Seminar für Naturtalente: »Ornithologische Tage« im Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil am Ammersee

An drei Tagen im März konnten Kinder ihr Wissen über verschiedene Tierarten im Ampermoos erweitern

Auf dem Beobachtungsturm in Kottgeisering
(Foto: Bastian Wegner)

Herrsching/Wartaweil – Sie stehen auf der »Vorwarnliste«, aber es gibt sie noch: Kids wie Moritz, Andreas und Johannes. Quasi zeitgleich mit Franz Wimmer und Christian Niederbichler haben sie die Kornweihen entdeckt, die hoch über dem Ampermoos hereinsegeln und dann in virtuosen Flugmanövern immer wieder in das wogende Schilfmeer abtauchen. Die Männchen markant mit ihren schwarzen Flügelspitzen, die Weibchen unauffälliger in Braun-Beige. Einige Wochen noch werden sie gegen Abend das große Schilfgebiet aufsuchen, um dort gemeinsam am Boden zu übernachten. Spätestens Anfang Mai ziehen sie dann gen Norden, wo sie den Sommer verbringen.

Für die beiden Gebietsbetreuer des Ramsar-Gebietes Ammersee gehören solche Führungen zum täglichen Brot, aber die Veranstaltung heute ist wahrscheinlich anders als sonst. Die schlauen Nachfragen, das anhaltende Interesse – schlicht, die Motivation der Kinder macht einfach Laune. Die sechzehn Jungs und Mädchen zwischen neun und 14 Jahren nehmen an den »Ornithologischen Tagen« im Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil am Ammersee teil. Drei Tage lang lernen sie dort, mit Spektiv, Fernglas und Bestimmungsbuch umzugehen. Sie diskutieren auf Augenhöhe mit Vogelexperten und Wissenschaftlern und erkunden die »Hot Spots« der Vogelwelt in der Region.

Foto: Bastian Wegner

Bereits zum sechsten Mal lädt der BUND Naturschutz (BN) Kinder und Jugendliche für drei Tage ein, das »Naturtalent« in sich zu entdecken. Im Unterschied zu vielen anderen Umweltbildungsangeboten steht hier das Kennenlernen, Beobachten und Bestimmen von Tierarten im Mittelpunkt. Denn erstens hat der BN festgestellt, dass bei Kindern durchaus Bedarf und Interesse an dieser Art der Wissensvermittlung besteht. Und zweitens sorgt der Verband so für seinen eigenen Nachwuchs. Wie eine BN-Studie erstmals zeigte, drohen die Artenkenner nämlich auszusterben. Der Großteil von ihnen ist 60 Jahre oder älter und »Nachschub« ist nicht in Sicht.

Umso mehr freut sich der BN über das rege Interesse von Kindern und Jugendlichen für die Ornithologischen Tage. Einige der Teilnehmer sind bereits echte Vogelkenner und überraschen selbst die Referenten mit ihrem Wissen. Andere können zu Beginn gerade einmal Spatz und Amsel auseinanderhalten. Aber auch sie packt spätestens hier auf dem Naturbeobachtungsturm bei Kottgeisering das „Beobachtungsfieber“. Es ist eben auch ein bisschen wie jagen, wenn man versucht, die blitzschnellen Greifvögel mit dem Spektiv einzufangen. „Yesss, ich hab ihn!“, schallt es dann von rechts oder links.

Die Sonne sinkt jetzt tiefer, das Schilf färbt sich langsam orange und die Alpen zeichnen sich immer deutlicher am südlichen Horizont ab. Zeit für die Kornweihen, sich ihren gemeinsamen Schlafplatz zu suchen. Und so ziehen auch wir langsam Richtung Parkplatz ab, durchgefroren aber zufrieden. Ein perfekter Nachmittag für Ornithologen – und solche, die es werden wollen.

Heidi Tiefenthaler
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