Steilvorlage aus Finnland

Hans Schütz

Hans Schütz

In Finnland soll in den Schulen das Erlernen der Schreibschrift abgeschafft werden

Ekstatische Jubelschreie unter den mainstreamigen Bildungsforschern und aus den vielfach überbesetzten schulpädagogischen Instituten waren bundesweit zu hören. Immerhin ist Finnland – was die Schulen betrifft – schon lange unser Vorbild Nummer eins, wenn auch kaum jemand das dortige Schulsystem wirklich kennt.

Noch mehr Jubel selbstverständlich aus der bildungsgierigen Elternschaft, die erneut verbesserte Chancen sieht auf dem Weg zum Volksabitur für alle, und klammheimliche Freude bei so manchen Pädagogen, die sich im täglichen Kampf um die Anerkennung an sich selbstverständlicher Anforderungen wenigstens hier ein bisschen Luft zum pädagogischen Verschnaufen erhoffen.

Dabei wäre es im Gegensatz dazu längst an der Zeit für eine Umkehr, weg von einer immer schiefer werdenden Bildungsebene, die immer mehr Schülerinnen und Schüler hinab führt ins Nichtskönnen und Nichtswissen.

Verteidigt die Schreibschrift! Sie ist eine hohe Kulturtechnik, die wir auf keinen Fall widerstandslos aufgeben sollten. Sie prägt unsere Kultur seit Jahrhunderten in eindrucksvoller Art und Weise und sollte schon von daher grundsätzlich nicht zur Disposition stehen.

Darüber hinaus gehen mit dem Erlernen der Schreibschrift – und insbesondere mit dem Üben der leider seit langem in weiten Kreisen verpönten Schönschrift – motorische Fertigkeiten verloren, deren Fehlen dann an anderen Stellen lauthals aber ohne Ursachenforschung beklagt werden.

Doch damit nicht genug: Einige Lernpsychologen, Pädagogen und Hirnforscher weisen im Zusammenhang mit der Schreibschrift auf interessante Erkenntnisse hin. So hilft die Schreibschrift im Gegensatz zu der mehr und mehr propagierten Druckschrift deutlich besser bei der intellektuellen Verarbeitung von Wissen und Erkenntnissen. Was in Schreibschrift geschrieben wird, hat größere Chancen vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis transportiert zu werden. Das gilt nicht nur für sprachliche und rechtschriftliche Inhalte, sondern für jedweden inhaltlichen Gegenstand des Geschriebenen. In Zeiten des Klagens über die immer mehr verkümmernde Merkfähigkeit bei Kindern ein deutlicher Hinweis!

Wie hirnrissig dagegen die Druckschriftbefürworter in ihrer kümmerlichen Argumentation:

Wichtiger als die Schreibschrift sei das frühzeitige Erlernen des Umgangs mit einem Laptop, so konnte man lesen. Die hierfür notwendigen Fertigkeiten müsse man intensiver einüben, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Ja geht’s noch dümmer? Was man da benötigt, das üben die Kids doch täglich an ihren Spielkonsolen, Handys, Tablets etc. – ganz davon abgesehen, dass das jederzeit problemlos in einem entsprechenden Schulfach auf ein notwendiges Mindestniveau gebracht werden kann.

Für die elektronischen Kleingeräte langen darüber hinaus schon zwei geübte Daumen, möglichst mit kurzen Nägeln oder weit zurückgebissen, wie unsere Kanzlerin im Bundestag immer wieder beweist – und als Nebeneffekt hat man dann auch noch die passende Grundlagenfertigkeit für die vielsagende Merkelraute.

Hans Schütz

2015_03_Schreibschrift

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