O wie … Organspende

Irmgard Deml, Weilheim

Wie viele von uns machen sich tatsächlich Gedanken darüber, dass ein relativ unbeschwertes Leben nicht selbstverständlich ist? Natürlich sind wohl alle froh und so manche/r auch dankbar dafür, wenn das meiste im Leben gut und glatt läuft. Es sei jedem Menschen von Herzen gegönnt. Allerdings ist es schon wichtig, dass wir uns zumindest ab und zu ins Bewusstsein holen: Sekundenbruchteile können ein Leben verändern oder auch beenden. Ob Unfall, akute Erkrankung – was auch immer – es kann jede/n von uns treffen. Daher ist es absolut sinnvoll, sich hin und wieder mit nicht so »spaßigen« Themen wie Patientenverfügung und Organspende zu befassen.

Dass Letzteres ein absolut emotionaler Bereich ist, ist nur allzu verständlich. Ob man selbst betroffen ist, jemand aus dem Kreis der Liebsten oder auch ein »wildfremder« Mensch: Die meisten von uns leben gerne und helfen auch anderen gerne. Wobei es schon ein großer und alles andere als einfacher Schritt ist, sich vorab für oder auch gegen die Entnahme der eigenen Organe nach Feststellung des Gehirntodes zu entscheiden, was meiner Meinung nach nur jeder Mensch für sich selbst festlegen kann und niemand sonst. Ein Gesetz, das alle Deutschen zu potenziellen Organspendern erklärt, finde ich schlicht indiskutabel. Wobei ich vollstes Verständnis dafür und großen Respekt davor habe, wenn jemand nach seinem Lebensende Herz, Lunge oder was auch immer freiwillig als Spende an Menschen weitergibt, die dadurch überleben oder ein besseres Leben führen können. Bei einer Gebärmutter wird es dann aber schon wieder kritisch, da sie ohne Frage nicht wirklich lebensnotwendig ist.

Laut Umfragen sehen sich die meisten Deutschen als Spender, tragen jedoch keinen entsprechenden Ausweis bei sich. Da passt doch etwas nicht zusammen. Das Ergebnis einer weiteren Befragung hat ergeben, dass über die Hälfte der Teilnehmenden das oben genannte Gesetz befürworten. Wieso soll dies denn um Himmels willen die Politik regeln? Wieso sind scheinbar viele Menschen nicht in der Lage, für sich selbst zu entscheiden und das bewusst entsprechend festzulegen? Eigenverantwortung abzugeben kann auch in diesem Bereich so einfach sein!?

Persönlich bin ich nicht auf ein Spenderorgan angewiesen und auch niemand aus meinem näheren Umfeld. Wenn es so wäre, würde ich mich vielleicht anders entscheiden, denn Theorie und Praxis sind bekanntlich zweierlei. Ebenso wie die Lebendspende und die postmortale Spende. Jedenfalls trage ich einen Organspenderausweis bei mir, in dem ich die zweite Spende ablehne und zwar aus für mich selbst sehr guten Gründen, die im Folgenden erläutert sind:

Mit einem Organspendeausweis gestatten Sie die oder widersprechen Sie der Entnahme von Organen oder Geweben.

In erster Linie ist das menschliche Leben etwas Endliches, auch wenn die Wissenschaft heutzutage teilweise dazu neigt, den Wunsch nach Unsterblichkeit oder zumindest Lebensverlängerung um (fast) jeden Preis als Nonplusultra zu forcieren. Die »Machbarkeit« betrifft auch die Verpflanzung von Gebärmüttern, denn es liegt nicht alles in der Hand der sogenannten »Krone der Schöpfung«. Und wohl die meisten – wenn nicht gar alle – Menschen müssen in ihrem Leben mit etwas fertig werden, das sie unsagbar schmerzt, wozu ohne Zweifel der unerfüllte Wunsch nach einem eigenen Kind gehören kann. Jedoch ist der Mensch nicht Gott – und wird es nie werden. Auch wenn sich mancher doch dafür hält, was wir immer wieder in verschiedensten Bereichen mit teils katastrophalen Folgen sehen.

