Rückkehr von Teófilo (32)

Don Teófilo Valladares

Don Teófilo Valladares, Kleinbauer in Los Jobos

Geschichte einer Familie in Honduras (Teil 1)

In der Gemeinde Los Jobos, 28 Kilometer vom Gemeindehauptort Pespire entfernt, wohnen heute Satos Teófilo Valladares und Apolinaria Ramirez mit ihren sieben Kindern. Wir besuchen sie mit dem Ziel, die Realität in einem weit abgelegenen Weiler kennen zu lernen. Und damit einen Einblick zu bekommen in die Realität einer Kleinbauernfamilie, die sich in einem von HEKS (= Hilfswerk der Evangelischen Kirche Schweiz) unterstützten Projekt zur Verbesserung der Ernährungssicherheit beteiligt.

Bist du hier geboren? – „Ja, hier bin ich geboren und aufgewachsen. Längere Jahre war ich weg. Aber hier leben wir heute mit unseren sieben Kindern.“

Und mit einem nostalgischen Ton erzählt er, dass er nach seinen Jugendjahren im dritten Bataillon der honduranischen Armee Dienst geleistet habe. Als 21-Jähriger sei er eingezogen worden. Damals sei der Militärdienst obligatorisch gewesen, und oft wurden Jugendliche vom Land zwangsrekrutiert. Er blieb drei Jahre im Militär und nutzte die Zeit, die Primarschule nachzuholen.

Im Jahr 1988 kehrte er in den Departementshauptort Choluteca zurück. Dort überlebte er mehr schlecht als recht von Gelegenheitsarbeit: während einiger Monate arbeitete er als Hilfsarbeiter bei der Verkehrspolizei, dann wieder versuchte er es mit dem Wiederverkauf verschiedenster Verbrauchsprodukte.

Aber er brachte es auf keinen grünen Zweig. Anfangs der 90er Jahre nahm er Gelegenheitsarbeit in der Wirtschaftsmetropole San Pedro Sula im Norden von Honduras an. Seine in der Zwischenzeit gegründete Familie, die in Los Jobos lebte, wartete meist vergebens auf Geldüberweisungen – was er verdiente, gab er in Spelunken wieder aus. Sowohl er wie auch seine Familie litten Hunger.

Apolinaria Ramirez

Apolinaria Ramirez, die Lebenspartnerin von Teófilo Valladares

Erst der Wirbelsturm Mitch im November 1998 brachte die Wende: er kehrte nach Los Jobos zurück. Es galt, fürs Überleben seiner Familie zu kämpfen. Das kleine Stück Land, weniger als ein Hektar groß, musste dringend vom Geröll gesäubert werden. Es musste gelingen, darauf wieder Mais und Bohnen aussäen zu können.

„Den Alkohol rührte ich nicht mehr an – der Wirbelsturm veränderte mein Leben“, meint er heute, mit einer spürbaren Zufriedenheit.

Er baute Mais und Bohnen so an, wie er es von seinem Vater gelernt hatte: zuerst wurde das Feld abgebrannt, dann wurden Mais oder Bohnen gesät, je fünf bis acht Samen an der gleichen Stelle. Den Anbau von andern Feldfrüchten kannten sie nicht. Wenn es auf dem eigenen Land keine Feldarbeiten gab, arbeitete er als Tagelöhner bei Großgrundbesitzern in der Region.

Die HEKS-Partnerorganisation Adepes begann im Jahr 2001 mit der Beratungsarbeit von Kleinbauernfamilien in der Region von Los Jobos und mehreren Nachbardörfern. Teófilo hörte davon und zeigte Interesse, bei den Kursen und beim Erfahrungsaustausch mitzumachen.

„Ich hatte Gelegenheit, die Parzelle von Napoleón Sanchez zu besuchen. Was ich dort sah, hat mich stark motiviert. Ich sagte mir: wenn Napoleón das kann, dann ist es auf unseren Parzellen auch möglich.“

Wir besuchten die Parzellen von Teófilo. Es ist ein steiles, abschüssiges Land. Wo früher lediglich Mais und Bohnen wuchsen, ist es heute voll von verschiedensten Fruchtbäumen: Avocados, Papayas und Bananen. Und dazwischen immer wieder Maniko-Pflanzen. Allein die über 100 Papaya-Pflanzen bescheren ihm und seiner Familie eine reiche Ernte, nicht nur für die Selbstversorgung, sondern auch für den Verkauf in der Region.

Don Teófilo erklärt, dass er auf seinen Parzellen keine chemischen Produkte, weder Dünger noch Pestizide einsetze. Er brennt die Felder auch nicht mehr ab. Er weiß heute, wie man Kompost herstellt, die Schädlinge mit natürlichen Schädlingsbekämpfungsmitteln in Schach hält und wie die Fruchtbarkeit des Bodens erhöht werden kann. (Teil zwei im nächsten OHA)

Karl Heuberger, Zürich
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