ja vielleicht verantwortlich sein für etwas, das uns schadet, passt aber eventuell schlicht nach allgemeiner Sichtweise nicht in die Gesellschaft. Oder jemand hat etwas, was sich andere »einfach« nehmen und dabei möglicherweise über (Millionen) Leichen gehen, wie viele Vorfahren weltweit, aber auch Personen heutiger Generationen, die Frauen, Kinder sowie – alphabetisch aufgeführt – Afrikaner, Afro-Amerikaner, Armenier, Christen, Indianer, Juden, Muslime, Palästinenser, Tibeter, Uiguren und andere diskriminier(t)en, unterjoch(t)en, »umerziehen« und/oder „auslösch(t)en“.

Mit welchem Recht??? Keinerlei!!! Denn es bleibt eine Tatsache und ist die einzige Wahrheit: Mensch ist Mensch und zwar jeder mit den gleichen Menschenrechten! Nur DAS können wir als »normal« bezeichnen. Und jede/r, die/der selbst möglichst gesund in Frieden und Freiheit in intakter Natur leben will, tut gut daran, auch alle anderen so leben zu lassen und danach zu handeln, wenn er oder sie das für sich selbst in Anspruch nimmt. Ansonsten passt hier etwas ganz und gar nicht zusammen – so wie »anderen Wasser predigen und selbst Wein saufen«. Stattdessen gibt es halt ab jetzt Weinschorle für alle und irgendwann ist das »Normalität« – was tatsächlich einfach nur natürlich ist! Denn von Mutter Natur aus ist jeder Mensch gleich wertvoll und wichtig.

Irmgard Deml, Weilheim

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