Zudem muss auch die Problematik Organhandel betrachtet werden, die seit vielen Jahren ein globales Thema darstellt und vermutlich nicht wenige Menschen – vor allem in ärmeren Ländern – Organe oder gar das Leben kostet. Wer von uns ist denn tatsächlich im Falle einer Versuchung oder unter Druck absolut gegen Korruption gefeit? Solange wir selbst nicht in einer derartigen Situation sind, ist es immer einfacher … Ein Film zur Thematik wurde bereits im Jahr 1979 von Regisseur Rainer Erler produziert und trägt den bezeichnenden Titel »Fleisch«. Die Neuverfilmung von 2007 kenne ich bisher noch nicht, aber sie wird vermutlich nicht viel anderes zeigen.

Nach wie vor finde ich ebenso die Feststellung des »endgültigen« Todes durch den Hirntod bedenklich. Denn: Wann ist ein Mensch wirklich tot? Wie viele Menschen kehrten aus dem festgestellten Hirntod heraus doch wieder – ohne bleibende Schäden – ins Leben zurück und überlebten das vielleicht nur, weil sie selbst und ihre Angehörigen einer Organentnahme widersprachen? Es gibt drei sichere Todeszeichen: Leichenstarre, Leichenflecken und Zersetzung des Körpers. Selbstverständlich ist in all diesen Stadien dann kein Organ mehr »brauchbar«.

Für nicht wenige Menschen weltweit spielt zusätzlich der Aspekt der Reinkarnation eine große Rolle. Falls jemand damit nichts anfangen kann, sich jedoch ernsthaft dafür interessiert, besteht die Möglichkeit sich mit Hilfe von zahlreicher seriöser Literatur über dieses Thema zu informieren. Denn es gibt relativ viele Beweise dafür, dass die Seele hinsichtlich menschlichem Verständnis unsterblich ist und nach einem Heimgang aus dieser Welt dann gereift durch die im vergangenen Leben erworbenen Erfahrungen erneut in einem zukünftigen Menschen zurückkehrt.

Aus meiner Sicht ist jeder Mensch – wie jedes andere Lebewesen – eine Seele, die einen Körper hat, es ist jede einzelne Körperzelle beseelt und jede/r von uns ist ein einmaliges Individuum. Falls also einem Organismus Organe entnommen werden, fehlen auch Teile der Seele, was sich in späteren Inkarnationen möglicherweise als psychische Probleme manifestiert. Weshalb gibt es denn heute derart viele Menschen mit Depressionen und diversen anderen seelischen Erkrankungen? Die heute oft schier unmenschliche Lebensart mit dem »Immer weiter – immer höher – immer schneller – immer mehr« …, nicht selten sinnfrei, spielt vermutlich eine große Rolle. Es kann jedoch auch daran liegen, dass Seelenanteile fehlen und wenn einem das bewusst wird, diese möglicherweise verzweifelt mit Hilfe von diversen Therapien gesucht werden, um möglichst bald wieder heil und ganz zu werden.

Für uns alle handelt es sich hier um ein insgesamt extrem sensibles, komplexes und gefühlsbetontes Thema, bei dem es wohl vielen leichter fällt, hier erst mal der Gesetzgebung die Entscheidung zu überlassen. Denken Sie jedoch bitte grundsätzlich an Ihre Angehörigen, die dies im Extremfall trotzdem für Sie zu entscheiden haben. Überlassen Sie nicht ihnen diese Bürde. Es ist Ihr Leben, es ist Ihr Körper, es sind Ihre Organe, es sollte Ihre Entscheidung sein.

Von Herzen wünsche ich Ihnen, dass Sie dazu den für Sie am besten gangbaren Weg finden.

Irmgard Deml, Weilheim
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