S wie … Solidarität

Irmgard Deml, Weilheim

Ein Bekannter, der in Rumänien aufgewachsen war, erzählte folgende Begebenheit aus seiner Kindheit: In der Dorfschule, die er besuchte, wurde immer wieder einmal für die ärmsten Kinder Geld gesammelt. Als das Kind mit den reichsten Eltern den geringsten Betrag mitbrachte, fragten die anderen nach dem Grund, denn seine Eltern seien doch reich. Es fragte zuhause nach und kam am nächsten Tag mit folgender Antwort zurück: „Ja, es ist richtig, dass wir reich sind. Aber wir wollen auch reich bleiben.“

Daran musste ich denken, als es die ersten Spendenaufrufe für die Opfer der Flutkatastrophen hierzulande gab. Eine liebe Freundin, die dieses Jahr ihr 91. Wiegenfest feiern konnte, meinte: „Das sieht aus wie im Krieg.“ Massiv traumatisierte Menschen, die teils ihr ganzes Hab und Gut verloren (Von wegen: „Spar, spar für die grauen Haar.“), ja, nicht wenige mussten sogar ihr Leben lassen, weil allem Anschein nach Politiker die Bevölkerung trotz entsprechender erhaltener Informationen nicht rechtzeitig warnten. Und auch weltweit gibt es aktuell Flutkatastrophen, dazu Brände, Erdbeben, Stürme …

Das »einzig Gute« an derartigen Vorkommnissen ist vermutlich, dass sich viele Menschen darauf besinnen, dass es für alle überall, egal in welchem Land, unabhängig von Hautfarbe, Religion und dergleichen in solchen Fällen nur eines geben kann: Helfen in jeglicher Hinsicht, soweit dies jeder/jedem Einzelnen möglich ist. Was leider für viele von den Auswirkungen der Corona-Maßnahmen selbst gebeutelten unter uns sehr schwer bis unmöglich sein dürfte.

Mit anderen solidarisch zu sein, sie unterstützen zu können, setzt zu allererst den Willen dazu voraus, dann folgt die Fähigkeit dazu. Wer viel »hat«, könnte viel geben, wer nichts hat – klar … Wobei es oft so ist, dass weniger Begüterte eher spenden als Reiche. Siehe oben.

Solidarisch wäre es auch, wenn diese Personengruppe insgesamt ihren steuerlichen Verpflichtungen nachkommen würde, sowie die Abgabe tausender nicht verwendeter Impfdosen vor dem Verfallsdatum an andere Länder, statt diese bei uns zu vernichten. Im Bereich Klimaschutz fällt unter anderem darunter, keinen SUV zu fahren, nicht zu fliegen, nicht zu rauchen, Müll zu vermeiden, den Fleischverbrauch – beziehungsweise Konsum an sich – sowie den Stromverbrauch zu reduzieren. Wer ist diesbezüglich solidarisch?

Und nun geht es leider immer noch um das Thema, das uns als Gesellschaft mittlerweile derart spaltet, dass nicht absehbar ist, wann und wie wir wieder zusammenfinden können. Großen Respekt habe ich vor Hubert Aiwanger, der dazu steht, sich nicht impfen zu lassen, dafür aber massiv angegriffen wird. Wie kann es sein, dass sich so viele von uns erdreisten, ihn dafür zu kritisieren und unter Druck zu setzen? Jedem/r von uns steht laut Grundgesetz das Recht auf körperliche Unversehrtheit zu. Weshalb wollen das diejenigen, die sich, aus welchen Gründen auch immer, impfen ließen/lassen nicht akzeptieren? Sie selbst tun das was sie für richtig halten, sprechen das gleiche Recht jedoch anderen ab.

Wo ist denn die Solidarität derjenigen, die sich »nur« impfen lassen, weil sie Urlaub machen, Veranstaltungen oder Restaurants besuchen wollen, mit jenen, die sie bewusst gefährden? Denn doppelt Geimpfte und Genesene können das Virus wie alle anderen unwissentlich weitergeben. Bei der augenscheinlich (nicht?) vorhandenen politischen Strategie passt so Vieles nicht zusammen und ist nicht nachvollziehbar. Hierzu nur zwei Zitate von Herrn Söder: „Die Grundrechte sind kein Luxusgut und kein Geschenk; sie sind Normalität.“ und „Ohne Impfen keine Freiheit.“

Inzwischen glaube ich allerdings, begriffen zu haben, weshalb »unsere« Politiker immer wieder verlauten lassen, dass es keine Impfpflicht geben wird. Wolfram Henn, Humangenetiker und Vertreter der Ethik (!!!)-Kommission erklärte am 06.08.21 auf BR2, dass es zwar keine Impfpflicht geben werde, sich jedoch der gesellschaftliche Druck massiv erhöhen würde, so dass auch „Unvernünftige zur Vernunft kommen“ (!!!) und sich impfen lassen. Keine Restaurant- und Veranstaltungsbesuche, keine Reisen mehr, Tests, die selbst bezahlt werden müssen. Entspricht das nicht Erpressung oder Vergewaltigung? Oder was passt hier als Vergleich? Von dem Gedanken, dass wir hierzulande eine neue Partei bräuchten, eine PdV – Partei der Vernunft, war ich bereits vor der fragwürdigen Aussage dieses Herrn abgekommen. Optimal ist eine PdW – Partei der Weisheit. Oder ist die 2020 gegründete »Die Basis« die Chance für den dringendst benötigten politischen Wandel in Deutschland?

Nun, so wie ich selbst, richten sich viele in meinem Umfeld immer wieder auf Positives aus, um dem Negativen nicht noch mehr Kraft und Energie zu verleihen, als es aktuell eh schon hat. Denn stets wird das Licht das Dunkel vertreiben, andersherum ist es schlicht nicht möglich. Genau so wie die Sonne ihr Licht in alle Länder der Erde bringt.

Text, Melodie und alle Rechte: Irmgard Deml

Zum Abschluss diesmal noch zwei Zitate, die mir hier passend erscheinen: „Wir lernen aus der Geschichte immer wieder, dass wir nichts lernen“, von Henry de Montherlant und – gaaanz wichtig: „Die Wahrheit hat nichts zu tun mit der Zahl der Leute, die von ihr überzeugt sind“, von Paul Claudel.

Irmgard Deml, Weilheim

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