Das Erntedank-Fest im Oktober ist wohl vor allem jenen Zeitgenossen, die in ländlichen Regionen leben, sehr wichtig. Denn diese sind häufig näher an der Natur und ihnen ist bewusster, wie abhängig wir von den Menschen sind, die unsere Lebensmittelversorgung sicherstellen. Doch wie wird Bäuerinnen und Bauern das gedankt? Sehr viele Verbraucher sagen zwar bei Umfragen, dass sie bereit sind, für »bio, öko und regional« mehr zu bezahlen als für ungesunde Alternativen, doch dies ist häufig, auf gut Bayerisch gesagt, Dampfplauderei. Sonst wäre es Landwirten schon lange möglich, ohne Subventionen, die ihnen immer wieder von Konsumenten vorgehalten werden, die von nichts eine Ahnung haben, gut leben zu können.
Ich selbst habe hier ebenfalls kaum Einblick, auch wenn die Eltern meiner Mutter einen Bauernhof besaßen und wir als Kinder oft dort waren. Wir sammelten Kartoffelkäfer von den Feldern ab und für die Schweine sammelten wir Eicheln auf. Wir halfen beim Heuen mit und Opa brachte seine Milchkannen mit dem Pferdefuhrwerk an die Bundesstraße und stellte sie dort für den Milchwagen, der zur Abholung kam, auf das Millibankl.
Vor einiger Zeit bot das Kreisbildungswerk GAP eine Hofführung in Aidling bei der Familie Kühn mit dem Thema »Schöpfungsverantwortung« an. Denn auch wenn die ganze Weltbevölkerung für den Erhalt der Schöpfung zuständig ist, tragen doch vorwiegend Personen und alle möglichen »Konzerne«, die – in welcher Weise auch immer – »Eingriffe« in die Natur vornehmen, hier die Hauptverantwortung. Dazu gehören logischerweise alle, die landwirtschaftlich sowie im Garten tätig sind.
Leni und Rudi Kühn, deren Sohn in absehbarer Zeit den Betrieb übernimmt, bewirtschaften einen Bio-Hof mit Milchviehhaltung und auch sie sehen sich ständig neuen Herausforderungen ausgesetzt. Seien es die Wetterkapriolen mit Dauerhitze, Dauerregen, Starkregen, Hagel und Sturmphasen, überbordende bürokratische Vorschriften oder die Zwangs-Digitalisierung. Bauer sein ist Berufung, denn sonst würden diese ihre Arbeit nicht machen können. Sie übernahmen oft bereits jahrzehnte- oder sogar jahrhundertealte Höfe, sind mit Scholle und Vieh verwachsen und ihre Tiere sind meist das, was für andere Leute Haustiere sind: Persönlichkeiten, die wie alles und jeder andere respektiert werden.
In Aidling bot das Dorfleben früher, was man zum Leben brauchte. Der Onkel war Hufschmied, die Nachbarn Zimmerer, Weber oder arbeiteten im Metallbau. Von früher 33 Höfen im Ort bestehen aktuell vier Milchviehbetriebe weiter. Nicht neu: Mittlerweile haben vor allem viele zugezogene Dorfbewohner kein Verständnis mehr für Kuhscheiße auf der Straße. Na ja. Etwas zu essen und zu trinken wollen sie ja wohl alle haben.
Kühns stellten 1995 von einem Anbindestall auf einen Laufstall mit Melkstand für zwanzig Kühe um – Vorgabe wären vierzig gewesen. Den Tieren geht es so sehr gut, wie bei vielen anderen Bauern auch. Doch die EU plant, Bio nur noch anzuerkennen, wenn die Rinder Auslauf auf Wiesen haben. Die Forderungen nach Tierwohl sind oft arg wirklichkeitsfremd, denn wenn die Kühe – vor allem im Winter – draußen sind, springen sie herum und Knochenbrüche kommen immer wieder vor. Es ist eminent wichtig, dass Personen, die von der Materie in jedwedem Bereich und vor allem von der Praxis aktuell und laufend kaum oder gar nichts wissen, dazu keine politischen Entscheidungen fällen und Betroffene gängeln dürfen.
Weiteres Thema: Im Hinblick auf Kühe mit oder ohne Hörner ist durch Laboruntersuchungen belegt, dass horntragende Tiere gesünder sind. (Randbemerkung, da dies vielen nicht bewusst ist: Eine Kuh gibt nur Milch, wenn sie ein Kalb geboren hat.) Ein »krummes« Horn / »Wackelhorn« kann entstehen, wenn ein Rind nicht genetisch rein hornlos – was es tatsächlich gibt – ist. Wobei Hörner logischerweise gefährlich sein können.
Biodiversität, also die Vielfalt an Gräsern und Kräutern auf Wiesen, die bei der Schöpfungsverantwortung mit ganz vorne steht, ist beim Futter die Basis. Leguminosen (Kleepflanzen) binden den Luftstickstoff, der ein essentieller Bestandteil des Pflanzenproteins ist. Und dieser hat direkten Einfluss auf die Qualität der Milch. Stickstoff als Dünger zu verwenden resultierte nach dem 1. Weltkrieg daraus, dass er nicht mehr für Giftgas, sondern in der Landwirtschaft zum Einsatz kam und kommt. Die Preise für Stickstoff zogen seit Beginn des Ukrainekriegs enorm an. Bei Kühns wird seit über vierzig Jahren ohne Stickstoffdünger gearbeitet. Und Kraftfutter wird, wenn überhaupt, nur als Lockmittel verwendet.
Soja aus Südamerika, für dessen Anbau Urwälder gerodet werden, ist hier ebenfalls kein Thema. Wobei sehr viele Verbraucher diesbezüglich wesentlich kritischer sein müssen, denn »billig« zerstört alle Lebensgrundlagen. Daher ist es so wichtig, dass sich jeder Mensch darüber klar wird: Die Verantwortung für die Schöpfung ist auf unser aller Schultern – jener, die aktuell leben und die Nachkommen – verteilt. Nehmen wir diese Aufgabe an und handeln dementsprechend, um den wunderbaren blauen Planeten zu erhalten.
Irmgard Deml, Weilheim




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Da machen die Kühns das, was uns allen gut tut. Sie pflegen aktiv das Leben von Pflanzen und Tieren. So wie den Pflanzen die Ausstrahlung der Pflanzenreste im Humus, deren genetische, atomare Lebensordnung zu neuem Leben verhilft, so fühlen wir uns in Leben erfüllter Umgebung mit Pflanzenvielfalt, Würmern, Insekten, Vögeln, Tieren, in Nahrung und liebenden Menschen gut. Leider pflegt nur jeder siebte Hof in Bayern das Leben. Sechs bauen Leben auf allen Ebenen ab, im Humus mit Stickstoff und Chemie. Sie machen nach dem alten, gültigen, Sprichwort sich zu. „reichen Vätern, aber arme Söhne “ – arme Erben, durch Humusabbau im Boden auf genetisch-atomarer Ebene. Dieser Zerfall des Lebens setzt sich über die Ausstrahlung in die Nahrung bis in den Menschen fort- Krebs. siehe hier im OHA: Landwirtschaft- biologisch -dynamisch.