Reizwort Homöopathie

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Renate Müller

Witze über die Homöopathie sind ja nichts Neues. Sprüche wie Tropfen in den Bodensee geben usw. hab ich schon vor Jahrzehnten gehört. Was da aber in letzter Zeit so passiert, wirkt auf mich wie eine – von wem auch immer – gesteuerte Kampagne besonderer Art.

So ist es z. B. inzwischen eher die Ausnahme, wenn in ein Comedy- oder Kabarettprogramm das Thema Homöopathie nicht eingebaut ist. Und oft sind das nicht die altbekannten Witzchen, sondern wirklich knallharte Angriffe.

Auch die sogenannte seriöse Presse hat mit umfangreichen Artikeln ihren Anteil an der Diffamierungskampagne.

Hier eine Auswahl von Titelzeilen:

  • Homöopathie nutzt nur den Krankenkassen
  • Homöopathie darf nicht mehr als Wellness sein
  • Homöopathie: Millionen für Placebos

(https://www.zeit.de)

Eine Apotheke in Weilheim, die 2018 Homöopathika aus ihrem Sortiment nahm, wurde für diese »Heldentat« von der Presse mit großer Aufmerksamkeit belohnt.

Selbst beim Parteitag der Grünen am 15. November 2019 wollte ein junger Grüner einen Antrag einbringen, der die Kostenerstattung von homöopathischen Mitteln durch die Krankenkassen beenden sollte. Die Diskussion des Themas wurde allerdings aufgrund von Gegenanträgen verschoben.

Am 7. November 2019 stand im Bayerischen Landtag das Thema Homöopathie gar nicht konkret auf der Tagesordnung. CSU und Freie Wähler brachten 5 Anträge zur endgültigen Abstimmung, die mit der besorgniserregenden Entwicklung multiresistenter Keime und den Lieferengpässen bei Antibiotika zu tun hatten. Aufgrund folgender Passage im Antrag: Todesfälle durch multiresistente Keime vermeiden IV – Studie zu einem reduzierten Antibiotikaeinsatz (Drs. 18/3320) entbrannte dann auch dort eine Debatte über die Homöopathie:

„Die Staatsregierung wird aufgefordert, durch eine Studie zu untersuchen bzw. untersuchen zu lassen, wie ein reduzierter Antibiotikaeinsatz im medizinischen Bereich realisiert werden kann. Dabei soll auch und insbesondere die Rolle alternativmedizinischer Methoden in den Blick genommen werden. Auch soll in diesem Zusammenhang eine mögliche positive Rolle von ggf. ergänzend verabreichten homöopathischen Präparaten beleuchtet werden.“

Pressereaktionen in den folgenden Tagen vermittelten dem Leser den Eindruck, dass künftig nur noch Zuckerkügelchen anstelle von Antibiotika zum Einsatz kommen sollen.

  • Umstrittene Homöopathie: CSU, Freie Wähler und Grüne stimmen für Globuli-Studie als Alternative für Antibiotika (Merkur 8.11.2019)
  • Statt Antibiotika: Bayerische Politiker wollen gefährliche Keime mit Homöopathie bekämpfen (https://medwatch.de)
  • »Globukalypse« in Bayern: Landtag beschließt Studie zum Einsatz von
    Homöopathie statt Antibiotika (https://de.sputniknews.com)

Den Vogel abgeschossen hat in meinen Augen jedoch eine verantwortliche Redakteurin der Welt in ihrem Kommentar mit dem Titel:

  • Globuli statt Antibiotika? Gefährliche Doktorspiele im bayerischen Landtag

Er enthält u. a. folgenden Satz:

„Schon einmal hat es in Deutschland aus politischen Gründen den Auftrag zu einer solchen Untersuchung gegeben: 1936 hatten nationalsozialistische Gesundheitspolitiker die Hoffnung auf eine alternative, mythische, urdeutsche Medizin.“ https://www.welt.de

Renate Müller, Schongau

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