Von Papst Benedikt zu Papst Franziskus

Maria Möhrle

Maria Möhrle

Zum Wechsel auf dem sinkenden Schiff

Mit Bewunderung, Respekt und Bedauern von Seiten vieler Menschen und mit Abschiedsworten trat Papst Benedikt vom Papstamt zurück. Sämtliche Medien zollen ihm für diesen Schritt Lob und Anerkennung – ein revolutionärer Schritt, gleichzeitig sein erster und einziger Schritt zur Überwindung des Mittelalters – in Wirklichkeit war dieser Schritt notgedrungen durch Altersbeschwerden sowie durch zahlreiche Krisen und Korruptionsaffären.

Mein laienhafter Blick auf das Pontifikat Benedikts gründet u. a. auf dem Buch von Alan Posener: »BENEDIKTS KREUZZUG – Der Angriff des Vatikans auf die moderne Gesellschaft«. Posener weist eindrucksvoll nach, dass Benedikt schon seit langem einen Feldzug gegen die Errungenschaften der Moderne führt, und zwar mit aller Konsequenz.

Papst Benedikt war als Panzerkardinal, als konservativer Hüter eines mittelalterlichen Katholizismus, bekannt und bereits vor seiner Wahl von zahlreichen Menschen kritisch bewertet. Dennoch glaubten viele Menschen an ein Wunder, hohe Erwartungen und eine Welle der Zuneigung besonders von Seiten der Deutschen gepaart mit nationalem Stolz begleiteten Benedikt auf den Thron der Päpste.

Seine Antrittsworte: „Ich bin nur ein einfacher Arbeiter im Weinberg des Herrn“ klangen verheißungsvoll, obwohl jedermann jederzeit den großen Prunk und die traditionellen Insignien, das pure Gegenteil von Einfachheit, sehen und erleben konnte. Hier wären Schritte zu Einfachheit und Glaubwürdigkeit möglich und nötig gewesen.

Der große Widerspruch und das Versagen dieses Papstes besteht nach meiner Meinung in seiner Theologie und in seinen Entscheidungen. Er trägt den Ruf eines »Großen Theologen«, er schreibt Jesusbücher mit Riesenauflagen. Aber Jesus, wie ich ihn wahrnehme, war ganz anders. Seine Liebe galt uns Menschen und unserem eigentlichen Glück.

Sag mir doch, was hat der deutsche Papst Gutes gebracht?

  • Etwa die Zerschlagung der Theologie der Befreiung,
  • etwa die Aufhebung der Exkommunikation der Piusbruderschaft,
  • etwa den Entzug der Lehrerlaubnis von erstklassigen Theologen wie Hans Küng, Eugen Drewermann, Gotthold Hasenhüttl u. a.
  • etwa die Wiedereinführung der lateinischen Messe,
  • etwa die Ausgrenzung der Geschiedenen und Wiederverheirateten,
  • etwa das Festhalten an einer mittelalterlichen Sexualmoral, obwohl die Wissenschaft längst die große Bedeutung der Sexualität erkannt hat. Als Folge dieser verfehlten Sexualmoral das Inkaufnehmen eines massenhaften sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger und in kirchlichen Einrichtungen,
  • etwa die Nichtzulassung der Frauen zu Ämtern und Führungsaufgaben mit großem Schaden für die Weitergabe des Glaubens in den Familien,
  • etwa das Festhalten an einer fragwürdigen Zölibatsverpflichtung,
  • etwa die Dogmen, Gebote, Vorschriften,
  • etwa die stillschweigende Duldung und Helfershelferfunktion für das neoliberale Gesellschaftssystem, wo Armut und Reichtum herrschende Tatsachen sind, es erfolgte keine theologische Verurteilung durch Papst Benedikt.

Alles nur Pannen?

Ob der neue Papst Franziskus dem Reformstau begegnen und dem Absturz zu einer fundamentalistischen Sekte Einhalt gebieten kann und wird, ist in Anbetracht zahlreicher konservativer Kardinalsernennungen (Wahlberechtigter) höchst fraglich.

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